„Spiel mit der Zahl 911” - der Börsen-Ausblick mit: Volkswagen, Porsche, Notenbanken - Nord LB
USA: Das NAHB Bauklima hat sich im September weiter abgeschwächt und stabilisiert sich somit nun unterhalb der „magischen” Marke von 50 Punkten, die als Grenze zwischen Optimismus und Pessimismus bei den Befragungsteilnehmern gilt. Der NAHB-Index kann als guter Frühindikator für die Hauspreise in den Vereinigten Staaten angesehen werden. Insofern werfen die aktuellen Nachrichten zu dieser Zeitreihe kein positives Licht auf den US-Immobilienmarkt. Das gestiegene Zinsniveau scheint zunehmend zu einem Problem für potentielle Hauskäufer zu werden. Mehr als die Hälfte der Befragungsteilenehmer reagiert auf dieses Umfeld mit der Umsetzung von Maßnahmen zur Verkaufsförderung – was Anpassungen des Verkaufspreises nach unten ausdrücklich einschließt.
Ausblick
Vor den wichtigen Zinsentscheidungen in der zweiten Hälfte dieser Woche (Fed, BoJ, SNB, BoE, …) gibt es in diesen Tagen relativ wenig für die Finanzmärkte datenseitig neu zu verarbeiten. Einzig der US-Immobilienmarkt kann mit neuen Bekanntgaben genauer unter die Lupe genommen werden. Hier scheinen sich ja durchaus seit einigen Monaten gewisse Schwächeanzeichen bemerkbar zu machen. Das überrascht angesichts massiv gestiegener Zinsen kaum – so zog ja der maßgebliche 30J-Hypothekenzins von unter 3,30% zu Beginn des Jahres auf zuletzt über 6,30% an. Auch Engpässe bei Rohstoffen und fehlende Arbeitskräfte trieben die Baukosten in die Höhe, was sukzessive die Baunachfrage bremsen könnte. Nach der Veröffentlichung des gestrigen NAHB-Stimmungsindikator bereits für den Berichtsmonat September folgen heute die Daten zu den Baubeginnen und Baugenehmigungen, welche sich aber bisher – im Gegensatz zum vorlaufenden NAHB-Index – noch bemerkenswert stabil gehalten haben. Doch wie lange wird das noch der Fall sein? So stiegen die Immobilienpreise immerhin bereits merklich weniger deutlich als in den Jahren zuvor an – gemäß Case-Shiller-Häuserpreise mit einer Jahresrate von mittlerweile „nur noch“ unter 20%.
Renten- und Aktienmärkte
In Deutschland und der Eurozone wurden zwar keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht dennoch gerieten die Kurse deutscher Bundesanleihen unter Druck. Der US-Anleihemarkt zeigte das gleiche Bild. Bei sinkenden Kursen stieg die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen erstmals seit 11 Jahren über die Marke von 3,5%.
Die bevorstehenden Zinsschritte schürten erneut die Rezessionssorgen der Anleger. Der Dax gab somit zum Wochenauftakt in der Spitze mehr als 1% nach. Doch nach positiven Impulsen von der Wall Street drehte der deutsche Leitindex ins Plus. DAX +0,49%, MDAX +0,11%, TecDAX –0,36%. Ist eine weitere US-Leitzinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte bereits an den US-Börsen eingepreist? Gestern schien es so: Die Wall Street drehte nach anfänglichen erneuten Verlusten ins Plus. Dow Jones +0,64%, S&P-500 +0,69%, Nasdaq-Comp. +0,76%.
Unternehmen
Volkswagen schickt seine Sportwagentochter Porsche AG ungeachtet der aufziehenden Rezession und verunsicherter Anleger an die Börse. Der Aufsichtsrat legte die Preisspanne für die stimmrechtslosen Porsche-Vorzugsaktien auf 76,50 - 82,50 EUR fest. Das entspricht einem Firmenwert von 70 - 75 Mrd. EUR. Mit dem Börsengang allein kann VW bis zu 9,4 Mrd. EUR einnehmen. Damit wäre Porsche die größte Neuemission in Deutschland seit mehr als 25 Jahren.
Porsche AG spielt beim Börsengang weiter mit der Zahl 911, nach der seine Sportwagen-Ikone benannt ist. Für das Jahr 2022 solle eine Dividende von 911 Mio. EUR ausgeschüttet werden. Das wäre ein Euro je Aktie, denn Porsche hatte bereits die Zahl seiner Aktien auf 911 Mio. festgelegt. Die Dividende sei eine „symbolische Zahl”, die nicht zwangsläufig etwas mit der künftigen Dividendenpolitik zu tun habe, erklärte Porsche. Grundsätzlich soll nach dem Börsengang jährlich rund 50% des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Devisen und Rohstoffe
Beim Euro hielten sich die Kursausschläge gestern in Grenzen. Am Ende notierte die Gemeinschaftswährung dennoch leichter. Wie gestern erwähnt, bleibt der Ölpreis tendenziell unter Druck. So auch gestern. Weiter (erwartet) steigende Zinsen lasten auf der Konjunktur und damit auf der erwarteten Erdölnachfrage.
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