Gazprom & Co.: MSCI Russland-Index weiterhin mit deutlicher Underperformance - Commerzbank Kolumne
Der Aktienmarkt in Russland ist durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie kräftig in Mitleidenschaft gezogen worden. Im September 2020 wies die russische Börse eine deutliche Underperformance auf. Während der MSCI Russland-Index um 7,4% einbrach, verlor der MSCI EM-Index lediglich 1,8% an Wert. Eine wieder spürbar steigende Zahl von Covid-19-Neuinfektionen in Russland mit entsprechend negativen konjunkturellen Folgen, ein im Berichtsmonat wieder gesunkener Ölpreis, zahlreiche geopolitische Risiken (Konflikt mit der Ukraine, Konflikt um Bergkarabach, die fragile Situation in Weißrussland etc.) sowie EUSanktionen gegen Russland (Giftanschlag auf Nawalny) führten zu Kursdruck.
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hat der MSCI Russland-Index somit um 30,5% nachgegeben. Ein Großteil der Underperformance resultiert aus der Schwäche des russischen Rubel, der gegenüber dem Euro seit Anfang 2020 aufgrund der oben beschriebenen Belastungsfaktoren um rd. 25% abgewertet hat (per 28. Oktober 2020). Zusammen mit dem brasilianischen Real und der türkischen Lira gehört der Rubel somit zu den schwächsten Währungen in diesem Jahr. Neue mögliche Lockdowns in verschiedenen Ländern mit entsprechend negativen Effekten auf Wirtschaft und Rohstoffpreise könnten den Rubel kurzfristig weiter schwächen. Die russische Notenbank, die in den vergangenen Jahren einen sehr guten Job gemacht hat, senkte den Leitzins im April 2020 um 50 Basispunkte auf 5,5% und in der zweiten Julihälfte 2020 um weitere 25 Basispunkte auf nunmehr 4,25%. Sie signalisierte, dass bei Bedarf ein weiterer Schritt erfolgen könnte.
Aufgrund der relativ günstigen Bewertung (KGV 2021e: 6,6) und wegen der sich verbessernden Dividendenpolitik (siehe u.a. Gazprom) bestätigen wir unser neutrales Votum für die Börse in Russland.
Anleihen
Deutschland: BIP-Wachstum (Q3), 10:00 Uhr
Euroraum: BIP-Wachstum (Q3), 11:00 Uhr
Euroraum: Inflationsrate (Okt.), 11:00 Uhr
USA: Persönl. Einkommen/Ausgaben (Sep.), 13:30 Uhr
EZB-Chefin Lagarde deutete gestern bei der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung auf eine geldpolitische Lockerung im Dezember hin. Wenn die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen vorliegen, werde man die geldpolitischen Instrumente neu ausrichten. Der geldpolitische Rat sei sich einig gewesen, dass weitere Maßnahmen erforderlich seien. So belasten die hohen Infektionszahlen und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die konjunkturelle Entwicklung. Damit wird es sehr wahrscheinlich, dass im Dezember das EZB-Anleihekaufprogramm kräftig aufgestockt wird. Der Euro gab gestern auf unter 1,1650 US-Dollar nach. Während die Bundrenditen nur moderat zurückgingen, profitierten vor allem die Staatsanleihen der Euro-Peripherie von den Aussichten auf weitere geldpolitische Lockerungen. In Deutschland ging die Zahl der Arbeitslosigkeit im Oktober, saisonbereinigt um 35.000 zurück. Das war der 4. Rückgang in Folge. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote ermäßigte sich von 6,3% auf 6,2%. Die Auswirkungen der Coronakrise auf den deutschen Arbeitsmarkt haben sich bisher aufgrund des Instruments der Kurzarbeit in Grenzen gehalten. Die zur Jahresmitte eingesetzte Verbesserung am Arbeitsmarkt dürfte sich jedoch aufgrund der Verschärfung der Corona-Pandemie und der beschlossenen neuen Maßnahmen nicht weiter fortsetzen. Die Bundesregierung hat gestern massive Hilfen für Unternehmen versprochen. In den USA hat sich die Wirtschaft im 3. Quartal kräftig erholt. So stieg das reale BIP um 33,1% Q/Q (annualisiert). Allerdings sind damit erst zwei Drittel des vorherigen Einbruchs wieder aufgeholt. Die wirtschaftliche Erholung dürfte zwar anhalten, aber deutlich an Schwung verlieren.
Aktien
Europa: BBVA, Lafrage, Novo Nordisk, Swiss Re, Total, Q3
USA: Altria Chevron, Colgate, Exxon, Honeywell, Q3
Nach den starken Verlusten der Vortage war gestern Wunden lecken angesagt. Die Aktienmärkte taten sich schwer, eine klare Richtung zu finden. Der DAX pendelte von Plus ins Minus und wieder zurück und schloss mit der etwas mutigeren Wall Street im Rücken 0,3% höher. In Europa verunsicherten weiter die Lockdown-Schritte, die neu auch für Frankreich verkündet wurden. In Südeuropa gab es kleine Verluste wie auch im europaweiten Stoxx 600 (-0,1%). Dort lagen Immobilien, Technologie und Industrie mit Gewinnen über 1% vorn. Weniger gut lief es bei Telekom (-1,1%). Im DAX standen Deutsche Wohnen (+3,6%) und LockdownGewinner Delivery Hero (+3%) ganz oben. MTU (-3,9%) und Beiersdorf (-3,1%) lagen am Ende. Im Tech-Dax gab Aixtron nach Zahlen 13% nach. Auch auffällig nach Zahlen im EuroStoxx 50 war die finnische Nokia mit einem Verlust von 18,5%. In den USA legten die Märkte und insbesondere die Nasdaq leicht zu. Das starke Wachstum in Q3 half den Optimisten wieder in den Sattel zudem baute sich Hoffnung auf die nachbörslichen Zahlen einiger Techriesen auf. Der Dow Jones gewann 0,5%, der S&P 500 1,2% und die Nasdaq sogar 1,6%. Dabei ging es sehr differenziert zu: Die Spanne reichte bei den großen Titeln von Facebook (+5%) bis zu ebay (-7,5%). Moderna (+8,3%) profitierte von einem Zeitplan seines Corona-Impfstoffs. Nachbörslich meldeten u.a. Apple, Alphabeth und Twitter zwar Milliardengewinne, doch reichte das vielen Anlegern nicht aus. Entsprechend ging es nachbörslich teils kräftig abwärts. Dies belastet heute den Handel. In Fernost gaben die Märkte um 2% in Japan, Korea etwas stärker und China etwas weniger nach. Auch für Europa sind tiefere Kurse indiziert.