Manz: Übernahmephantasie und die Solarenergiesparte belebt sich
Im 4investors-Interview bestätigt Manz-Gründer und Konzernchef Dieter Manz die Prognose für 2013. Man gehe davon aus, diese erreicht zu haben, sagt der Manager. Im laufenden Jahr sollen Umsatz und operativer Gewinn weiter steigen. Zudem könnte es in den kommenden Wochen Übernahmen geben - der Konzern will den Erlös aus einer jüngsten Kapitalerhöhung in Unternehmenskäufe investieren und befindet sich bereits in Gesprächen. Dass er jüngst den Anteil am Unternehmen abgebaut hat, habe keinerlei strategischen Hintergrund, so Manz im Interview.
"/medienpool/unternehmen/manz/manz.jpg" alt="Konzernchef und -Gründer Dieter Manz im 4investors-Interview. Bild und Copyright: Manz AG." title="Konzernchef und -Gründer Dieter Manz im 4investors-Interview. Bild und Copyright: Manz AG." class="textbild" />www.4investors.de: Das Jahr 2013 ist vorbei. Hat Manz die im November angehobene Umsatzprognose und die angepeilten operativen schwarzen Zahlen erreichen können?
Manz: Nachdem im Jahr zuvor die Solarkrise unser Jahresergebnis durch außerordentliche Einmaleffekte noch deutlich belastet hatte, ist unsere Unternehmensstrategie im vergangenen Geschäftsjahr 2013 voll zum Tragen gekommen. Es ist uns gelungen unser komplettes technologisches Know-how als Hightech-Maschinenbauer aus dem Solarbereich erfolgreich auf die Geschäftsbereiche Display und Battery zu transferieren. Wir haben dadurch überdurchschnittlich stark vom anhaltend boomenden Endkundenmarkt für Smartphones und Tablet-Computer und der entsprechend hohen Nachfrage aus der Displayindustrie nach innovativen Produktionslösungen profitiert. Auch auf dem jungen und zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt für Lithium-Ionen-Batterien haben wir ausgezeichnete Fortschritte verzeichnet. Neben der Elektromobilität haben wir uns mit Produktionslösungen für die stationäre Stromspeicherung zusätzliche und vielversprechende Absatzpotenziale in Battery-Bereich eröffnet. Darüber hinaus bieten sich uns im Bereich der Premium Consumer Products hervorragende Chancen für weiteres Wachstum. Von diesen insgesamt sehr positiven Entwicklungen profitieren unsere Aktionäre und wir. Der Aktienkurs ist im vergangenen Jahr um 249 Prozent gestiegen, während wir einen Rekordumsatz zwischen 260 und 270 Millionen Euro bei einem positiven EBIT für das Geschäftsjahr 2013 erwarten. Wir gehen davon aus, dass wir diese Guidance auch erreicht haben. Erste konkrete Ergebnisse werden wir auf Basis vorläufiger Zahlen am 6. März 2014 veröffentlichen.
www.4investors.de: Der Schweizer Konzern Meyer Burger hat Mitte Dezember über eine aufkommende Investitionsbereitschaft in der Solarenergiebranche berichtet. Wie ist die Lage der Solarsparte bei Manz aktuell, insbesondere mit Blick auf die CIGS-Aktivitäten, und gab es eine Belebung im vierten Quartal?
