Commerzbank Börsencompass: Einkaufsmanager im Euroraum weniger zuversichtlich
Die Einkaufsmanagerindizes in Europa zeigen im Oktober unterschiedliche Entwicklungen. Der Index für die Industrie stieg um 0,2 Punkte auf 51,3; der Dienstleistungsindex hingegen sank von 52,2 Punkten im Vormonat auf 50,9 Punkte. Damit verbleiben beide Indizes über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Allerdings kann nur von einem geringen Wachstum ausgegangen werden. Die Ernüchterung der Einkaufsmanager werten wir als Rückkehr zur Normalität. Die in den letzten Monaten vorherrschende positive Stimmung basierte zum großen Teil auf der Erleichterung über die verhinderte Eskalation der europäischen Staatsschuldenkrise. Nunmehr kehren die Konjunkturerwartungen zurück in den Fokus der Einkaufsmanager. Entsprechende Daten haben zuletzt nicht überzeugt, wie die stagnierende Industrieproduktion im Juli und August. Speziell die beiden großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich schwächelten zuletzt. In Deutschland stieg der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes durch einen Sondereffekt von 51,1 auf 51,5 Punkte. Der Dienstleistungsindex fiel hingegen um 1,4 auf 52,3 Punkte. Frankreich bleibt weiterhin das Sorgenkind. Anders als in Deutschland sank der Industrieindex unterhalb der Expansionsschwelle nochmals um 0,4 Punkte auf 49,4. Auch der Dienstleistungsindex gab um 0,8 auf 50,2 Punkte nach. Insgesamt deuten die Einkaufsmanagerindizes auf ein leichtes Wachstum in Europa im 4. Quartal hin. Dieses ist allerdings zu gering um Impulse auf dem Arbeitsmarkt zu setzen.
Konjunktur und Rentenmärkte
An den Rentenmärkten herrschte gestern ein freundlicher Grundton. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen fielen mit zeitweise 1,74% auf den tiefsten Stand seit Mitte August, die entsprechender US-Treasuries gar auf ein 3-Monatstief. Ausschlaggebend waren enttäuschende Konjunkturdaten beiderseits des Atlantiks. Dies gilt sowohl für die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum (siehe Topthema) als auch die Daten aus den USA. Dort sank der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Oktober von 52,8 auf 51,1 Punkte. Enttäuschend waren auch die Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung in der Woche zum 19. Oktober (350.000 nach 362.000). Klar ist freilich, dass diese Daten durch die Behördenschließungen in der ersten Oktoberhälfte nach oben verzerrt sind; weniger klar ist allerdings, in welchem Ausmaß. Insgesamt vermitteln die Daten denselben Eindruck wie der monatliche Arbeitsmarktbericht: Die Dynamik lässt zu wünschen übrig. Diese Lesart dürfte sich auch die Fed zu eigen machen; bei ihrer kommenden FOMC-Sitzung am 29./30.10. wird sie geldpolitisch alles beim alten lassen. Das US-Handelsbilanzdefizit blieb im August mit 38,8 Mrd. USD fast unverändert; von dort dürfte kein Zusatzimpuls für die BIP-Daten des 3. Quartals (Veröffentlichung am 7.11.) ausgehen. Heute ist der Fokus auf das deutsche Ifo-Geschäftsklima gerichtet; am Markt wird mit einem moderaten Anstieg gerechnet.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern wieder aufwärts. Der Dax schloss mit einem neuen Schlussrekord, konnte aber die medienwirksame Marke von 9.000 Punkten noch nicht knacken. Der positive chinesische Einkaufsmanagerindex sorgte für eine freundliche Grundstimmung. Die eher am unteren Rand der Erwartungen liegenden Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum belasteten nur kurz. Bei den Einzelwerten konnten u.a. Daimler (+3,3%) und ABB (+5%) mit über den Erwartungen liegenden Zahlen überraschen. Celesio (+5,4%) profitierte vom nun tatsächlich vorliegenden Übernahmeangebot des US-Konzerns Mc Kesson (+4,9%). Ericsson (-5,3%) und K+S (-3,2%) konnten dagegen mit ihren Zahlen nicht überzeugen. Auch bei der Credit Suisse (-2,8%) hatten sich die Investoren von den Zahlen mehr erwartet. An den US-Märkten zeigte sich die identische positive Stimmung, die schon in Europa vorherrschte. Auch waren es u.a. die Daten aus China, die für Kauflaune sorgten. Zudem wurden die mäßigen Makrodaten als Bestätigung dafür gesehen, dass die Fed bei ihrer expansiven Geldpolitik bleibt, was ebenfalls ein positiver Faktor für den Markt war. Im Zuge der Berichtssaison fielen u.a. Visa (+2%, stärkster Wert in Dow Jones, positive Analystenkommentare) und AT&T (-1,8%, Gewinn-mitnahmen trotz guter Zahlen) auf. Nachbörslich ging es dank guter Quartalszahlen für Microsoft (+5,3%) und Amazon (+8,2%) deutlich nach oben. In Asien geht es heute Morgen klar abwärts. Belastend wirken schwache Unternehmensergebnisse des südkoreanischen Stahlproduzenten Posco (-1,2%) über LG Elec. (-3,7%) bis zu Canon (-1,4%). Auch die weiter steigenden Interbankenzinssätze in China belasteten.