Börse am Morgen: Apple, Oracle, Ölpreise und FOMC - Nord LB
Die ZEW-Konjunkturerwartungen hellten sich erneut geringfügig auf. Der Index stieg von -12,3 auf -11,4 Punkte, was insofern bemerkenswert ist, als dass es die 2. kleine Verbesserung in Folge ist. Auch für Europa verbessern sich die Erwartungen etwas. Gleichzeitig beurteilen die befragten Finanzmarktexperten die Lage allerdings erneut schlechter; mit -79,4 Punkten liegt der Index kaum über den Werten zum Höhepunkt der Corona-Krise im Sommer. Zumindest gehen die Experten von einer leichten Entspannung in den kommenden Monaten aus. „Die positiveren Konjunkturerwartungen für Deutschland gehen mit einem deutlich optimistischeren Ausblick bezüglich der Entwicklung auf den internationalen Aktienmärkten einher”, kommentierte ZEW-Präsident Wambach die Entwicklung.
Rekordhohe Stornierungswelle, zunehmender Auftragsmangel, wachsende Pleitegefahr: Die von steigenden Kredit- und Materialkosten ausgelöste Krise im deutschen Wohnungsbau spitzt sich zu. Im August berichteten 20,7% der Firmen von abgesagten Projekten, nach 18,9% im Vormonat, wie das Ifo-Institut mitteilte. „Die Stornierungen im Wohnungsbau türmen sich zu einem neuen Höchststand auf”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Wohlrabe. „Seit Beginn der Erhebung 1991 haben wir noch nichts Vergleichbares beobachtet.” Viele Projekte, die Anfang 2022 noch rentabel waren, sind aktuell nicht mehr darstellbar. „Auch das Zurückfahren der Förderung wegen der verschärften Energiesparvoraussetzungen belastet”, fügte Wohlrabe hinzu. Dadurch gerieten Baufirmen zunehmend in Schieflage. 44,2% der befragten Unternehmen meldeten bereits einen Auftragsmangel. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor lag der Anteil nur bei 13,8%.
Die Maschinenbauer in Deutschland erwarten laut Chefvolkswirt des VDMA, Wiechers, wegen der Zurückhaltung der Kunden in 2024 einen weiteren Produktionsrückgang von 2%. Für 2023 bleibe es bei der Produktionsprognose von ebenfalls -2%. Zwar sei die Produktion dank des Auftragspolsters in H1 um 1,7% gestiegen. Dies werde aber von den Einbußen in H2 aufgezehrt.
Tagesausblick
„Letzte Ausfahrt“ vor der FOMC-Sitzung am Mittwoch kommender Woche! Diese Funktion übernehmen die heute zur Veröffentlichung anstehenden US-Verbraucherpreise für den Monat August. Sie könnten als wohl letzte Konjunkturzahl davor das Zünglein an der Waage für die Zinsentscheidung am 20. September sein, wenngleich wir glauben, dass es zu keiner weiteren Zinsanhebung kommen wird.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben etwas zugelegt, nachdem die ZEW-Konjunkturerwartungen im September unerwartet gestiegen sind.
Der positive Wochenstart am deutschen Aktienmarkt war nicht von langer Dauer. Gestern folgte prompt ein Kursrücksetzer. Anleger agierten lieber vorsichtig vor den wichtigen Konjunkturterminen dieser Woche, wie z.B. dem EZB-Leitzinsentscheid. DAX -0,54%; MDAX -0,42%; TecDAX -0,65%.
Auch an der Wall Street blieben Anleger in Erwartung richtungsweisender Inflationsdaten auf der Hut. Im Tech-Sektor vermasselte Oracle die Stimmung mit -13%. Seit Jahresbeginn waren die Titel um 55% gestiegen, da Anleger auf ein boomendes Cloud-Geschäft dank dem Hype um KI wetteten. Diese Rechnung drohe nun nicht aufzugehen, hieß es. Apple gaben 1,8% nach. Apple stellte seine neueste Smartphone-Generation vor. Das iPhone 15 hat eine Kamera mit einer höheren Auflösung und ein helleres Display. Außerdem verabschiedet es sich von seinem Sonderweg bei Ladekabeln. Dow Jones -0,05%; S&P 500 -0,54%; Nasdaq Comp. -1,04%.
Devisen & Rohstoffe
Der EUR gab seine Vortagesgewinne wieder ab. Die ZEW-Daten sorgten allerdings kaum für Bewegung.
Ein zuversichtlicher Opec-Konjunkturausblick hat die Ölpreise anziehen lassen. Die OPEC hält an ihrer Nachfragewachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr fest und verweist auf ein robustes Wirtschaftswachstum trotz steigender Zinssätze. Die weltweite Ölnachfrage werde im Jahr 2024 um 2,25 Mio. Barrel pro Tag steigen, verglichen mit einem Wachstum von 2,44 Mio. Barrel pro Tag im Jahr 2023, erklärte die OPEC in ihrem Monatsbericht. Auch die Aussicht auf ein verknapptes Angebot stützte Händlern zufolge die Preise. Opec-Mitglied Libyen hatte angesichts der verheerenden Flutfolgen des schweren Unwetters seit Samstag vier seiner östlichen Ölexportterminals geschlossen.
Der EUR/USD bewegte sich gestern impulslos in einer Bandbreite zwischen 1,071 und 1,075.
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