BioNTech Aktie: Wo bitte ist der Boden?
Die Talfahrt der BioNTech Aktie geht ungebremst weiter. Gestern erreichte der Aktienkurs des Mainzer Biotech-Unternehmens bei 160,60 Dollar ein neues Verlaufstief der Abwärtsbewegung, die schon im August des vergangenen Jahres bei 464 Dollar - dem bisherigen Allzeithoch - einsetzte. Das Marktumfeld platzt vor teils wirrer Emotionalität, auf Twitter feiern Impfkritiker die Kursverluste der COVID-19 Impfstoffentwickler und schon Omikron-Studien mit 7 (!) Personen, allesamt Touristen aus Deutschland, wie jüngst aus Südafrika veröffentlicht, reichen, um Kurse der COVID-19 Impfstoffentwickler massiv unter Druck zu setzen.
Auf die tatsächliche Aussagekraft solcher Daten aus Mini-Studien pfeifen die Börsen derzeit - übrigens auch der Auslöser für Valnevas Aktienkurssprung gestern auf Tradegate: Die Biotech-Aktie explodierte aus dem Stand von rund 13 Euro auf bis zu 22 Euro. Der Grund: Eine Studie mit Seren von 30 (!) Teilnehmern aus der Phase 1/2-Studie mit dem bisher nicht zugelassenen COVID-19 Impfstoffkandidaten VLA2001 und einem Pseudovirus-Assay zum Thema Wirksamkeit gegen Omikron. Valnevas selbst ermittelte Daten fielen positiv aus, was den Kurssprung auslöste, müssen zugleich bei 30 Proben aber der Kritik standhalten, wenig aussagekräftig zu sein. Schön fürs Unternehmen und die Welt, wenn die Daten sich im Nachhinein bestätigen und ein weiterer guter Impfstoff an den Markt kommt, aber als Anleger sollte man sich nicht wundern, wenn einem solche Kursbewegungen im Anschluss um die Ohren fliegen, weil sie auf Sand gebaut sein könnten...
An der Börse wird bei den Impfstoff-Aktien - trotz Valnevas gestriger Kursentwicklung - das Szenario „Pandemie ist vorbei” voll ausgerollt. Es ist fraglich, ob der Markt damit recht hat, so sehr sich jeder ein Ende der pandemiebedingten Einschränkungen wünscht. Verkauft wird alles aus dem Sektor - egal ob das jeweilige Unternehmen wie zum Beispiel BioNTech förmlich in Liquidität schwimmt und zudem eine extrem breite Pipeline an Medikamentenprojekten außerhalb von COVID-19 hat und - oder eben nicht.
Dass die klinische Entwicklung bei den Projekten natürlich das Risiko des Scheiterns der Medikamentenkandidaten beinhaltet, soll an dieser Stelle natürlich nicht unerwähnt bleiben. Ebenso, dass BioNTech demnächst interessante Zahlen für 2021 vorlegen wird. Das Impfstoff-Geschäft von BioNTech & Co. wird übrigens auch im endemischen COVID-19 Umfeld weiter gehen, wenn auch auf deutlich geringerem Niveau als in den Jahren 2021 und 2022 - das ist jetzt schon absehbar.
Derweil geht BioNTechs charttechnische Suche nach einem Boden für den Aktienkurs weiter. Jüngste Verkaufssignale und reichlich Druck von den Terminbörsen haben den Aktienkurs der Gesellschaft in den Bereich kleinerer Supports um 161 Dollar gedrückt. Noch ist offen, ob die Baisse in diesem Bereich gestoppt werden kann. Neue Verkaufssignale könnten BioNTechs Aktienkurs in Richtung weiterer charttechnischer Unterstützungsmarken um 141/145 Dollar und im Bereich bei und unterhalb von 131 Dollar drücken. Ob eine solche Entwicklung fundamental berechtigt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Kommt es zur Kurserholung, trifft BioNTechs Aktienkurs spätestens oberhalb von 194 Dollar auf starken Widerstand. Erste Hürden dürften allerdings am unteren Ende des am Dienstag aufgerissenen Abwärtsgaps bei 183,27/194,61 Dollar zu finden sein.
Wichtige charttechnische Daten zur BioNTech Aktie:
Letzter Aktienkurs: 161,66 Dollar (Börse: NASDAQ - USA)
Bollinger-Bands 20 (unten / oben): 168,43 Dollar / 284,41 Dollar
EMA 20: 226,42 Dollar
EMA 50: 251,34 Dollar
EMA 200: 244,33 Dollar
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: BioNTech.