Börse am Morgen u.a. mit Deutsche Telekom, Heidelberg Materials, Gerresheimer, Münchener Rück - Nord LB

Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die Energiepreise in Deutschland im vergangenen Jahr massiv beeinflusst. Die Erzeugerpreise für Energie waren trotz zuletzt sinkender Tendenz im Januar 2023 immer noch um ein Drittel höher als im Januar 2022. Am deutlichsten war das Plus bei Erdgas in der Verteilung: Im vorigen Monat kostete dieses gut 50% mehr als vor einem Jahr kurz vor Kriegsausbruch. Der Anstieg bei elektrischem Strom betrug 27,3%. Mineralölprodukte, wie Heizöl oder Kraftstoffe, waren Anfang 2023 trotz zuletzt deutlich gesunkener Preise 12,6% teurer als vor Jahresfrist.
Der nachlassende Preisauftrieb bei Energie hat die Inflation im Euroraum zu Jahresbeginn deutlich sinken lassen. Die Verbraucherpreise nahmen im Januar binnen Jahresfrist um 8,6% zu. Noch im Dezember hatte die Inflation 9,2% betragen, im November 10,1%. Auch wenn das für die EZB noch kein Grund zur Entwarnung ist, dürften die Daten die Währungshüter erfreuen. Sie hatten im Kampf gegen die Inflation im vergangenen Jahr die Zinswende eingeleitet und seitdem die Schlüsselsätze bereits fünf Mal angehoben. Für die nächste Zinssitzung am 16. März hat EZB-Präsidentin Lagarde bereits einen weiteren Zinsschritt in Höhe von 0,50 Prozentpunkten in Aussicht gestellt.
Renten- und Aktienmärkte
Die Meldung, dass sich die hohe Inflation in der Eurozone zu Beginn des Jahres weiter abgeschwächt hat, gab den Kursen deutscher Bundesanleihen etwas Aufwind. Die am Nachmittag veröffentlichten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in den USA bewegten den Anleihemarkt dagegen kaum.
US-Staatsanleihen konnten ihre Auftaktverluste ausbügeln und in die Gewinnzone drehen. In den USA ist die Wirtschaft am Jahresende 2022 etwas schwächer als erwartet gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte in Q4 auf das Jahr hochgerechnet um 2,7% zu. In einer ersten Schätzung war noch ein Wachstum um 2,9% ermittelt worden.
Inmitten einer Flut von Firmenzahlen ging es am dt. Aktienmarkt aufwärts: DAX +0,49%, MDAX +0,88%, TecDAX +0,64%. Von neuen Konjunkturdaten ausgelöste Zinssorgen haben die Wall Street auf Berg- und Talfahrt geschickt, am Ende jedoch fester schließen lassen. Dow Jones +0,33%, S&P 500 +0,53%, Nasdaq Comp. +0,72%
Unternehmen
Die USD-Stärke hat der Deutschen Telekom im vergangenen Jahr einen Umsatz- und Gewinnschub beschert. Die Erlöse sind um 6,1% auf 114,4 Mrd. EUR gestiegen. Der bereinigte operative Gewinn legte um 7,7% auf 40,2 Mrd. EUR und das Netto-Ergebnis um 55% auf 9,1 Mrd. EUR zu.
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials erwartet von den milliardenschweren Investitions-Anreizen durch das Anti-InflationsGesetz („IRA“) in den USA eine Belebung seiner dortigen Geschäfte. Der Konzern blicke zuversichtlich auf die Entwicklung des Marktes in Nordamerika in den nächsten 2, 3 Jahren. Es gebe aber keine Pläne, Investitionen nach Nordamerika zu verlagern.
Der für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierende Spezialverpackungshersteller Gerresheimer sieht sich trotz Inflation und angespannter Lieferketten auf Rekordkurs. "2022 war tatsächlich erneut ein Rekordjahr", sagte Finanzvorstand Metzner mit Blick auf Umsatz und operativem Ergebnis. Dem Konzern sei es dank seiner "starken Marktposition" gelungen, die gestiegenen Kosten weitgehend an die Kunden weiterzugeben. So kletterte 2022 der Umsatz um 16,2% auf 1,8 Mrd. EUR und das bereinigte operative Ergebnis um 10,2% auf rund 338,4 Mio. EUR. Das Nettoergebnis brach allerdings um rund 34% auf 40,6 Mio. EUR ein. Als Grund nannte der Vorstand gesunkene Erträge aus Ergebnisabführungsverträgen mit inländischen Konzerntöchtern.
Die Münchener Rück hat ihr Gewinnziel im vergangenen Jahr übertroffen und gibt sich angesichts steigender Preise auch für 2023 zuversichtlich. Der Nettogewinn stieg trotz Milliardenschäden aus Naturkatastrophen um 17% auf 3,42 Mrd. EUR, wie der weltgrößte Rückversicherer bekanntgab.
Devisen & Rohstoffe
Der Euro rutschte gestern zeitweise unter 1,06 USD. Grund war ein starker USD, der von Zinserhöhungserwartungen in den USA gestützt wurde.
Nachdem sich die Ölpreise in den vergangenen Handelstagen schwach entwickelt hatten, kam es gestern zu einer Gegenbewegung.
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