Am Morgen: Delivery Hero, HeidelbergCement, Lufthansa und Münchener Rück im Fokus - Nord LB Kolumne
Die robuste Binnennachfrage hat die Auftragsbücher der deutschen Industrie im September den fünften Monat in Folge gefüllt. Die Bestellungen stiegen zum Vormonat um 0,5% (Inland: +2,3%, Ausland: -0,8%), lagen damit aber unter den Erwartungen. Im August hatte es noch ein Plus von 4,9% gegeben.
Die britische Zentralbank (BoE) hat das Volumen ihrer Wertpapierkäufe um 150 Mrd. auf insgesamt 895 Mrd. GBP erhöht. Der Leitzins wurde bei 0,1% belassen.
Die EU-Kommission rechnet u.a. aufgrund der 2. Welle an Neuinfektionen nicht mit einer schnellen Konjunkturerholung nach der Coronavirus-Krise. In der Herbstprognose wurden die Schätzungen für 2020 leicht angehoben, dafür für 2021 aber etwas zurückgenommen. 2020 wird mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung in der EU in Höhe von 7,4% gerechnet, 2021 dürfte es dann um 4,1% nach oben gehen, 2022 um 3,0%.
Auch zwei Tage nach den US-Wahlen ist der Kampf um das Weiße Haus noch nicht beendet.
Rentenmarkt
Die Kurse der deutschen Staatsanleihen haben sich am Donnerstag etwas nach unten bewegt. Anleger warten weiterhin auf ein Ergebnis der Präsidentschaftswahl in den USA. Auch die US-Staatsanleihen zeigten sich wenig verändert. Die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung riefen keine nennenswerten Impulse hervor. Die Fed werde all ihre Instrumente nutzen, um die amerikanische Wirtschaft in dieser "herausfordernden Zeit" zu stützen, hieß es. An ihrer geldpolitischen Ausrichtung änderte die Fed nichts: Der Leitzins liegt knapp über Null, die Wertpapierkäufe zur Konjunkturstützung werden fortgeführt.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt zeigte sich weiter freundlich, obwohl immer noch nicht klar ist, wer der nächste US-Präsident sein wird. DAX +1,98%, MDAX +0,95%, TecDAX +1,93%. Der Krisengewinner Delivery Hero (+8,1%) setzt seinen Siegeszug mit erneuten Kursrekorden fort. Im Jahresverlauf ist der Essenslieferant mit Abstand der am besten gelaufene Wert im DAX mit einem Kursgewinn von fast 63% (DAX-5,1%).
Inmitten der Hängepartie um den Ausgang der Wahl haben die US-Börsen zugelegt. Anleger setzen auf eine Weiterführung der Wirtschaftspolitik. Dow Jones +1,95%, S&P 500 +1,95%. Qualcomm (+12%), nachdem der Chip-Hersteller für das lfd. Quartal einen Umsatz über Markterwartungen in Aussicht stellte. Nikkei-225 fester bei 24.325,23 Punkten.
Unternehmen
HeidelbergCement hat nach einem milliardenschweren Verlust in Q2 im abgelaufenen Quartal das Blatt wenden können. Von Juli bis September stand ein Betriebsergebnis (EBITDA) von 1,328 Mrd. EUR zu Buche, ein Plus von 16,5% zum Vorjahr. Die Erlöse lagen mit 4,89 Mrd. EUR um 0,7% tiefer als vor einem Jahr. "Die im Februar eingeleiteten Maßnahmen in unserem Aktionsplan COPE greifen", sagte Vorstandschef von Achten.
Kosten der Corona-Pandemie (Veranstaltungsausfälle, Betriebsunterbrechungen) haben die Münchener Rück auch in Q3 belastet. Allein in Q3 waren dies rund 800 Mio. EUR, im bisherigen Jahresverlauf summierte sich dies zu einem Betrag von ca. 2,3 Mrd. EUR. Vor allem dank der Versicherungstochter Ergo kann der Konzern dennoch einen Gewinn von 199 Mio. EUR in Q3 ausweisen, für den bisherigen Jahresverlauf liegt der Wert bei 999 Mio. EUR. Angesichts der hohen Unsicherheiten wagt das Unternehmen keine Gewinnprognose für das Gesamtjahr.
Die Commerzbank hat in Q3 trotz der Corona-Krise ein stabiles Kundengeschäft verzeichnet. Die bereinigten Erträge lagen bei 2,1 (Vorjahr: 2,2) Mrd. EUR. Das operative Ergebnis sank wegen erhöhter Risikovorsorge auf 168 (449) Mio. EUR. Für 2020 erwartet die Bank einen Verlust, wie sie bekräftigte.
Die Lufthansa musste in Q3 unter dem Strich einen Verlust von 1,967 (Vorjahr: +1,15) Mrd. EUR hinnehmen. Von Januar bis September wuchs der Fehlbetrag damit auf 5,6 Mrd. EUR. Der Umsatz brach in Q3 wegen der Reisebeschränkungen um 74% auf 2,66 Mrd. EUR ein.
Devisen
Der Euro verzeichnete Kursgewinne und profitierte u.a. von der freundlichen Aktienmarktstimmung.
Öl / Gold
Die zuletzt höhere Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs für Joe Biden hat die Ölpreise am Berichtstag belastet. Der Goldpreis konnte nach einigen Tagen mit uneinheitlichen Notierungen wieder stärker glänzen.