Börse: CropEnergies, Kryptoassets, digitaler Euro und Lieferprobleme im Fokus - Nord LB

Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts befürchtet der Einzelhandel noch bis Mitte 2023 Lieferprobleme. Gleichzeitig klagten im Juni 75,7% (Mai: 80,1%) der Einzelhändler, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können. Der Auftragseingang der dt. Industrie ist im Mai ggü. dem Vormonat um 0,1% gestiegen (Inland: -1,5%, Ausland: +1,3%) u. hat sich damit etwas besser als erwartet entwickelt. Im Vorjahresvergleich lagen die Bestellungen jedoch um 3,1% niedriger.
Lange Lieferzeiten und hohe Frachtkosten sowie Engpässe bei Vorleistungen und Materialien behinderten die Geschäftstätigkeit der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland im 1. Halbjahr, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Hinzu kamen sprunghaft steigende Preise für Rohstoffe und Energie. Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorjahr um 0,5%, wobei das Wachstum hauptsächlich aus dem Pharmabereich kam, der dank einer Corona-bedingten Sonderkonjunktur ein Plus von 8,5% verzeichnete. Die reine Chemieproduktion sank um 3,0%. Durch den Anstieg der Erzeugerpreise um 21,5% legte der Umsatz um 22% auf 130 Mrd. EUR zu. Für das Gesamtjahr rechnet der VCI mit einem Produktionsrückgang um 1,5%.
Der Digitalverband Bitkom für die Unternehmen der IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik erwartet für 2022 ein Umsatzplus von 4,3% auf 189,4 Mrd. EUR. Derzeit laufen die Geschäfte noch gut, allerdings blickt die Branche verhalten auf die zweite Jahreshälfte. Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der das Geschäftsklima abbildet und sich aus der aktuellen Lage und den künftigen Erwartungen berechnet, stieg um 2,3 auf das VorCorona-Niveau von 22,8 Punkten. Dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt, glauben allerdings nur wenige Unternehmen.
Kryptoassets sind zwar in diesem Jahr mit die größten Performance-Verlierer, doch ein Abgesang der neuen Technologie und ihren Einsatzmöglichkeiten ist wohl unangebracht. Die Bundesbank z.B. hat in der Debatte um einen digitalen Euro auf die strategische Relevanz einer solchen Digitalwährung hingewiesen. „Ein digitaler Euro für den Alltagszahlungsverkehr, der sich in digitale Ökosysteme einbinden lässt, wäre für die strategische Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr von großer Bedeutung”, hieß es. Die EZB will nach einer Untersuchungsphase (2 Jahre) zur Festlegung der Kerneigenschaften eines Digital-Euro, im Oktober 2023 über die Einführung entscheiden. Bis er verfügbar ist, dürften dann noch einmal rund 3 Jahre vergehen. Mehr als 340 Mio. Menschen könnten damit im Euroraum bezahlen.
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind weiter gestiegen. Die Rezessionssorgen bestimmten erneut das Geschehen. Nach einem freundlichen Beginn drehte die Stimmung bei den US-Staatsanleihen; am Ende standen leichte Verlusten.
Aktienmarkt
Nach dem Einbruch des Vortages haben sich die Indizes am deutschen Aktienmarkt zu einer Gegenbewegung angesetzt. DAX +1,56%, MDAX +1,40%, TecDAX +2,85%. Nach einem Auf und Ab im Handelsverlauf haben die Indizes an der Wall Street etwas freundlicher geschlossen. Der im Juni nur leicht abgeschwächte ISM-Index für den Service-Sektor hat positiv überrascht. Das Protokoll der Fed brachte nicht wirklich Neues; die Notenbanker halten an Zinserhöhungen fest. Dow Jones +0,23%, S&P-500 +0,36%, Nasdaq-Comp. +0,35%.
Unternehmen
CropEnergies hat den Umsatz in Q1 (01.03 – 31.05.) nach endgültigen Zahlen auf 399 (Vorjahr: 214) Mio. EUR gesteigert. Das operative Ergebnis sprang auf 87 (15) Mio. EUR. Als Hauptgrund für die Steigerungen nannte die Firma Preissicherungen für Rohstoffe und Energie, die bereits vor Beginn des Ukraine-Krieges und dem damit verbundenen starken Preisanstieg getätigt worden waren. Unter dem Vorbehalt sich nicht verschlechternder Rahmenbedingungen wurde die im Juni erhöhte Prognose für das GJ bestätigt. CropEnergies erwartet Erlöse von 1,45 bis 1,55 (1,08) Mrd. EUR und ein op. Ergebnis von 165 bis 215 (127) Mio. EUR.
Devisen
Die weitgehende Untätigkeit der EZB, gepaart mit der Energieproblematik, setzten dem Euro weiter zu – die Parität rückt näher.
Rohstoffe
Die Ölpreise haben sich zunächst etwas von den deutlichen Verlusten des Vortages erholen können, wurden dann aber wieder von den Rezessionssorgen und dem starken US-$ belastet.
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