Ergebnisse der laufenden Berichtssaison deutlich über den Erwartungen - Commerzbank Kolumne
Insbesondere in den USA überraschten die Ergebnisse der laufenden Berichtssaison für das Jahresabschlussquartal 2020 positiv. Nachdem etwas über 80% der Konzerne des marktbreiten S&P 500 ihren Quartalsdaten vorgelegt haben, liegen die US-Gewinne im Durchschnitt ca. 14% über den Erwartungen. Während die Prognosen auch in den Vorquartalen deutlich übertroffen werden konnten, ist das Besondere an dieser Berichtsperiode, dass die Gewinne (mit einem Plus von knapp 6%) im Krisenjahr auch das erste Mal wieder über den Ergebnissen des Vorjahres liegen. Insgesamt weisen 7 der 11 Sektoren einen positiven Gewinntrend auf. Deutliche Gewinneinbußen gab es nur bei Energie (-110%) und der Industrie (-41%). Im Gegensatz zu Europa lagen hier auch die Umsätze über dem Vorjahr (+3%) und übertrafen leicht die Erwartungen (+3%). Den deutlich besten Eindruck hinterließen in den Vereinigten Staaten die Gebrauchsgüter und Finanzen. In Europa ist die Berichtssaison noch nicht ganz so weit fortgeschritten. Bisher haben etwas mehr als die Hälfte der Konzerne des Stoxx600 ihre Quartalsergebnisse präsentiert. Zwar liegen auch hier die Gewinne mit +12% ziemlich eindeutig über den Erwartungen, doch im Gegensatz zu den USA liegen sie im Vorjahresvergleich knapp 16% zurück. Auch beim Blick auf die Umsätze ergibt sich ein ähnliches Bild. Diese übertreffen knapp die Erwartungen, doch verpassen sie das Niveau des vierten Quartals 2019 mit einem Minus von ca. 14% relativ deutlich. In Europa weist nur der IT-Sektor einen eindeutigen Gewinnanstieg auf.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitslosenzahl (Januar), 8:00 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen (Februar), 16:00 Uhr
Die Rentenmärkte eröffneten die neue Handelswoche zunächst mit Kursverlusten, noch am Vormittag setzte jedoch eine Erholung ein. So stieg die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen im frühen Handel bis auf minus 0,28% an, den höchsten Stand seit Juni 2020, sank am Nachmittag aber wieder auf minus 0,35%. Selbst der überraschend gute Ifo-Geschäftsklimaindex konnte die Kursgewinne am Rentenmarkt nicht dämpfen. So stieg das Ifo-Geschäftsklima im Februar unerwartet stark von 90,1 auf 92,4 Punkte an. Sowohl die Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage (90,6 nach 89,2) als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate (von 91,1 auf 94,2) legten zu. In der Industrie stieg das Geschäftsklima sogar auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Hauptrisiko für die Erwartung einer starken wirtschaftlichen Erholung im zweiten Quartal bleibt jedoch das Auftreten einer dritten Coronawelle, welche dann die Politik zu erneuten Geschäftseinschränkungen veranlassen könnte. Wie sehr die Coronakrise einzelne Branchen trifft, zeigt der Bericht des deutschen Brauereiverbandes. Aufgrund der monatelangen Schließung der Kneipen und Restaurants und der Absage vieler Feste, verkaufen die Brauereien kaum noch Fassbier. Die Konsequenz: Ware im Wert von vielen Millionen Euro, deren Haltbarkeitsdatum überschritten wurde, musste bereits vernichtet werden. Laut Statistischem Bundesamt verkauften die Brauer im vergangenen Jahr 5,5% weniger Bier als 2019. Heute steht das US-Verbrauchervertrauen für den Monat Februar im Fokus. Die Aussicht auf ein neues großes Konjunkturpaket, das weitere Direktzahlungen an die Haushalte beinhalten soll, dürfte die Stimmung unter den Konsumenten in den USA zumindest etwas beflügeln.
Aktien
Deutschland: FMC, Fresenius, Zahlen Q4
Europa: BHP, Glencore, Zahlen Q4
USA: Home Depot, Intuit, Zahlen Q4
An den Aktienmärkten gab es weltweit einen holprigen Wochenstart, wenn auch größere Verluste meist ausblieben. Die europäischen Aktienmärkte konnten die deutlicheren Anfangsverluste im Verlauf eingrenzen. Der DAX gab wie die meisten Länderindizes um 0,3% ab, während die Verluste des breiten Stoxx 600 bei 0,4% lagen. Die Sektorindizes zeigten dagegen deutliche Veränderungen. Beste Branche war Energie (+1%). Finanzwerte legten immerhin noch 0,4% zu. Dagegen präsentierten sich die Technologietitel (-1,9%) und Versorger (-1,7%) schwach. Im DAX lagen Deutsche Bank und Covestro mit +2,5% ganz vorn. Schwach zeigten sich die Versorger (RWE -2,3%, E.ON -1,6%). Bei Conti (-2%) enttäuschte die Dividendenstreichung. Schwächster Wert war Delivery Hero (-6,8%). In den USA forderten die zunehmenden Inflationssorgen verbunden mit dem kontinuierlichen Druck auf die Renditen ihren Tribut auch an den Aktienmärkten, wobei es vor allem die hoch bewerteten Technologieaktien traf. Während der Dow Jones noch 0,1% gewann, gaben S&P 500 (-0,8%) und vor allem die Nasdaq (-2,5%) deutlich nach. Energie (+3,5%) und IT (-2,3%) rahmten die Branchenperformance. Top-Werte im Dow waren Caterpillar (-3,9%) und Disney (+4,4%). Die großen Techtitel wie Intel, Apple und Microsoft gaben je um 3% ab, Nike war mit -3,8% schwächster Wert. Crash-Szenen in Brasilien: Der Bovespa gab um fast 5% nach. Hier sorgte die Neubesetzung des Chefs bei Petrobras (-20%) durch Präsident Bolsonaro für einen Anlegerexodus. Die asiatischen Märkte handeln heute erneut zumeist leicht höher. Hong Kong sticht mit +1,5% heraus, in Japan sind die Märkte geschlossen. In Europa ist die Tendenz gut behauptet.