Manz: Wir spüren in unseren Gesprächen eine insgesamt wieder steigende Investitionsbereitschaft in der PV-Industrie und konnten bereits wieder erste Aufträge im Solarbereich verzeichnen. Mit einer Belebung der Nachfrage nach Produktionsequipment rechnen wir noch im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres, denn die Voraussetzungen hierfür sind positiv: Wir haben einen weltweit stark wachsenden Endkundenmarkt und eine entsprechend steigende Nachfrage nach PV-Zellen und -Modulen. In 2013 wir die neu installierte PV-Leistung voraussichtlich 36 Gigawatt und im laufenden Jahr 2014 fast 50 Gigawatt betragen – und das bei bestehenden Produktionskapazitäten von 45 Gigawatt. Gleichzeitig kann wegen rasant gefallener Modulpreise und veralteter Maschinen derzeit wohl kein PV-Produzent seine Fabriken noch wirtschaftlich betreiben. Deshalb muss die Branche investieren; genau hier sehen wir als Hightech-Maschinenbauer auch und insbesondere mit unserer CIGS-Technologie für uns ausgezeichnete Chancen. In vielen Regionen der Welt gibt es sehr ambitionierte Ziele hinsichtlich des Ausbaus der Photovoltaik. Denken Sie zum Beispiel an Saudi-Arabien: Im Jahr 2032 möchte das Land fast ein Viertel seines Strombedarfs aus Solarenergie decken. Aufgrund der unschlagbaren Vorteile der CIGS-Technologie hinsichtlich Kosten, Wirkungsgrad und lokaler Herstellung führt aus meiner Sicht in solchen Märkten zur Realisierung der Zielsetzungen an der CIGS-Dünnschicht kein Weg vorbei.
www.4investors.de: Wie hat sich das Geschäft im Schlussquartal in den anderen Sparten entwickelt?
Manz: Im Display- wie auch im Battery-Bereich haben wir auch im Schlussquartal die positive Geschäftsentwicklung der Vorquartale fortsetzen können. Klarer Wachstumstreiber für das Gesamtjahr wird wieder der Geschäftsbereich Display sein. Und auch zu Beginn des laufenden Jahres konnten wir hier den positiven Trend fortführen. Insgesamt haben wir Neuaufträge mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Millionen Euro erhalten. Diese werden bereits im ersten Halbjahr umsatz- und ertragswirksam. Neben Systemen und Anlagen in den Bereichen Automation, Laserprozesstechnologie und Messtechnik zur Herstellung von Smartphones und Tablet-Computern umfassen die Bestellungen erstmals auch innovative Vakuumbeschichtungsanlagen. Die ursprünglich zur Herstellung von Solarzellen entwickelte Technologie haben wir dabei erfolgreich in den Geschäftsbereich Display transferiert. Diese neuartige Beschichtungstechnologie bietet ausgezeichnete Chancen auf Folgeaufträge und birgt somit ein hohes Umsatzpotenzial. Entsprechend zufrieden sind wir momentan mit dem Start in das Jahr 2014.
www.4investors.de: Welchen Ausblick auf die Umsatzprognosen für 2014 können sie geben und wie nah können sie in diesem Jahr dem im November genannten längerfristigen Renditeziel kommen?
Manz: Wir wollen natürlich auch 2014 zulegen, sowohl beim Umsatz als auch beim EBIT. Insgesamt sehen wir für dieses Vorhaben auch sehr gute Voraussetzungen auf den einzelnen Märkten: Die Nachfrage auf dem Displaymarkt wird weiter ansteigen, wenngleich nicht mehr so dynamisch wie in 2013. Im Geschäftsbereich Battery haben wir uns mit der stationären Stromspeicherung sowie Premium Consumer Products zusätzliche Absatzbranchen eröffnet und verzeichnen auch in der Solarbranche einen leicht positiven Trend in unseren Gesprächen. Diese Faktoren zusammengenommen stimmen mich auch für 2014 sehr positiv. Die konkrete Guidance 2014 werden wir mit der Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2013 bekanntgeben.
"/medienpool/unternehmen/manz/laserkantenisolation.jpg" alt="Laserkantenisolation in der Produktion von Solarzellen. Bild und Copyright: Manz AG." title="Laserkantenisolation in der Produktion von Solarzellen. Bild und Copyright: Manz AG." class="textbild" />www.4investors.de: Ende November wurde von Manz eine Kapitalerhöhung im Volumen von knapp 27 Millionen Euro platziert mit der Begründung, die Sparte "Battery" durch Zukäufe ausbauen zu wollen. Wie weit sind hier die Planungen und eventuelle Verhandlungen? Woran haben sie konkretes Interesse?
