Weitere Zinserhöhungen? Börse am Morgen: u.a. mit Covestro, Daimler Truck, Deutsche Bank - Nord LB
Die Bank of England (BoE) sah sich in London zu einer abermaligen Anhebung des maßgeblichen Leitzinses gezwungen. Angesichts des makroökonomischen Preisumfeldes wurde sogar ein „großer“ Zinsschritt um 50bp nach oben verkündet. Damit steigt die Bank Rate auf beachtliche 5,00%. Ganz offensichtlich haben die britischen Zentralbanker die Gefahr gesehen, dass die Inflationsentwicklung mit einer vorsichtigeren Neuausrichtung der Geldpolitik im Vereinigten Königreich nicht schnell genug in angemessenem Umfang zu dämpfen ist. So betonten die Verantwortlichen in ihren Anmerkungen zur Zinsentscheidung, dass Zweitrundeneffekte und höhere Lohnforderungen eine zügige Normalisierung der Inflationsrate behindern würden. In diesem schwierigen Umfeld hat man sich in London nun also für eine fast schon mutige Anpassung der geldpolitischen Strategie entschieden. Die Inflation in Großbritannien lag im Mai ebenso wie im April bei 8,7%, wobei die Kernrate sich zuletzt von 6,8% auf 7,1% erhöhte.
Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt auf ihrem Straffungskurs, hat aber auf ihrer gestrigen Sitzung erwartungsgemäß das Zinserhöhungstempo reduziert. Der SNB-Leitzins wurde um 25 Basispunkte auf nun 1,75% angehoben, um dem nach wie vor hohen Inflationsdruck entgegenzuwirken. Zudem stehen die Währungshüter weiter bereit, bei Bedarf aktiv am Devisenmarkt einzugreifen. Die Inflationserwartung für dieses Jahr liegt bei 2,2%.
Auch Norwegens Notenbank hob gestern ihren Leitszins an, in diesem Fall überraschend deutlich um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75%. Zugleich wurde eine weitere Erhöhung in Aussicht gestellt. Die Kerninflation stieg im Mai auf 6,7%.
In der vergangenen Woche lag die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA bei 264.000 und damit auf dem Niveau der Vorwoche. Zwar gibt es Zeichen für eine leichte Abkühlung des Arbeitsmarktes, insgesamt präsentiert er sich aber robust.
Tagesausblick
Am heutigen letzten Tag der Woche ist der Blick auf die Reihe an Unternehmensumfragen aus den verschiedensten Ländern gerichtet. Ursprünglich von Markit erhoben, mittlerweile von der HCOB gekauft, liefern die Einkaufsmanagerindizes (PMI) recht zeitnahe Hinweise für die zu erwartenden konjunkturellen Tendenzen und sie sind global direkt vergleichbar. Während am Vormittag die PMI-Zahlen aus Europa auf den Tisch kommen, stehen am Nachmittag jene aus den USA auf der Agenda. An der grundsätzlichen bisherigen Aufteilung – Produktionsindizes unter der 50er Marke, Services Indizes darüber – dürfte sichvermutlich nichts ändern.
Renten- und Aktienmärkte
Die o.g. Zinserhöhungen, die teilweise stärker als erwartet ausfielen, belasteten die Kurse am deutschen Anleihenmarkt. Auch in den USA gaben Anleihekurse im Vorfeld von erwarteten Äußerungen aus den Reihen der US-Notenbanker zu Handelsbeginn nach und weiteten ihre Verluste im Handelsverlauf aus.
Der gestrige Reigen von Zinserhöhungen internationaler Notenbanken sowie der Ausblick auf weitere drückten den DAX unter die Marke von 16.000 Punkten. Tagesgewinner war Covestro nachdem lt. Bloomberg ein Übernahmeangebot des Ölkonzerns Adnoc aus Abu Dhabi als zu niedrig zurückgewiesen wurde. Schlusslicht Daimler Truck Holding wurde mit Dividendenabschlag gehandelt. Der MDAX profitierte von der starken Performance einiger Einzelwerte wie HelloFresh und Puma. An der Wall Street kam der Dow Jones kaum vom Fleck, wohingegen die Technologiebörse sich nach starken Vortagesverlusten erholen konnte. Asiatische Börsen präsentierten sich in der Nacht sehr schwach, wobei die Börse Shanghai wegen eines Feiertages geschlossen war.
DAX -0,22%; MDAX +1,19%; TecDAX +0,35%
Dow Jones -0,01%; S&P 500 +0,37%; Nasdaq Comp. +0,95%
Unternehmen
Unbestätigten Berichten zufolge plant die Deutsche Bank den Abbau von rund 1.700 Arbeitsplätzen (10%) im Privatkundengeschäft. Neben einer Ausdünnung des rund 1.000 Filialen umfassenden Zweigstellennetzes dürfte auch das Hypothekengeschäft betroffen sein. Einen konkreten Zeitplan gibt es aktuell noch nicht.
Devisen und Rohstoffe
Der Euro notierte gestern nach starken Vortagesgewinnen gegenüber dem US-Dollar etwas leichter. Schlecht war die Stimmung auch an den Rohölmärkten. Die höheren Zinsen sorgten für spürbar rückläufige Notierungen.
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