SBF AG: „Da kann ich Entwarnung geben“
In der vergangenen Woche hat Rudolf Witt, Vorstand der SBF AG, Aktien aus dem eigenen Bestand verkauft. Das hat am Markt Fragen aufgeworfen, der Kurs der Aktie kam unter Druck. Im Gespräch mit der Redaktion von 4investors.de erläutert Witt sein Handeln ausführlich. Er geht auf die Hintergründe ein und gibt einen Einblick in die aktuelle Aktionärsstruktur von SBF. Sein Blick geht in dem Exklusivinterview auch in die Zukunft. Witt kündigt die Gründung einer neuen Tochter an und spricht über die Prognose 2023.
4investors.de: Herr Witt, in der vergangenen Woche haben Sie Aktien im Wert von rund 1,2 Millionen Euro verkauft. Der Markt schreckt bei solchen Verkaufsmeldungen regelmäßig auf und denkt gleich an etwas Böses. Was ist der Hintergrund Ihrer Transaktion?
Witt: Da kann ich Entwarnung geben. Die Transaktion erfolgte aus rein privaten Gründen außerbörslich an einen Großaktionär aus unserem Aktionariat. Die Aktien sind also weiter in guten Händen. Es ist ein wichtiges Zeichen, dass sich ein Bestandsinvestor noch intensiver an die SBF AG bindet. Ich möchte daher hervorheben, dass kein Zusammenhang zu irgendwelchen strategischen oder operativen Themen besteht. Gestern haben wir unseren Geschäftsbericht veröffentlicht. Diesem können Sie entnehmen, dass wir gestärkt aus der Konsolidierung unserer Branche hervorgegangen sind.
4investors.de: Um es nochmals zu betonen: Es gibt also keine Flucht aus der Aktie Ihrerseits, weil es anstehende negative Nachrichten gibt?
Witt: Nein, das möchte ich klipp und klar ausschließen. Ich fühle mich der SBF AG und unseren Aktionären eng verbunden, bin weiter investiert und werde meine Anteile wieder aufstocken. Jüngst wurden die Vorstandsverträge von mir und meinem Kollegen Robert Stöcklinger um drei weitere Jahre verlängert, also bis Ende 2026. Zu einem solchen Schritt hätten wir uns nicht entschlossen, wenn wir nicht von den guten Perspektiven für die SBF AG überzeugt wären.
4investors.de: Wie sieht somit die aktuelle Aktionärsstruktur bei SBF aus, wie viele Aktien liegen beim Vorstand?
Witt: Der Streubesitz der SBF-Aktie liegt bei 22,2 Prozent. Weitere 74,4 Prozent liegen bei den strategischen Investoren Elber und Baader. Mein Vorstandskollege und ich halten gemeinsam 3,4 Prozent der Aktien. Durch die von Ihnen genannte Aktientransaktion haben sich lediglich Verschiebungen im Anteil von Management und strategischen Investoren ergeben. Die Aktien wurden nicht über den Markt veräußert, sodass sich also kein direkter Effekt auf die Kursentwicklung ergab.
4investors.de: Im vergangenen Geschäftsjahr hat Ihre Branche unter der Materialverfügbarkeit gelitten. Hat sich dies inzwischen wieder verbessert?
Witt: Ja, die Situation entspannt sich allmählich. Die Unterbrechungen in den Lieferketten waren für unsere Branche mit globalisierten Beschaffungsketten eine gewaltige Herausforderung. Es galt innerhalb kürzester Zeit Lösungen für nicht erhaltene oder verspätete Spezialprodukte zu finden. Hinzu kamen Projektverschiebungen oder -terminierungen, weil natürlich auch unsere Kunden umplanen mussten. Das war keine einfache Zeit. Wir haben aber erfolgreich gegengesteuert, den „Local Content“ in unseren Lieferketten gestärkt, einen strategischen Lagerbestand aufgebaut und haben den Dialog mit unseren internationalen Lieferanten gestärkt. Damit sind wir nun deutlich stabiler auf der Beschaffungsseite aufgestellt.
4investors.de: Gerade im Bereich „Öffentliche und Industrielle Beleuchtung“ haben Sie den Lagerbestand ausgebaut, um flexibler zu sein. Wie sehr belastet dies die Zahlen?
Witt: Wir hatten im letzten Geschäftsjahr ein leicht negatives Segmentergebnis mit einem EBITDA von -0,1 Millionen Euro. Daran trägt auch der strategische Lagerbestand einen Anteil. Es handelte sich um einen temporären Ergebniseffekt. Nun profitieren wir von dieser Maßnahme langfristig. Der aufgebaute Lagerbestand eröffnet uns die nötige Flexibilität, um auf aktuelle Marktbedingungen zu reagieren und die Lieferfähigkeit auf einem sehr hohen Niveau beizubehalten. Die Neustrukturierung der Prozesse zeigt bereits positive Signale und die Auftragsbücher sehen vielversprechend aus, sodass die Wachstumsperspektiven in dem Segment ausgesprochen gut sind.
4investors.de: Wo wollen Sie 2023 Schwerpunkte bei Ihrer Arbeit setzen?
Witt: Wir wollen unsere Abhängigkeiten von konzernfremden Zulieferern in erfolgskritischen Produktionsbereichen senken und die eigene Fertigungstiefe weiter erhöhen. Daher werden wir voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Tochtergesellschaft mit dem Schwerpunkt Pulverbeschichtung gründen. Hierzu haben wir bereits ein geeignetes Nachbargrundstück mit bestehenden Produktions- und Bürogebäuden erworben. Darüber hinaus wollen wir natürlich in beiden Geschäftssegmenten weiterwachsen und die vollen Auftragsbücher abarbeiten. Für das Geschäftsjahr 2023 erwarten wir ein deutliches Umsatzwachstum auf mehr als 40 Millionen Euro und ein wieder steigendes EBITDA.
4investors.de: Sie sprechen von einem wieder steigenden EBITDA. Können Sie dies etwas genauer definieren?
Witt: Im vergangenen Geschäftsjahr ist unser EBITDA aufgrund der bereits genannten schwierigen Rahmenbedingungen schwächer ausgefallen als gewöhnlich. Mit einem EBITDA von 2,3 Millionen Euro sind wir zwar auch in schwierigen Zeiten profitabel gewachsen, lagen aber deutlich unter dem Ergebnis vor Beginn der Corona-Pandemie. In den Geschäftsjahren 2020 und 2021 lag unser EBITDA bei 3,3 Millionen Euro bzw. 5,2 Millionen Euro. Es ist unser Anspruch, an diese Leistungen anzuknüpfen. Eine konkretere EBITDA-Prognose werden wir zu gegebener Zeit abgeben.