Manz: Derzeit sind wir noch in Gesprächen mit möglichen Übernahmekandidaten. Der gesamte Prozess könnte aber auch noch bis Mitte 2014 dauern, sodass wir erst dann etwas Spruchreifes vermelden können. Dabei setzen wir insbesondere auf eine Ergänzung unseres bereits bestehenden Prozess-Know-Hows, um unsere bereits sehr gute Marktposition weiter auszubauen und überdurchschnittlich von den Chancen in diesem Bereich zu profitieren.
www.4investors.de: Machen für Sie Übernahmen auch in Ihren anderen Geschäftsbereichen Sinn, sehen sie hier aktuelle Möglichkeiten?
Manz: Grundsätzlich ist es unser Ziel organisch zu wachsen. Selbstverständlich beobachten wir den Markt dennoch genau, denn selektive Übernahmen zur Stärkung unseres Technologie- und Entwicklungsportfolios wie beispielsweise jetzt im Bereich Battery können unter entsprechenden Umständen sinnvoll sein. Konkrete Pläne bestehen aber zum Beispiel im Bereich Display momentan keine.
www.4investors.de: Gerade haben sie eine Meldung über eine OLED-Zusammenarbeit von Manz mit Aixtron veröffentlicht. Sind hieraus kurzfristig außer der Lieferung von Anlagenteilen im Wert von 4 Millionen Euro weitere Impulse zu erwarten?
Manz: Die Kooperation mit Aixtron ist ganz klar ein Engagement in einen Zukunftsmarkt. Kurzfristig können wir sicherlich mit kleineren Umsatzbeiträgen rechnen, das ganze Potenzial sehen wir aber ganz klar auf mittelfristiger Sicht. Um die Chancen der Zukunft konsequent nutzen zu können, rüsten wir uns aber schon heute für die Zukunft.
www.4investors.de: Welche längerfristigen Ideen und Planungen haben sie im Rahmen dieser OLED-Kooperation mit Aixtron? Was können Investoren hier in den kommenden Jahren erwarten?
Manz: Studien sehen einen rasant zunehmenden Anteil der OLED-Technologie im Displaymarkt weltweit. Treibende Faktoren sind dabei Smartphones, und zunehmend auch großflächige Bildschirme. Ziel der strategischen Partnerschaft mit Aixtron ist die konsequente Weiterentwicklung von Produktionslösungen im Bereich der OLED-Technologie. Mit der neuen Demonstrationsanlage zur effizienten Abscheidung organischer Schichten bis zu einer Substratgröße von 2,5 x 2,3 Meter können die Vorteile unserer gemeinsam entwickelten Anlage bei der kostengünstigen Herstellung organischer Leuchtdioden für Displays und Beleuchtungsanwendungen in einer industriell relevanten Größe demonstriert werden. Indem wir Innovation und Effizienz in den Produktionsverfahren für großformatige Substrate weiter vorantreiben, wollen wir die Wachstumsmöglichkeiten in diesem Zukunftsmarkt für unser Unternehmen nutzen.
www.4investors.de: In welchen Gebieten sehen sie Potenziale für ähnliche Industriepartnerschaften wie sie jetzt für den OLED-Sektor mit Aixtron abgeschlossen wurde?
Manz: Wir sehen in Industriepartnerschaften wie wir sie jetzt mit Aixtron eingegangen sind ein ausgezeichnetes Option um Entwicklungen in den Geschäftsbereichen dynamisch voranzutreiben. Dort wo wir Chancen erkennen, werden wir auch zukünftig Kooperationen eingehen. Konkrete Pläne bestehen aber derzeit nicht.
www.4investors.de: Die Familie Manz hat durch Verkäufe von Aktien und als Folge der Kapitalerhöhung ihren Anteil am Unternehmen auf 45,2 Prozent abgebaut und damit die Mehrheit abgegeben. Planen sie, weitere Anteile abzugeben und was ist der Hintergrund der Entscheidung, die Mehrheit abzugeben?
Manz: Zunächst einmal habe ich mich aufgrund des sehr hohen Interesses von institutionellen Investoren nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt, was zu einer natürlichen Verwässerung unserer Anteile geführt hat. Die leichte Reduzierung des Anteils an der Manz AG von rund 50 Prozent auf 45,2 Prozent hat keinerlei strategischen Hintergrund. Wir sind vom Erfolg des Geschäftsmodells absolut überzeugt und auch weiterhin sind wir der deutlich größter Anteilseigner des Unternehmens.