Gazprom, Lukoil und Co.: Russische Ölproduktion beginnt auf Sanktionen zu reagieren - Commerzbank
Die russische Ölproduktion fiel im April nach vorläufigen Daten bis 19. April auf durchschnittlich 10,1 Mio. Fass/Tag, was einen Rückgang von 0,9 Mio. Fass/Tag gegenüber dem Märzniveau entspricht. Die verhängten indirekten Sanktionen fordern ihren Tribut. Nicht nur die Exporte nach Europa und Nordamerika sind rückläufig, sondern auch die Nachfrage in Russland selbst bricht wegen der beginnenden Wirtschaftskrise ein. Die meisten Schätzungen gehen, ohne direkte Ölsanktionen, derzeit von Produktionsverlusten in Höhe von 1,0-1,7 Mio. Fass/Tag in den kommenden Monaten aus. Die internationale Energieagentur (IEA) sieht diese bei 3,0 Mio. Fass/Tag.
Aktien
SAP, Schlumberger, Verizon, Ergebnis Q1
Die europäischen Aktienmärkte tendierten den zweiten Tag in Folge überwiegend freundlich. Die relevanten Leitindizes in der Region verbuchten Indexgewinne von bis zu 1,2% (Österreich). Der Dax, der innerhalb Europas als recht zyklischer und exportintensiver Markt gilt, gewann zum Handelsende 1%, schloss aber rund 100 Punkte unter dem Tageshoch von fast 14.600 Punkten. Der Volatilitätsindex VDAX sank auf ein Niveau von unter 24 Punkten. Die Investoren gehen wieder etwas mehr ins Risiko, da die Berichtssaison bislang recht robust verlaufen ist. Die zahlreichen Belastungsfaktoren werden momentan eher ausgeblendet. Hierzu zählen unter anderem die Lockdowns in China, die im März 2022 für schwächere Konjunkturdaten gesorgt haben. Zudem wartet der Markt bisher vergeblich auf deutliche fiskal- und oder geldpolitische Lockerungsschritte seitens der chinesischen Regierung bzw. der Zentralbank. Weitere Zinssenkungen im Reich der Mitte könnten den Renminbi zusätzlich schwächen, da der Renditeabstand von chinesischen zu US-Staatsanleihen geringer wird. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Sartorius (+3,8%), die von guten Q1-Zahlen profitierte. Die Aktie von Continental stieg um 2,6%; die Prognosesenkung des Unternehmens fiel geringer als befürchtet aus. Tagesverlierer war die Aktie von Delivery Hero (-6,1%, -65% seit Jahresbeginn!). Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. Industriegüterwerte gefragt, die im Schnitt um 1,8% zulegten. Am Ende der Performancerangliste rangierten dagegen Rohstoffwerte mit durchschnittlichen Verlusten in Höhe von 2,3%. Die US-Börsen tendierten schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 1,1%. Belastend wirkten Aussagen des US-Notenbankchefs Powell, wonach die Leitzinsen schneller und stärker erhöht werden dürften, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Auf Sektorenebene notierten alle Branchen im Minus (Energie: -3,1%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer.
Anleihen
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (April), 10:00 Uhr
UK: Einkaufsmanagerindizes (April), 10:30 Uhr
USA: Einkaufsmanagerindizes (April), 15:45 Uhr
Die Lage am US-Arbeitsmarkt ist unverändert angespannt. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe liegt wie in den Vorwochen nahe dem absoluten Tiefststand und die Zahl der fortlaufenden Anträge war in den vergangenen 50 Jahren noch nie so niedrig. Damit die Unternehmen überhaupt offene Stellen besetzen können, müssen Lohnanreize gesetzt werden. Dies verdeutlicht auch die gestern veröffentlichte Unternehmensumfrage der Zentralbank von Philadelphia. Ein Drittel der befragten Unternehmen gab an, die Gehälter in diesem Jahr stärker als geplant zu erhöhen. Die allgemeine Lage wird auch zukünftig überwiegend positiv eingeschätzt, aber die große Mehrheit erwartet sowohl steigende Einkaufs- wie auch steigende Verkaufspreise. Um diesem breit angelegten Inflationsdruck entgegenwirken zu können, sind massive Zinserhöhungen erforderlich. Dies wurde auch von Powell in seiner gestrigen Rede bestätigt. Er favorisiert einen Schritt von 50 Basispunkten (BP) für die nächste Sitzung. Der Markt erwartet darüber hinaus von der FED, dass in den darauffolgenden zwei Monaten weitere Zinsschritte von jeweils 50 BP verkündet werden. Auch vier Mitglieder des EZB-Rats deuteten kürzlich an, dass eine Anhebung des Leitzinses im Juli möglich ist. Demgegenüber unterstrich EZB-Präsidentin Lagarde, dass die zukünftigen Schritte datenabhängig seien und sich der Euroraum langsamer als die USA entwickle und demzufolge auch langsamer auf die ansteigende Inflation reagiert werden könne. Die Renditen von Staatsanleihen unterliegen weiterhin hohen Schwankungen. Nach den Rückgängen am Vortag stiegen die Renditen von 10-jährigen amerikanischen und deutschen Staatsanleihen um 10 BP auf 0,95% bzw. 2,95%.
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