Weberbank: Alibaba – größter Börsengang aller Zeiten avisiert
Die Politik prägt aktuell stark das Geschehen an den Kapitalmärkten. Außen- und Geldpolitik wechseln sich mit Impulsen ab. Der Ukraine-Konflikt hält die Außenpolitiker der westlichen Welt in Atem. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Nach wie vor ist die weitere Entwicklung der Ukraine unklar. Die wirtschaftliche Bedeutung des Landes ist nicht hoch, es geht jedoch längst um die Vertretung westlicher und russischer Interessen in der Region. Russland zeigt sich selbstbewusst und schwer berechenbar. Die langfristigen Abhängigkeiten voneinander sind hoch und sollten nicht unterschätzt werden. Russland ist dominierend bei Energie- und Agrarrohstoffen. Gleichzeitig ist Russland aber auch auf westliches Geld angewiesen. Eine Zweckgemeinschaft, die eine Eskalation der Situation nicht zu unserem Hauptszenario werden lässt. Die amerikanische Notenbank (FED) setzt ihren strafferen geldpolitischen Kurs fort und hat die monatlichen Wertpapierkäufe erneut reduziert. Zwar enttäuschte das Wachstum der US-Wirtschaft wetterbedingt im ersten Quartal, die aktuellen volkswirtschaftlichen Indikatoren deuten jedoch in der laufenden Periode eine kräftige Konjunkturbelebung an. In diesem Umfeld ist davon auszugehen, dass die Wertpapierkäufe der FED im Herbst vollständig auslaufen werden. Zinserhöhungen sind hier frühestens im Jahr 2015 zu erwarten. Diesseits des Atlantiks ist die Geldpolitik entgegengesetzt ausgerichtet: Die jüngsten Inflationszahlen für die Eurozone signalisieren zwar einen leichten Anstieg der Preissteigerung, das Niveau ist jedoch mit 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr immer noch sehr gering und liegt unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Die volkswirtschaftlichen Daten deuten eine Fortsetzung der Wirtschaftserholung im Euroraum an, die EZB macht sich jedoch Sorgen um die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung: Die Kreditvergabe ist speziell in Südeuropa weiterhin sehr gering und bremst das Wachstum. Seit Monaten wird darüber spekuliert, ob die EZB tätig wird und ein Programm zur Belebung der Kreditvergabe lanciert bzw. die Zinsen erneut senkt. Bei der gestrigen Sitzung der Notenbank wurden diesbezüglich keine neuen Impulse gesetzt. Die EZB behält sich jedoch weiterhin alle Optionen offen, in den kommenden Monaten gegebenenfalls Nägel mit Köpfen zu machen.
Schwellenländer mit hoffnungsvollen Signalen
Festverzinsliche Papiere konnten erneut zulegen und neue Höchststände markieren. Die positive Stimmung der Marktteilnehmer bezüglich Anleihen südeuropäischer Länder ist ungebrochen. Auch deutsche Staatsanleihen sind weiter beliebt. Vor allem, wenn Sicherheit gefragt war, da beispielsweise negative Nachrichten aus der Ukraine belasteten, konnten deutsche Rentenpapiere profitieren. Der positive Trend ist nun schon seit Beginn des Jahres etabliert. Die Luft für weitere Kurszuwächse wird unserer Meinung nach langsam dünner, eine nachhaltige Trendumkehr erwarten wir jedoch derzeit nicht. Hoffnungsvolle Signale senden seit einigen Wochen Schwellenländeranleihen aus. Das Segment, das seit Mai letzten Jahres unter Druck stand, kann endlich wieder Investorengelder anziehen. Sollte die Stabilisierung anhalten, verfügt die Anlageklasse über ein attraktives Chancen-Risiko-Profil.
Kennen Sie eigentlich Alibaba? Nein, es handelt sich nicht wie vielleicht gemutmaßt um einen Räuber aus dem Morgenland. Vielmehr geht es um den weltgrößten Handelskonzern im Internet. Das chinesische Unternehmen, das erst vor 15 Jahren gegründet wurde, ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich gewachsen und stellt mittlerweile selbst Ebay oder Amazon beim Umsatz in den Schatten. Ein Teil der Aktien des Unternehmens soll nun an der Börse gelistet werden. Es könnte der größte Börsengang aller Zeiten werden. Nach Facebook und Twitter strebt damit ein weiteres großes Internetunternehmen an den Kapitalmarkt. Die Häufung der Emissionen aus dem Segment der neuen Medien im letzten Jahr lässt erfahrene Börsianer vorsichtig werden: Die Kurniveaus dieser Aktien sind mit klassischen Bewertungsansätzen oftmals schwer zu greifen. So verwundert es auch nicht, wenn in den letzten Wochen das Segment der Wachstumsunternehmen weiter unter Druck stand. Es gibt aber auch viele interessante Anlagemöglichkeiten in diesem Bereich, und innerhalb des Konjunkturzyklus ist es unserer Meinung nach zu früh, um sich komplett aus diesen Aktien zurückzuziehen. Die Berichte zum ersten Quartal 2014 waren in den USA im Schnitt sehr gut, und das Gewinnwachstum fiel besser als erwartet aus. In Europa ist das Bild leider nicht so einstimmig: Deutsche Unternehmen können gute Zahlen berichten, während es den Unternehmen der Eurozone weiterhin schwer fällt, das verbesserte Konjunkturumfeld in Unternehmensgewinne umzumünzen. Für weitere Kurszuwächse ist ein Anstieg der Gewinne unabdingbar.