Börse am Morgen: Fresenius, Gold, Ölpreis, US-Konjunktur - Nord LB
Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag seine frühere Schätzung zur Inflation. Die Inflation hat sich den fünften Monat in Folge verringert! Energie verbilligte sich bspw. binnen Jahresfrist um 4,5% (Kraftstoffpreise gingen allein um 6,9% zurück, Haushaltsenergie um 2,7%). Bei den Nahrungsmitteln kam es hingegen nur zu einer Abschwächung der Teuerung. Lebensmittel kosten im Durchschnitt immer noch 5,5% mehr als vor einem Jahr (im August lag dieser Wert aber noch bei 9%).
Das Ende der Streiks hilft! Im November konnte sich die Lage am US-Arbeitsmarkt erfreulich präsentieren. Im Berichtsmonat November wurden von der US-Wirtschaft 199.000 zusätzliche Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenquote ist auf 3,7% gefallen. Das Ende der Streiks bei den Automobilherstellern und in Hollywood dürfte beim Beschäftigungsaufbau geholfen haben. Dennoch sprechen die aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten gegen zügige Zinssenkungen durch die Fed. Der US-Ökonomie stehen schwerere Zeiten bevor. Der momentan noch zu beobachtende generelle Personalmangel sollte allerdings auch perspektivisch verhindern, dass sich am nordamerikanischen Arbeitsmarkt nachhaltig negative Entwicklungen zeigen werden.
Wochenausblick
Es ist wohl die Woche der Notenbanken. Im Fokus stehen dabei vor allem die EZB und die Fed. Grundsätzlich dürfte der „Leitzinsgipfel“ in vielen Währungsräumen mittlerweile erreicht sein. Das Thema Zinssenkungen scheint somit nun mehr und mehr auf die Agenda der Marktbeobachter zu rücken. Zudem wird auf die Daten zu den Stimmungsindikatoren des ZEW zu achten sein; mit Blick auf die wichtigen Konjunkturerwartungen in Deutschland sehen wir im Dezember aber keine wirklichen Spielräume für eine erneute Verbesserung. Immerhin dürfte sich die Zeitreihe aber im positiven Terrain halten. In den USA werden zudem Zahlen zur Entwicklung der CPIs gemeldet. Wir rechnen hier mit einem nur leichten Anstieg des Headline-Indexes um 0,1% M/M. Die Preise im US-Automobilbereich müssen aktuell besonders genau beobachtet werden.
Renten- und Aktienmärkte
Das war doch ein wenig zu viel des Guten. Nach einem hervorragenden November, mit immer weiter fallenden Renditen, kam es zum Ende der Handelswoche zu einer Gegenbewegung am Rentenmarkt. Auslöser waren offensichtlich neben dem erfreulichen US-Arbeitsmarktbericht die Aussagen der japanischen Notenbank zum Ende der ultra-lockeren Geldpolitik (wir berichteten am 08.12.2023 in dieser Publikation). Staatsanleihen flogen sodann aus den Depots der Anleger. Renditen europäischer Staatsanleihen stiegen über die gesamte Kurve, dabei teilweise über 10 Basispunkte. Bekanntlich ist Vorfreude die schönste Freude, aber ob die erhofften Zinsgeschenke der weltweiten Notenbanken auch wirklich im Jahr 2024 schon so zeitnah und üppig ausfallen werden, wie von den Börsianern erhofft, ist noch lange nicht sicher. Bei den Inflationszahlen wird es aufgrund von Basiseffekten und der Lohnpreisspirale sicherlich weiter ruckeln.
Die Jahresendrally an den Aktienmärkten setzt sich indes ungehindert fort. Eine stagnierende deutsche Wirtschaft in der Rezession tangiert den deutschen Leitindex nicht wirklich. DAX +0,78%; MDAX +0,59%; TecDAX +0,96%, Dow Jones +0,36%; S&P 500 +0,41%; Nasdaq Comp. +0,45%.
Unternehmen
Fresenius plant der FAZ zu Folge den Verkauf seiner Reha-Kliniken. Der neue CEO Sen des Gesundheitskonzerns (seit Oktober 2022 im Amt) treibt die Neuausrichtung voran. Künftig sollen die Medikamentensparte Kabi sowie die Klinikkette Helios im Fokus stehen. Nur noch als Finanzbeteiligungen sind zukünftig die Dialyse-Tochter FMC sowie die Dienstleistungssparte Vamed im Gespräch. Die Reha-Kliniken gehören zu Vamed. Der Preis der Reha-Sparte liegt in einer Spanne zwischen EUR 600-800 Mio. Laut Handelsblatt überlegt VW über eine Kooperation zur Entwicklung eines Elektro-Kleinwagens mit Renault.
Rohstoffe
Der Ölmarkt beendete die Handelswoche mit dem siebten Wochenverlust in Folge. Dies ist der längste Abschwung seit 2018. Die schwache westliche Industriekonjunktur belastet. Auch im Reich der Mitte will die Erholung nicht so richtig in Gang kommen.
Nachdem Gold zu Wochenbeginn auf ein Rekordhoch geklettert war, kam es am Freitag zu einem Rücksetzer. Marktteilnehmer sind sich noch nicht sicher, wann die Zentralbanken mit den Zinssenkungen beginnen. Hohe Zinsen machen Gold unattraktiver. Sicherheit hin oder her.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!