Katjes International: „Wir machen gute Fortschritte“
Bis zum 14. September können Anleger die neue Anleihe von Katjes International zeichnen. Das Papier hat ein Maximalvolumen von 110 Millionen Euro. Der jährliche Zins liegt zwischen 6,25 Prozent und 7,5 Prozent. Bis zum 12. September können Investoren einer 2019 begebenen Katjes-Anleihe ihre Papiere in die neue Anleihe, die bis 2028 läuft, umtauschen.
Stephan Milde, CFO von Katjes International, erläutert im Gespräch mit der Redaktion von 4investors.de die Hintergründe der neuen Emission. Dabei ist auch die Entscheidung für den Nordic Bond ein Thema. Der Finanzchef geht auf die aktuelle Akquisitionsstrategie ein und spricht über die jüngsten Zukäufe. Die Prognose für 2023 ist ebenso ein Thema im Interview mit Milde wie die Synergien mit den Schwesterunternehmen von Katjes International.
4investors.de: Katjes International begibt eine weitere Anleihe. Merken Sie am Markt einen Unterschied im Vergleich zu früheren Emissionen?
Milde: Nein, bisher nicht. Natürlich sind die heutigen Marktbedingungen nicht vergleichbar mit denen früherer Emissionen. Zum Beispiel gibt es ein anderes Zinsniveau, von dem Investoren heute profitieren. Aber den für uns wichtigsten Punkt, also das Interesse an unserer Emission sowohl von institutionellen Investoren als auch Privatanlegern, sehen wir genauso wie in der Vergangenheit.
4investors.de: Ihre Anleihe ist ein Nordic Bond. Wieso haben Sie sich für diese Variante entschieden?
Milde: Wir haben dies aus drei Gründen gemacht. Ganz entscheidend war für uns, dass sich für unsere deutschen Investoren nichts ändert und dies ist der Fall. Darüber hinaus erschließen wir uns einen weiteren, etwas internationaleren Investorenkreis. Dies ist im Hinblick auf zukünftige Emissionen für uns sicher sinnvoll. Und last but not least, ist die Dokumentation der Anleihe aus Investorensicht im Nordic Bond auf einem noch höheren Standard als dies in der Vergangenheit der Fall war.
4investors.de: Haben Investoren in Deutschland dadurch Vor- oder Nachteile?
Milde: Wie gesagt, sehen wir ausschließlich Vorteile für unsere deutschen Investoren, insbesondere was die Ausgestaltung der Struktur bzw. Dokumentation angeht. Wichtig dabei ist, dass es weiterhin einen deutschsprachigen Prospekt auf Basis deutschen Rechts gibt und eine Stückelung von 1.000 Euro. Weiterhin wird auch die neue Anleihe an den deutschen Börsen für jeden Anleger handelbar sein. Diesbezüglich gibt es also keine Änderungen zu unseren drei bisherigen Anleihen.
4investors.de: Mit dem Geld aus der Anleihe soll vor allem eine alte Anleihe refinanziert werden. Daneben gibt es mögliche Akquisitionsideen. Wie sieht ihre aktuelle Akquisitionsstrategie aus, was ist für Sie interessant?
Milde: Wir suchen nach starken, lokalen Marken im Bereich der sog. Fast Moving Consumer Goods mit einem Fokus auf Westeuropa. In dieses Raster fallen alle unsere bisherigen Akquisitionen und so möchten wir auch weiter vorgehen. Dabei haben wir bereits mehrfach auch im Rahmen sog. Carve Outs von größeren Konzernen akquiriert, also zum Beispiel von Galderma/Nestle oder Henkel.
4investors.de: Sie haben 2022 zwei Übernahmen in Italien und Deutschland durchgeführt. Wie weit ist die Integration dort fortgeschritten?
Milde: Wir machen gute Fortschritte. Paluani, die wir im August 2022 übernommen haben, ist mittlerweile in den Vertrieb von Sperlari integriert und beide Marken werden inzwischen von unserer Sales Force in Italien vertrieben. Dies wird man erstmalig im Weihnachtsgeschäft 2023 auch in den Supermärkten sehen. Auch bei dem Oral Care Geschäft von Henkel machen wir gute Fortschritte und erwarten zum Ende des Jahres auch die Übernahme des Produktionsstandortes in Viersen.
4investors.de: Jüngst haben Sie die Prognose erhöht. Erwartet wird nun ein Umsatz von 350 Millionen Euro bis 375 Millionen Euro und eine EBITDA-Marge von 9 Prozent bis 10 Prozent. Bleibt es dabei oder hat auch diese Prognose noch Luft nach oben?
