Varta: 110 Millionen Euro Verlust im ersten Halbjahr
Schaut man in die heutigen Schlagzeilen zur Varta AG, ist da von Krise überraschenderweise keine Spur. Auch die Aktie gewinnt aktuell fast 5 Prozent und notiert im XETRA-Handel bei 20,34 Euro. Zuvor hat der Batteriekonzern seine Finanzergebnisse für das erste Halbjahr 2023 veröffentlicht. Man spricht von „wachsender Zuversicht” und einem optimistischen Blick auf die kommenden Monate nach Fortschritten bei der Restrukturierung.
Wovon man in der eigenen EQS-News nicht spricht, ist der Verlust von 110,4 Millionen Euro, der im ersten Halbjahr 2023 angefallen ist. Um das zu erfahren, muss der Anleger in den Halbjahresfinanzbericht von Varta schauen. Zwar sollten Anleger ohnehin regelmäßig die Berichte „ihrer” Unternehmen aufmerksam lesen. Dass Varta, besonders in der aktuellen Krisen-Situation, aber alles unterhalb des EBITDA für nicht so wichtig zu erachten scheint, ist keine kommunikative Meisterleistung der Gesellschaft und sorgt nicht für wachsendes Vertrauen in die Gesellschaft.
Tiefrote Zahlen und eine rettende Kapitalerhöhung
Das Eigenkapital von Varta hat sich im Konzern von 239 Millionen Euro per Ende Dezember auf 180 Millionen Euro verringert. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern fällt mit einem Verlust von 90,6 Millionen Euro tiefrot aus nach 13,7 Millionen Euro Gewinn im ersten Halbjahr 2022. Im operativen Geschäft ist allein in den ersten sechs Monaten ein Minus von 27,3 Millionen Euro angefallen, damit fällt das Minus noch etwas höher aus als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich meldet Varta knapp 54 Millionen Euro Zahlungsmittel und Zahlungsmittel-Äquivalente zum 30. Juni. Spätestens bei dieser Zahl wird klar, wie überlebenswichtig Vartas jüngste Kapitalerhöhung im Volumen von 50,7 Millionen Euro für den Batteriebauer aus Ellwangen war. Immerhin: Der Free Cashflow hat sich laut Angaben von Varta von minus 126,7 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 77,6 Millionen Euro in der aktuellen Berichtsperiode verbessert.
Die weiteren Halbjahreszahlen von Varta: Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet das Unternehmen einen Rückgang im Umsatz von 376,8 Millionen Euro in der ersten Jahreshälfte 2022 auf 339 Millionen Euro im aktuellen Jahr. Das EBITDA bricht von 66,2 Millionen Euro auf einen Verlust von 23,4 Millionen Euro im Jahr 2023 ein. Der Zinsaufwand hat sich von 3,5 Millionen Euro auf 16,2 Millionen Euro erhöht.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 erwartet Varta einen Umsatz von rund 820 Millionen Euro und ein bereinigtes EBITDA zwischen 40 und 60 Millionen Euro. 2022 hatte man 806,9 Millionen Euro umgesetzt und ein EBITDA von knapp 67 Millionen Euro erzielt.
Trotz der aktuellen Zahlen gibt sich das Unternehmen betont optimistisch für das nächste Jahr: Eine steigende Nachfrage, insbesondere aus dem Bereich der Energiespeichersysteme und nach Lithium-Ionen-Produkten, soll 2024 einen Umsatz von mindestens 900 Millionen Euro generieren. Ob der demonstrative Optimismus der Gesellschaft und damit einhergehend 867 Millionen Euro aktueller Börsenwert berechtigt sind, muss sich zeigen.