Börse am Morgen: SAP, Bilfinger, Nestle und ukrainische Getreidelieferungen - Nord LB
Die vier großen chinesischen Staatsbanken greifen aktiv in den unter Druck geratenen chinesischen Immobilienmarkt ein und senken zum 25. September die Zinsen für bestimmte Hypothekenkredite. Insbesondere Erstkreditnehmer (erster Immobilienkauf schuldenfinanziert) profitieren. Für diesen Personenkreis wird der Zinssatz zurück auf das Niveau zum Zeitpunkt des Erwerbs gesetzt. Die Hypothekenkredite im Reich der Mitte werden mit EUR 4,9 Bio. beziffert. Dies korrespondiert mit rd. 17% des Gesamtbankenkreditbestandes.
Auch im Juli kommt die Produktion in Deutschland nicht voran. Laut dem Bundesamt für Statistik stellten die Sektoren Bau, Energieversorger und Industrie in Summe 0,8% weniger her als im Vormonat (dritter Rückgang in Folge).
In der Euro-Zone wächst die Wirtschaft nur noch minimal. Das Bruttoinlandsprodukt ( BIP ) legt laut neuer Schätzung des Statistikamts Eurostat nur um 0,1% zu (Vorquartalsvergleich). In der bisherigen Schätzung war man noch von einem Wachstum von 0,3% ausgegangen.
Nachdem schon das Kieler Institut für Weltwirtschaft ( IfW ) seine Prognosen für die deutsche Konjunktur weiter abgesenkt hat, blickt auch das Ifo-Institut pessimistischer auf die wirtschaftliche Entwicklung in 2024. "Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte ausbleiben", sagte IfoKonjunkturchef Timo Wollmershäuser in Hinblick auf 2023. "Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute." Erwartetes Wachstum 2024: 1,4%; 2025: 1,2%.
Tagesausblick
Heute ist einfach gar nichts los im Datenkalender. Insofern scheint das Wochenende an diesem sonnigen Freitag bereits früh eingeläutet werden zu können, oder?
Renten- und Aktienmärkte
Dt. Bundesanleihen waren am Donnerstag gefragt und profitierten von den nicht enden wollenden negativen Meldungen zur dt. Konjunktur (-4BP auf 2,61%). Während nun auch die Eurozone schwächer wächst als zuvor prognostiziert, leidet insbesondere die dt. Wirtschaft unter einer schwachen Weltwirtschaft.
In dieser Gemengelage ist es nicht verwunderlich, dass der deutsche Aktienindex am gestrigen Donnerstag die enttäuschenden Nachrichten zur Industrieproduktion erst einmal verdauen musste. Im Handelsverlauf konnte sich der Leitindex final nicht in das positive Terrain retten. Amerikanische Börsen schlossen uneinheitlich.
DAX -0,14%; MDAX -1,01; TecDAX -0,63%, Dow Jones +0,17%; S&P 500 -0,32%; Nasdaq Comp. -0,89%.
Unternehmen
SAP erweitert seine Produktpalette und kauft LeanIX. LeanIX ist auf die Verwaltung aller in einem Unternehmen verwendeten Computerprogramme spezialisiert. Über die finanziellen Details der Transaktion wuren keine Angaben gemacht.
Auch Bilfinger aquiriert. Durch die Übernahme von Teilen der Stork-Gruppe in BE, GER, NL und den USA soll das Kerngeschäft des Industriedienstleisters gestärkt werden. Der Abschluss des Kaufs wird für HJ1 2024 avisiert. Eine vollständige Integration ist bis Mitte 2025 geplant.
Neben den vorgenannnten Transaktionen versüßt sich auch der Nahrungsmittelgigant Nestle mit dem Kauf einer Mehrheit am brasilianischen Edelschokolode-Herstellter Group CRM. Global ist Nestle die Nummer fünf im Schokoladengeschäft. Lediglich 8% des Konzernumsatzes wird mit Süßwaren und Schokolade generiert. Der Deal soll im Laufe des Jahres 2024 finalisiert werden.
Devisen & Rohstoffe
Die Vereinten Nationen (UN) und der weltgrößte Versicherungsmarkt Lloyd`s of London stehen in Gesprächen über die Absicherung von ukrainischen Getreidelieferungen über das Schwarze Meer. Laut Lloyd`s Chef Johne Neal wäre man in der Lage weiterhin Versicherungen anzubieten sollte der Korridor wieder in Betrieb genommen werden. Russland hatte im Juli das Schwarzmeer-Getreide Abkommen nicht verlängert.
Im Sog der anhaltend schwächelnden chinesischen Wirtschaft verbilligt sich Kupfer um 0,9% auf USD 8.300 pro t. Röholpreise der Sorten Brent und WTI fielen im Tandem auf USD 89,90 (-0,8%) resp. USD 86,80 (-0,9%) je Barrel.
Der EUR/USD handelt weiter in der Nähe des Drei- Monats-Tiefs vom Mittwoch dieser Woche. Im Tagesverlauf fiel der Euro zeitweise unter die Marke von 1,07. Devisenhändler spekulieren vor der nächsten EZB-Zinsentscheidung über steigende Wahrscheinlichkeiten einer erneuten Zinsanhebung. Die Gemeinschaftswährung verliert 0,24% (1,0701).
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