RZB: Ukraine, Air France, Danone und Konjunkturdaten im Blickpunkt
Bei der Rallye von Staatsanleihen aus etablierten Volkswirtschaften wurde gestern ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Rendite der 10jährigen deutschen Benchmarkanleihe fiel auf ein Niveau zurück (neuer Tiefstand bei 1,111 %), welches selbst zur Hochzeit der Eurozerfallsängste bzw. der Finanz- und Staatsschuldenkrise im Jahr 2012 nicht erreicht wurde. Heute ist der Datenkalender prall gefüllt: Aus Belgien und Spanien kommen die ersten Eurozone BIP Daten für Q2. In Spanien hat sich die Wirtschaftserholung laut Notenbank fortgesetzt. In Belgien könnte den Konjunkturumfragen zufolge die Konjunkturdynamik ein wenig geringer ausgefallen sein als in den ersten drei Monaten. Bei der Sentiment Umfrage der EU Kommission dürfte sich im Juli die aus unserer Sicht temporäre Eintrübung der Stimmungslage im Industriebereich sowie beim Wirtschaftsvertrauen fortgesetzt haben. Bei der Schnellschätzung der Inflationsrate für Juli in Deutschland und Spanien sollte sich zeigen, dass sich die Energiepreise dämpfend auf den gesamten Preisauftrieb wirken. In den USA steht bei der Schnellschätzung zum Bruttoinlandsprodukt weniger die Entwicklung der Wirtschaftsleistung in Q2 im Vordergrund. Spannender sind etwaige Revisionen im Rahmen der jährlichen Benchmarkrevision. Speziell der massive Einbruch im ersten Quartal 2014 gibt nach wie vor Rätsel auf. Der ADP-Beschäftigungsbericht gibt eine Indikation für den Arbeitsmarktbericht am Freitag. Am Abend wird die Stellungnahme zur FOMC Zinsentscheidung veröffentlicht. Eine weitere Reduktion der Anleihekäufe ab August um USD 10 Mrd. gilt als sicher. Spannend wird, ob der geldpolitische Rat früher eine Leitzinsanhebung signalisiert als bislang verlautbart (zweites Halbjahr 2015).
Aktienmärkte
Die US-Aktienindizes haben am Dienstag nach einem freundlichen Start im späteren Handel nachgegeben und leichter geschlossen. Der starke Anstieg des US-Verbrauchervertrauens sowie einige gute Unternehmenszahlen (z. B. Merck) sorgten zunächst für Entspannung. Das freundliche Szenario wurde jedoch zunehmend von der sich zuspitzenden Ukraine-Krise überschattet: Nachdem zunächst die Europäische Union verschärfte Sanktionen gegen Russland beschlossen hatte, verkündete auch die US-Regierung zusätzliche Strafmaßnahmen. Nachbörslich konnten die Aktien von Twitter um knapp 29 % zulegen, nachdem das Unternehmen die Umsatzerwartungen übertreffen sowie den Ausblick anheben konnte. Unterstützt durch die positiven Quartalszahlen von Honda zeigte sich der Nikkei 225 Index von den geopolitischen Unsicherheiten unbeeindruckt und schloss den vierten Tag in Folge im Plus. Gemäß den aktuellen Futures-Indikationen ist an den europäischen Börsenplätzen von einem leicht negativen Handelsstart auszugehen.
Credit-Märkte
Das für Donnerstag angekündigte Aktionärstreffen der Banco Espirito Santo (BES) wurden von der Credit Agricole und der ESFG abgesagt. Momentan wird in diversen Medien über die Höhe der möglichen Verluste der BES im zweiten Quartal 2014 spekuliert. Es wird von einem Verlust von bis zu EUR 3 Mrd. gesprochen. Dies würde den derzeitigen Kapitalpuffer von EUR 2,1 Mrd. deutlich überschreiten und somit eine Kapitalerhöhung nach sich ziehen. Die portugiesische Nationalbank hat reagiert und mitgeteilt, dass für die Rekapitalisierung im Notfall Staatskapital vorhanden ist. Jedoch scheint es auch durchaus Interessenten von privater Seite für eine etwaige Kapitalerhöhung zu geben. Trotz dieser Unsicherheiten hat Moody’s gestern die Ratings von sechs portugiesischen Banken bestätigt, nachdem zuvor das Land von der Ratingagentur eine Ratingheraufstufung erhalten hat. Zusätzlich wurden die staatsgarantierten Anleihen der Banco Espirito Santo von Ba2 auf Ba1 heraufgestuft.
Zentral- und Osteuropa
- Letztendlich hat die EU sowie die USA jeweils die Entscheidung getroffen, weiter reichende wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen gegen Russland zu verhängen
- Abgesehen vom Thema der Sanktionen, das eine deutliche Bewegung der CEE-Wechselkurse hervorrufen dürfte, werden die lokalen Devisenmärkte heute von wichtigen US-Daten bewegt werden
- Der russische Eurobondmarkt blieb gestern weitgehend stabil, wobei sich heute jedoch Schwächen auftuen sollten
- Da der Druck auf RUB-Bonds anhält, überrascht uns die erneute Absage der heutigen OFZ-Auktion wenig