Börse am Morgen: Lanxess, Staatsanleihen, Ölpreis, Konjunkturdaten - Nord LB
Aus der gestern unter 3.600 Firmen veröffentlichten Umfrage der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sowie Auslandshandelskammer (AHK) geht hervor, dass dt. Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten eher Investitionen im Ausland als hierzulande planen. Laut DIHK bringen große strukturelle Probleme an heimischen Standorten die Firmen dazu, ihre Investitionen im Ausland auszuweiten. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier: „Diese Diskrepanz zwischen Investitionen im Inland und Ausland zeigt einmal mehr, dass Unternehmen hierzulande dringend verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen brauchen“.
Die dt. Maschinenbauer wenden sich gegen einen Subventionswettlauf in der Wirtschaftspolitik und Überlegungen für einen Industriestrompreis. Stattdessen fordert der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) von der Bundesregierung eine Steuerreform. Die Maschinenbauer sind ein Rückgrat der dt. Ökonomie und erwirtschaften jährlich über EUR 200 Mrd. bei mehr als einer Millionen Arbeitskräften. Andere energieintensive Branchen wie z.B. die Chemie-, Stahl- und Zementindustrie setzen sich seit Monaten für die Überlegungen des Bundeswirtschaftsministers über die Einführung eines Industriestrompreises ein. Der Bundeskanzler und der Bundesfinanzminister lehnen diesen bisher ab.
In einem Umfeld, in dem dt. Unternehmen Investitionen im Ausland denen im Inland gegenüber bevorzugen, droht der dt. Wirtschaft voraussichtlich auch noch eine neue Rezession. Laut Statistischem Bundesamt fuhren Unternehmen ihre Produktion den vierten Monat in Folge zurück. Und auch für die Konjunktur im Euroraum sieht es zum Rest des Jahres nicht gut aus. Aus Sicht von EZB-Vize Luis de Guindos wird sich die Stagnation resp. das negative Wachstum in der Eurozone in QIV fortsetzen.
Tagesausblick
Am heutigen Mittwoch dürften von der Datenseite her nur wenig Impulse für die Finanzmärkte zukommen. Gleich am Morgen gelangen nur die Oktoberzahlen für die deutschen Verbraucherpreise in endgültiger Version auf den Tisch, bei denen man sich nur noch mal vergewissern darf , dass die Inflationsrate nun tatsächlich („nur“) noch bei 3,8% liegt. Am Vormittag folgen dann die europäischen Einzelhandelsumsätze, die traditionell aufgrund ihrer hohen Volatilität, der späten Verfügbarkeit und der guten Prognostizierbarkeit recht irrelevant für die Finanzmärkte sind. Sicherlich ist es besonders eine Frage der Höhe des zu befürchtenden Rückgangs, was von gewissem Interesse sein kann. Bleibt also vor allem, sich auf die Worte der EZB-Notenbanker zu konzentrieren – Auftritte von Lane & Co gibt es ja heute immerhin einige!
Renten- und Aktienmärkte
Europ. Staatsanleihen waren am Dienstag gesucht. Investoren reiten weiter auf der Renditestrukturkurve. Am langen Ende gleichen die Bewegungen der letzten Tage einer Achterbahnfahrt.
Der DAX litt unter den enttäuschenden dt. Industriedaten, rettete sich zum Handelsschluss aber noch knapp in das positive Terrain. DAX +0,11%; MDAX +0,80%; TecDAX +1,03%, Dow +0,17%; S&P 500 +0,28%; Nasdaq Comp. +0,90%.
Unternehmen
Der span. Telekommunikations-Konzern Telefonica unterbreitet den Minderheitsaktionären seiner Deutschland-Tochter ein rd. EUR 2 Mrd. schweres Übernahmeangebot. Telefonica hält bereits 72% an Telefonica Deutschland. Die Aktie der deutschen Tochter schoss 40% in die Höhe, die Aktie der Mutter verlor über 2%.
Hella erwartet einen Rekordumsatz und eine verbesserte Profitabilität. In den ersten neun Monaten stiegen die Erlöse auf EUR 5,9 Mrd. (+12,6%), das Betriebsergebnis zog zweistellig (+68%) auf EUR 363 Mio. an. Der Automobilzulieferer aus Lippstadt profitiert insbesondere von höheren Geschäftsvolumina, Synergieeffekten (Zusammenarbeit mit Forvia) sowie der Weitergabe anhaltend hoher Kosten für Material, Energie und Logistik an seine Kunden.
Devisen und Rohstoffe
Der Ausverkauf des Greenbacks aus den letzten Tagen fand am Dienstag ein Ende. Der Dollar legt wieder zu.
Aufgrund der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen ist das Abwärtspotenzial beim Ölpreis limitiert. Aktuell zeichnet sich eine Seitwärtsbewegung etwas unterhalb der Marke von 90 USD/b bis zum Jahresende ab. Öl notiert derzeit auf dem tiefsten Stand seit zweieinhalb Monaten.
Am Gasmarkt geht der Blick unterdessen Richtung Wetterprognosen ab Dezember. Die europaweit randvollen Speicher sind Grund für vorsichtigen Optimismus.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!