Börse am Morgen: HHLA, Ölpreis, China und US-Einzelhandel im Fokus - Nord LB
Sorgen um die chinesische Wirtschaft beschäftigen die Welt! Offenbar zu Recht, denn erneut haben ernüchternde Daten u.a. zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen die PBoC nun dazu bewogen, deutliche Zinssenkungen durchzuführen. Hier mag die Zwischenfrage erlaubt sein: Ist China (wieder einmal) ein Vorreiter in Sachen Konjunkturzyklus und Geldpolitik? Das wird man sehen! In jedem Fall geriet bereits im Vorfeld der chinesische Renminbi deutlich unter Druck. Die Offiziellen im Reich der Mitte machen sich ja schon seit einiger Zeit Sorgen, insbesondere um den kriselnden Immobilienmarkt und den Ansteckungsgefahren für den ebenfalls nun bedrohten Konsum. Ein Horrorszenario für Peking wäre ein Unmut der in den letzten 40 Jahren wirtschaftlich verwöhnten Bevölkerung. Die Regierung muss tätig werden – also wird es wohl bald Geld regnen!
Die Stimmung in der deutschen und europäischen Wirtschaft präsentiert sich mit Blick auf die kommenden sechs Monate im August weniger negativ als bisher, die Indizes für die Konjunkturerwartungen stiegen auf -12,3 bzw. -5,5 Punkte. Hingegen fiel die Lagebeurteilung der deutschen Wirtschaft erneut schlechter als im Vormonat aus, der Index sank deutlich auf -71,3 Punkte. Die gestiegenen Konjunkturerwartungen in den USA und die Aussicht auf den nicht mehr allzu fernen Zinsgipfel auf beiden Seiten des Atlantiks scheinen derzeit als Impulsgeber auf den Finanzmärkten zu überwiegen. Die Lagebeurteilung und Hoffnung auf Besserung klaffen damit auch weiterhin auseinander. „It´s a decisive maybe“ entgegnete die EZB-Präsidentin jüngst auf die Frage nach einer möglichen Zinserhöhungspause im September, was sicherlich ein neuralgischer Punkt für die Konjunkturstimmung bleiben dürfte.
Die US-Einzelhandelsumsätze konnten im Juli überraschend deutlich zulegen. Mit einem Anstieg um sehr beachtliche 0,7% M/M hatte kaum ein interessierter Beobachter gerechnet. Zudem konnte die wichtige Kontrollgruppe der Einzelhandelsumsätze sogar noch etwas deutlicher anziehen. Für diesen Sub-Index wurde eine Veränderungsrate von 1,0% M/M gemeldet! Der USKonsument bleibt somit eine tragende Säule für die nordamerikanische Ökonomie. Nach diesem regelrechten Konsumrausch stellt sich aber die Frage nach der Robustheit der Nachfrage durch die privaten Haushalte. Bereits leichte Verschlechterungen der Beschäftigungssituation haben im aktuellen Umfeld ohne jeden Zweifel bereits das Potential, die Einzelhandelsumsätze in den USA wirklich nachhaltig zu belasten! Die guten Nachrichten könnten dann perspektivisch sogar zu einem Problem werden.
Heute
Die neuen Inflationsdaten aus Großbritannien am frühen Morgen können mitentscheidend sein, ob die Bank of England auf der nächsten geldpolitischen Sitzung am 21.09. erneut eine Zinsanhebung durchführen wird müssen. Später geben die vorläufigen BIP-Wachstumszahlen Eurolands für das II. Quartal Zeugnis über die (relativ zu Deutschland besseren) Performance des Kontinents zuletzt. Ansonsten sind die Immobiliendaten und die Industrieproduktion aus den USA am Nachmittag von Interesse – vermutlich werden sie relativ stabil ausfallen und damit eher dem Szenario eines „Soft Landings“ entsprechen können. Der Blick ist zudem auf die Veröffentlichung des FOMC-Sitzungsprotokolls am Abend gerichtet, aus dem abgelesen werden kann, wie die Aussichten für den 20.09. aussehen könnten.
Renten- und Aktienmärkte
Die zunehmende Unsicherheit, ob der Zinserhöhungszyklus der Fed bereits erreicht ist oder nicht, setzte erneut amerikanische Staatsanleihen unter Druck.
Konjunktur- und Zinssorgen haben das Bild am deutschen Aktienmarkt bestimmt: es ging abwärts. DAX -0,86%; MDAX -0,82%. Sorgen vor anhaltend hohen Zinsen sowie eingetrübte Aussichten für Banken haben die Wall Street auf Talfahrt geschickt. Dow Jones -1,02%; S&P 500 -1,16%; Nasdaq Comp. -1,14%.
Unternehmen
Die weltweite Konjunkturflaute lässt den Gewinn des Hafenkonzerns HHLA einbrechen. „Der anhaltende Krieg in der Ukraine, geopolitische Spannungen, Inflation und steigende Zinsen belasteten die Nachfrage von Verbrauchern und Industrie und bremsen die weltweite konjunkturelle Erholung nach der Pandemie weiter aus“, erklärte HHLA. Bei einem Umsatzrückgang um 6,7% auf 727,1 Mio. EUR in H1 sank das Konzern-Betriebsergebnis auf 50,4 Mio. EUR (-50,3%).
Rohstoffe
Enttäuschende Konjunkturdaten aus China setzten erneut dem Ölpreis zu.
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