Börse am Morgen: Südzucker, Givaudan, US-Banken und Tourismusbranche - Nord LB
Die deutsche Tourismusbranche hat im Sommer das Vor-Corona-Niveau übertroffen und steht im Gesamtjahr 2023 sogar vor Rekorderlösen. Der Umsatz der Ende Oktober auslaufenden Sommer-Saison werde kräftig über 2019 liegen, teilte der Deutsche Reiseverband mit. Laut Buchungen bis Ende August sei bislang ein Plus von 11% aufgelaufen. Allerdings habe die Zahl der Pauschalreise-Urlaubenden noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht.
Die gestiegenen Zinsen kommen die europäischen Unternehmen einer Scope-Studie zufolge teuer zu stehen und werden für einige zu einer Herausforderung. In 2024 müssten sie zusätzlich rund 8 Mrd. EUR für Zinszahlungen für die Refinanzierung fällig werdender Anleihen aufbringen, geht aus der Untersuchung der Ratingagentur hervor. Werden auch noch ausstehende Bankschulden hinzugefügt, dürften die zusätzlichen Zinszahlungen in 2024 auf geschätzt mehr als 40 Mrd. EUR wachsen.
Als letzter wichtigster Indikator für die nächste FOMC-Sitzung wurden gestern die US-Verbraucherpreise veröffentlicht: Im September stieg die Gesamtrate um 0,4% M/M, die Jahresrate verharrte bei 3,7%. Die Kernrate legte um 0,3% M/M zu, so dass hier die Jahresrate von 4,3% auf 4,1% nachgab. Die Zahlen sind als unfreundlich, aber auch nicht katastrophal zu bezeichnen – man hatte fast Schlimmeres befürchtet. Zwar verläuft die preisliche Entspannung nur langsamer als erhofft, aber sie ist tendenziell schon erkennbar. Das Umfeld ist zudem höchst schwer einzuschätzen: Geopolitische Unwägbarkeiten wie der Krieg in der Ukraine, welche die Nahrungsmittelpreise stärker anziehen lassen könnten oder auch eine noch weitere Eskalation in Nahost mit einem neuerlichen Energiepreisschub müssen wie auch ein drohender Shutdown Mitte November sowie die zinsbedingten konjunkturellen Abschwächungen in den USA mit einbezogen werden. Keine leichte Entscheidung am 1. November – im Zweifel sollte die Fed besser zunächst abwarten.
Tagesausblick
Zu guter Letzt im Reigen der Preisdaten aus den USA werden heute noch die Importpreise veröffentlicht. Diese Nachricht wird aber nach dem Vorliegen der bereits bekanntgegebenen Produzenten- und Konsumentenpreise für weniger Interesse sorgen können. Insofern sollte stärker auf das Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan – bereits für den Berichtsmonat Oktober – geschaut werden, welches sich zuletzt immerhin halbwegs stabilisieren konnte. Auch die Auftritte der EZB-Größen Nagel und Lagarde sollten genauer verfolgt werden, um die zukünftig zu erwartenden Tendenzen der EZB besser abschätzen zu können.
Renten- und Aktienmärkte
Die US-Inflationsdaten erwiesen sich als Belastung für festverzinsliche Wertpapiere und Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks. Marktbeobachter sehen die Möglichkeit einer weiteren Zinsanhebung durch die Fed. DAX -0,23%; MDAX -0,67%; TecDAX 0,00%, Dow -0,52%; S&P 500 -0,62%; Nasdaq Comp. -0,63%. Bei den aktuellen Geschehnissen in der Welt geht fast unter, dass mit der Meldung der Quartalszahlen der US-Banken die neue Berichtssaison startet. Ob diese die Anleger beruhigen wird?
Unternehmen
Höhere Zuckerpreise haben den Gewinn von Südzucker steigen lassen und den Vorstand für das Gesamtjahr erneut zuversichtlicher gestimmt. Europas größter Zuckerproduzent peilt 2023/24 nun ein operatives Ergebnis von 1,3 bis 1,4 (Vorjahr: 1,1) Mrd. EUR an statt 1,2 - 1,4 Mrd. Das Konzernergebnis soll 0,9 - 1,0 (0,7) Mrd. EUR erreichen statt 850 - 950 Mio. EUR.
Dank der Nachfrage nach Luxusparfüms und Preiserhöhungen ist der Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan in den ersten neun Monaten gewachsen. Der Umsatz stieg im Zeitraum Januar bis September bereinigt um Wechselkurseinflüsse und Übernahmen um 2,9% auf 5,27 Mrd. SFR. Givaudan verfehlte damit allerdings die eigenen Vorgaben.
Devisen und Rohstoffe
Die US-Inflationsdaten für September haben die europäische Gemeinschaftswährung stark unter Druck gesetzt.
Die Schwankungen der letzten Tage am Ölmarkt setzten sich auch gestern fort. Getrieben wird die Entwicklung vor allem durch den Konflikt zwischen der islamistischen Hamas und Israel. Die Ölpreise legten im Handelsverlauf nach anfänglichen Verlusten leicht zu. Das Risiko einer Ausweitung des Konflikts zwischen Hamas und Israel schien etwas gesunken zu sein.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!