Börse am Morgen, u.a. Fraport, Bitcoin, Ether - Nord LB
Laut einer Studie des Münchner ifo Instituts senkt der anhaltende Home Office Trend den Bedarf an Büroflächen bis zum Jahr 2030 um rd. 12%. Mit einer durchschn. Laufzeit von sieben Jahren bei Büromietverträgen zeigen sich die Corona-Nachwehen erst zeitverzögert. Die Leerstandsquote notiert derzeit bspw. bei mehr als 6%. Im Jahr 2019 lag diese noch bei unter 3%. Untervermietungen sind hingegen gefragt. Betrug der Anteil der Untermietverträge vor der Pandemie weniger als 2%, so sind es nun fast 8%.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben im März nach bereits kontinuierlichen Zuwächsen in den letzten Monaten einen überraschenden Hochsprung hingelegt. Der Index ist von 19,9 Punkten im Februar mit nunmehr 31,7 auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gesprungen. Für den Euroraum haben die Erwartungen ebenfalls kräftig angezogen. Besonders deutlich schlagen sich in den aktuellen Daten erneut die Zinssenkungserwartungen nieder. Mehr als 80% der Befragten gehen nunmehr von Leitzinssenkungen im Euroraum und den USA innerhalb der nächsten sechs Monate aus!
Tagesausblick
Heute wird zunächst auf die dt. Erzeugerpreise sowie die britischen Verbraucherpreise für den Berichtsmonat Februar zu achten sein. Von besonderem Interesse dürften wohl die vorläufigen März-Zahlen zum Verbrauchervertrauen aus der Eurozone sowie die Konferenz „The ECB and its watchers“ sein, bei der Notenbanker, Finanzmarktteilnehmer und Wissenschaftler über aktuelle geldpolitische Fragen diskutieren. Das Highlight des Tages stellt jedoch die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Abend dar, wobei erneut keine Senkung der Leitzinsen zu erwarten ist. Die letzte Anpassung erfolgte im Juli 2023, bei der die Leitzinsen auf den höchsten Wert seit 2001 angehoben wurden.
Rentenmärkte
Die Bank of Japan (BoJ) hat am Dienstag das erste Mal seit 17 Jahren die Zinsen wieder angehoben und das Territorium der Negativzinsen verlassen. Auch das Instrument der Zinskurvenkontrolle (Yield Curve Control - YCC) wird ad acta gelegt (über YCC wurden seit 2016 die langfristigen Zinsen bei Null Prozent gedeckelt). Nach der BoJ ist vor der Fed. Heute tagt der Offenmarktausschuss (FOMC) und berät die Leitzinsen. In diesem Umfeld stiegen die Renditen zwei- und fünfjähriger Treasuries auf ihr bisher höchstes Niveau im Jahr 2024. Bondhändler korrigieren vor dem FOMC ihre Prognosen für die Anzahl der zu erwartenden Fed-Zinssenkungen augenscheinlich nach unten. Dt. Bunds beendeten am Dienstag nach sechs Sitzungen in Folge ihre Renditerallye. Historisch unüblich, aber derzeit ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die EZB vor der Fed mit den ersten Zinssenkungen beginnt. Die taubenhaften Stimmen aus der europäischen Zentralbank werden immer lauter. Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Mário Centeno könnte eine Senkung der Leitzinsen im Euroraum dazu beitragen eine Rezession zu verhindern.
Unternehmen
Der MDax-Konzern Fraport verbucht aufgrund von wachsendem Luftverkehr am Flughafen Frankfurt (FRA) sowie seinen internationalen Beteiligungsflughäfen (insbes. die griech. und türkischen Airports) ein Rekordergebnis. Das EBITDA legte auf EUR 1,2 Mrd. zu (+17%), der Umsatz stieg auf EUR 4,0 Mrd. (ggü. EUR 3,2 Mrd. in 2023), ein neuer Höchstwert. Der größte deutsche Flughafen FRA hat sich gemäß Passagierzahlen dabei erst auf 84% des Vorkrisenniveaus erholt. Es gibt also noch Luft nach oben. In 2024 antizipiert Fraport in FRA eine Fluggastzahl zwischen 61 und 65 Millionen (2023: 59,4 Millionen).
Devisen und Rohstoffe
Bei den Krypto-Devisen entweicht immer mehr heiße Luft. Bitcoin und Ether verloren gestern 4,23% resp. 5,58%. Im frühen Handel heute geht es weiter bergab. Auf 12-Monatssicht hat sich bei Bitcoin aber immer noch ein Plus von rd. 123% aufgebaut.
Mit massiven Fremdwährungsverkäufen hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Jahr 2023 den Franken gestärkt. Insgesamt wurden Devisen mit einem Gegenwert von CHF 132,9 Mrd. verkauft. Im Jahr 2022 lag der Wert der Devisenmarkttransaktionen bei CHF 22,3 Mrd.
Nach der gestrigen Zinsentscheidung der BoJ wertete der Yen gegenüber dem US-Dollar ab, stabilisierte sich aber oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 150 JPY pro USD. Eine regelrechte Sequenz von Zinsanhebungen ist wohl nicht zu erwarten. Diese Auffassung scheint jedenfalls auch der Devisenmarkt zu teilen.
Der Financial Times zufolge bereitet die EU Zölle i. H. v. EUR 95 pro Tonne auf Getreide aus Russland und Weißrussland vor.
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