„Die Party ist vorbei”! Börsen-Ausblick u.a. mit FOMC, EZB, Hapag-Lloyd - Nord LB

EU: Der gemeldete Rückgang der Dynamik bei den Verbraucherpreisen auf 8,5% Y/Y ist zweifelsfrei eine gute Nachricht. Weniger schön ist jedoch, dass die Kernrate, also die Preisentwicklung ohne die volatilen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak, gegenüber dem Vormonat Dezember unverändert bei 5,2% Y/Y liegt und damit auf ihrem historischen Rekordniveau verharrt. Hingewiesen werden muss auch auf die aus verschiedenen Gründen eingeschränkte Interpretierbarkeit der vorgelegten Zahlen. Insbesondere musste die Europäische Statistikbehörde den Beitrag der deutschen Preise zum europäischen Gesamtindex schätzen, da aus Deutschland aus technischen Gründen nicht gemeldet wurde. Somit ist die Datengrundlage für die EZB diesmal zwar etwas dürftiger als üblich, gleichwohl ist für die heutige Sitzung fest mit einer Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte zu rechnen.
Die Aussichten für die US-Wirtschaft bleiben eingetrübt. Der für die internationalen Finanzmärkte wichtige ISM PMI Manufacturing ist im Januar auf 47,4 Zähler gefallen und deutet somit auch zum Start des neuen Jahres auf eine recht pessimistische Stimmung in der Industrie der Vereinigten Staaten hin. Moderate Zinserhöhung erfolgt – und das Fenster für weitere Schritte offengehalten! So kann die gestrige USNotenbanksitzung zusammengefasst werden: Erwartungsgemäß hat die Fed beim Zinsanhebungstempo erneut einen Gang heruntergeschaltet. Sie erhöhte die Fed Funds Target Rate nach vier „Hikes“ in Folge um 75 Basispunkte und zuletzt einem um 50 Basispunkte diesmal um nur noch 25 Basispunkte.
Heute
>Und weiter geht es mit den Notenbanksitzungen im Akkord: Der gestrigen Zinsentscheidung der Federal Reserve folgen heute jene der Bank of England um 13:00 Uhr und der EZB um 13:45 Uhr. Wir erwarten aus London eine Anhebung der Bank Rate um 50Bp auf dann 4,00%, würden aber auch 25Bp nicht ganz ausschließen wollen. Im März sollten dann aber nur noch 25Bp folgen. Von den Währungshütern aus Frankfurt gingen zuletzt die Signale aus, noch einmal an Zinsanhebungen um durchgehend 50Bp festhalten zu wollen – und dies vermutlich im März nochmal zu wiederholen. Interessant werden die Pressekonferenzen im Anschluss an die Sitzungen sein.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen erhielten nach Kursverlusten zu Handelsbeginn einen Kursauftrieb durch neue Inflationsdaten aus der Eurozone. Die US-Zinsentscheidung fiel erst nach Handelsschluss und hatte somit keinen Einfluss auf das Geschehen. US-Staatsanleihen haben ihre Kursgewinne in Reaktion auf den Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank sowie Aussagen zur weiteren Geldpolitik deutlich ausgebaut.
Am deutschen Aktienmarkt wiederholte sich das Bild der vergangenen Tage: Investoren trauten sich nur verhalten aus der Deckung vor dem Zinsentscheid der Fed am Abend. Am Dax-Ende litt Hannover Rück (-5%) unter einem zurückhaltenden Ausblick. Das Ziel eines Jahresüberschusses von mindestens 1,7 Mrd. EUR könne enttäuschend wirken, hieß es. Grund für die Zurückhaltung dürfte die Absicht sein, die versicherungstechnischen Rückstellungen nach mehreren Jahren mit einer hohen Großschadenbelastung wieder aufzufüllen.
Die Wall Street hat weitgehend neutral auf den Zinsentscheid der Fed reagiert. Nach einem kurzen Rutsch nach unten schöpften Anleger aus der anschließenden Rede von Fed-Chef Powell wieder Hoffnung.
Unternehmen
Die Containerschifffahrt steuert nach Einschätzung von HapagLloyd (WKN: HLAG47, ISIN: DE000HLAG475, Chart, News) nach 3 Jahren mit Fabelgewinnen ruhigeres Gewässer an. „Die Party ist vorbei. Jetzt sind wir wieder im normalen Schifffahrtsgeschäft”, sagte Konzernchef Jansen. „Jetzt müssen wir wieder um jede Box kämpfen, um unsere Schiffe voll zu bekommen.” Die während der Corona-Lockdowns in China durch die Decke gegangenen Frachtraten dürften weiter sinken. Er gehe aber nicht davon aus, dass die Preise unter das Niveau vor der Pandemie sinken. Grund seien hohe Charterraten, Treibstoffkosen, Inflation und Umstellung der Flotten auf klimafreundliche Kraftstoffe.
Devisen & Rohstoffe
Die Erwartung, dass die EZB in diesem Jahr stärker an der Zinsschraube drehen wird als die Fed, beflügelte die europäische Gemeinschaftswährung. Gestiegene Rohöllagerbestände in den USA sorgten für Druck auf das schwarze Gold.
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