DFV: Viel Optimismus nach dem herben Rückschlag
Am Abend des 30. Dezember meldet die DFV Deutsche Familienversicherung, dass man im Careflex-Projekt die Rolle eines Rückversicherers übernehme und nicht mehr als Erstversicherer agiere. Zudem sei man auch nicht mehr der IT-Dienstleister im Careflex-Konsortium. Die Börse konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr handeln, sie war bereits im Silvesterurlaub. Heute gibt es dann eine deutliche Reaktion. Das Papier der DFV verliert bis zum Mittag mehr als 36 Prozent auf 14,61 Euro.
Am Morgen erläutert DFV-Chef Stefan Knoll die Hintergründe der ad-hoc vom Jahresende aus seiner Sicht. Er macht dabei zugleich deutlich, dass man aus dem Careflex-Konsortium ausgestiegen ist. Man hat einen Aufhebungsvertrag mit den weiteren Konsortium-Partnern (R+V sowie Barmenia) und den Tarifparteien abgeschlossen. Wechselseitig wird dabei auf alle Ansprüche verzichtet. Es gibt somit auch keine Regressansprüche gegenüber der DFV.
Seit November 2019 war die DFV Mitglied in dem Versicherungskonsortium. Dieses sollte eine arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung für Mitarbeiter in der Chemieindustrie anbieten. Im Juni 2020 erfolgte zu diesem Thema ein erster Austausch mit der BaFin, ein Schriftwechsel schloss sich an. Dabei ging es auch um die Frage, ob es beim Rechnungszins der DFV ausreichende Sicherheiten gebe und ob die Pandemie darauf Auswirkungen habe.
Ein von der DFV in Auftrag gegebenes Gutachten bei der Helaba Invest sollte der BaFin die entsprechenden Sicherheitswahrscheinlichkeiten aufzeigen. Doch es kam zu einem Methodikstreit zwischen den Beteiligten, wie die Berechnungen zu erfolgen haben. Die BaFin setzte eine Deadline zum 31. Dezember. Aus Sicht der DFV hat man den notwendigen Sicherheitsnachweis erbracht, die BaFin konnte jedoch nicht mehr innerhalb des Zeitfensters reagieren. Da Careflex zum 1. Januar mit einem Pilotprojekt starten sollte, waren alle Beteiligten unter Zeitdruck. Möglicherweise spielte auch eine gewisse Nervosität innerhalb des Konsortiums eine Rolle. Und so kam es zu den bekannten Entwicklungen.
Durch den Abschied aus dem Konsortium muss sich die DFV auch von den Plänen verabschieden, 2021 schwarze Zahlen zu schreiben. Dieses Ziel wird auf 2022 verschoben. Genaue Details zu den Planungen 2021 wird es mit den vorläufigen Zahlen 2020 am 21. Januar geben. Diese Zahlen sollen, so Knoll, „sehr schön werden“.
Knoll bezeichnet in der Telefonkonferenz den ausbleibenden Kundenzuwachs aus Careflex als bedauerlich aber hinnehmbar. Man könne sich nun auf das ordinäre Neugeschäft sowie auf die Weiterentwicklung der Digitalisierung fokussieren. Auch der Internationalisierung wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Knoll will, das macht er während der Telefonkonferenz sehr deutlich, nicht in Sack und Asche herumlaufen. Man stehe vor den besten Jahren der Firmengeschichte und bleibe eine der am schnellsten wachsenden Versicherungsgesellschaften. Im Vertrieb sei man vielen anderen überlegen, dies müsse man ausnutzen und wieder angreifen.
Die Planung für 2021 wird in den kommenden Tagen angepasst werden, spätestens am 21. Januar werden Investoren mehr erfahren.