Milde: Da wir diese Prognose erst im Nachgang zu unseren sehr guten Halbjahreszahlen veröffentlicht haben, planen wir nicht, diese nochmal zu ändern. Trotzdem darf ich an der Stelle vielleicht anmerken, dass wir versuchen, eher konservativ zu guiden.
4investors.de: Merken Sie in diesen Zeiten etwas von einer Konsumentenzurückhaltung?
Milde: Nein, eine solche merken wir nicht. Dabei muss man berücksichtigen, dass alle Produkte in unserem Portfolio konjunkturresistent, also nicht von der generellen Konjunktur betroffen sind. Dies gilt für Süßwaren, die in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten, in denen Menschen eher zu Hause bleiben, erfahrungsgemäß sogar noch etwas mehr konsumiert werden. Und die Baby- und Kinderpflege, also unsere Marke Bübchen, sowie die neu erworbene Zahnpflege sind auch Bereiche, die unabhängig von der Konjunktur konsumiert werden. Am Ende sind unsere Produkte im Einzelpreis auch absolut gesehen nicht teuer, so dass hier unabhängig vom Verwendungszweck nicht gespart wird.
4investors.de: Sind die Zeiten der Pandemie mit all ihren Problemen für Katjes International vorbei?
Milde: Mit Blick auf unser Geschäftsmodell und unsere Zahlen kann man dieses Fazit ziehen. Natürlich waren die letzten Jahre aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine grundsätzlich herausfordernd. Wir versuchen als mittelständisches Familienunternehmen allerdings möglichst flexibel zu agieren und daher auf geänderte Rahmenbedingungen auch schnell reagieren zu können. So haben wir mehr oder weniger mitten im ersten Lockdown im Jahr 2020 die Marke Bübchen inklusive eines Produktionsstandorts in Soest übernommen. Und im zweiten Halbjahr 2022 gleich zwei Akquisitionen vornehmen können - Paluani in Italien sowie das Oral Care Geschäft von Henkel. Zusammen mit der Weiterentwicklung der bestehenden Marken in unserem Portfolio haben diese Transaktionen dann zu dem erreichten Wachstum beigetragen.
4investors.de: Sie konnten zuletzt auch durch Preiserhöhungen den Umsatz steigern. Wird sich dieser Trend in den kommenden Quartalen fortsetzen?
Milde: Es ist schwer, diesbezüglich eine Prognose abzugeben. Wir sind aber positiv für die Entwicklung im Jahr 2023, was man an unserer Guidance sehen kann.
4investors.de: Welche Synergien bestehen mit ihren Schwesterunternehmen Katjesgreenfood und Katjes Fassin?
Milde: Wenige, da sich die Überschneidungen in Grenzen halten. Die wahrscheinlich wichtigste und wesentlichste ist im Einkauf, den wir für die größten Rohstoffe und Inputkosten zentral steuern, um hier möglichst effektiv vorzugehen.
4investors.de: Wo sehen sie 2024 ihre Umsatztreiber?
Milde: Im Einklang mit unserer Strategie sowohl im weiteren Wachstum der Marken in unserem bestehenden Portfolio als auch in weiteren Akquisitionen. Es ist zu früh, um hier konkretere Aussagen treffen zu können.
4investors.de: In ihrem Portfolio befinden sich einerseits Süßwaren, andererseits Körperpflegeprodukte. Wie passt das zusammen?
Milde: Wie bereits angesprochen, konzentrieren wir uns auf Investitionen in gut etablierte und starke, lokale Marken im Bereich der sogenannten Fast Moving Consumer Goods (FMCG) in Westeuropa. Und innerhalb dieser Kategorie insbesondere auf Süßwaren und den Bereich Personal Care, also Körperpflege. Alle unsere Marken fallen in dieses Raster. Es gibt noch eine weitere verbindende Charakteristik, nämlich dass alle Marken durch einen Massendistributionskanal vertrieben werden, also im klassischen Lebensmitteleinzelhandel, dem sog. LEH, oder in Drogeriemärkten.
4investors.de: Katjes International ist Teil eines Familienunternehmens. Wenn jetzt einer der Lebensmittelmultis anklopfen würde, wäre ein Verkauf eine Option?
Milde: Da müssten Sie unsere beiden Eigentümer fragen. Wenn ich allerdings eine Einschätzung abgeben müsste, würde ich das mit einem klaren Nein beantworten. Unsere beiden Eigentümer haben jeweils vier Kinder und eine sehr langfristige Perspektive.