Raffineriemargen weiterhin deutlich unter Druck - Commerzbank Kolumne
Bereits im zweiten Quartal waren die Raffineriemargen infolge der Corona-bedingt deutlichen Abschwächung der Nachfrage nach Raffinerieprodukten eingebrochen. Die Hoffnung der Öl- und Gasunternehmen war, dass in der zweiten Jahreshälfte zumindest eine leichte Erholung der Margen einsetzen würde. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man auf den Margenverlauf im bisherigen dritten Quartal schaut. Zwar hat sich die Nachfrage im Zuge wieder gelockerter Beschränkungen von LockdownMaßnahmen etwas verbessert, sie ist aber im Vergleich zum Vorjahr nach wie vor schwach. Die Internationale Energiebehörde (IEA) schätzt den Nachfragerückgang bei Kraftstoffen auf 7% bis 10% (ggü. Vorjahr). Insbesondere bei Kerosin ist der Verbrauch in einigen Ländern sogar um bis zu zwei Dritteln zurückgegangen. Der anhaltende Druck auf die Margen resultiert zum einen aus weiter steigenden Überkapazitäten im Markt (v.a. viele neue Raffinerie-Anlagen in Asien), zum anderen haben sich die Rohölpreise und somit die Rohstoffkosten für die Raffinerieunternehmen infolge von Produktionsbeschränkungen der OPEC+ seit dem Tief in diesem Jahr wieder deutlich erhöht. Immer mehr Raffinerien produzieren nicht mehr kostendeckend. Damit der Markt wieder ins Gleichgewicht gebracht wird, müssten Raffinerien schließen, um so Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen. Anlageschließungen scheitern aber oft an der Politik (Arbeitsplätze, Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit, Subventionen für Weiterbetrieb u.a.). Letztlich können in einer freien Marktwirtschaft unwirtschaftliche Geschäftszweige nicht unbegrenzt fortgeführt werden. Demzufolge gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kommt es zu einer nennenswerten Erholung der Nachfrage, wonach es im Moment nicht aussieht (zum Teil werden Lockdown-Maßnahmen wegen steigender Zahlen von Corona-infizierten wieder verstärkt), oder unrentabel arbeitende Raffinerien müssen stillgelegt werden, was jedoch nur zögerlich geschieht.
Anleihen
Japan: Tankanindex (3. Quartal), 01:50 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Sep), 10:00 Uhr
Euroraum: Arbeitslosenquote (Aug), 11:00 Uhr
USA: Erstanträge, Arbeitslosengeld (26.09.), 14:30 Uhr
USA: Ausgaben der priv. Haushalte (Aug), 14:30 Uhr
USA: ISM-Index, verarb. Gewerbe (Sep), 16:00 Uhr
Die konjunkturelle Erholung in den USA setzt sich offenbar fort, gestern jedenfalls überwogen die positiven Daten zur US-Wirtschaft. Die positive Stimmung führte zu einem Anstieg der Renditen insbesondere bei US-Treasuries. Aber auch Bundesanleihen zeigten höhere Renditen und entsprechend niedrigere Kurse. Trotz guter Zahlen neigte der US-Dollar zur Schwäche zum Euro. Am Vormittag meldete die Bundesanstalt für Arbeit einen Rückgang der Arbeitslosenzahl in Deutschland um 8.000 im September. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote fiel von 6,4% auf 6,3%. Dies ist aber nur eine Momentaufnahme. Im September befanden sich 3,7 Mio. Erwerbstätige laut Schätzung des Ifo-Institutes in Kurzarbeit. Nicht alle werden wohl in die Vollbeschäftigung zurückkehren, womit die Arbeitslosenzahl in den nächsten Monaten eher ansteigen dürfte. Die schon genannten positiven US-Konjunkturdaten bezogen sich ebenfalls auch auf den Arbeitsmarkt. Der ADP-Arbeitsmarktreport weist für September einen Zuwachs von 749.000 Stellen aus. Der amtliche Bericht dürfte morgen ein ähnliches Bild – von knapp einer Million zusätzlichen bzw. wiederbesetzten Stellen – zeigen. Als positiver Vorbote für den ISMIndex am Donnerstag wurde der Anstieg des Einkaufmanagerindex für die Region Chicago – von 51,2 auf 62,4 Punkte – gewertet. Auch die schwebenden Hausverkäufe überraschten mit einem erneuten Anstieg positiv. Im August wurden gut 24% mehr Verträge als vor einem Jahr geschossen. Der Wohnungsbau profitiert derzeit von einer hohen Nachfrage.
Aktien
Hennes & Mauritz, Ergebnis Q3
Pepsico, Ergebnis Q3
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich. Die relevanten Leitindizes stiegen in der Spitze um bis zu 0,6% (Österreich). Das erste Fernsehduell zwischen Trump und Biden hatte kaum Einfluss auf die Märkte. Das langwöchige Auf und Ab an den Börsen setzt sich auch in dieser Woche fort. Dem starken Auftakt am Montag folgten schon wieder leichte Gewinnmitnahmen. Neben den zum Teil berechtigten Sorgen vor weiteren lokalen oder sogar länderweiten Lockdowns (mit unterschiedlichen Ausprägungen) kommen die Unsicherheiten in Bezug auf die US-Wahlen im November 2020, die vertrackten Brexit-Verhandlungen sowie wachsende geopolitische Risiken hinzu. Nicht zuletzt sorgt die „Saisonalität“ für eine gewisse Zurückhaltung unter den Investoren. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten gestern Immobilienwerte wie Deutsche Wohnen (+0,7%) oder Vonovia (+0,5%). Kräftig unter Beschuss geriet dagegen die Aktie von Covestro. Sie verlor rd. 7,2%, nachdem das Unternehmen bekanntgegeben hatte, einen Zukauf in Holland zu tätigen, der von den meisten Investoren in einer ersten Reaktion offenbar als überteuert erachtet wurde. Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. Immobilienwerte gefragt, die im Schnitt um 1,4% zulegten. Am Ende der Performancerangliste fanden sich Industriegütertitel (-0,6%). Die US-Börsen tendierten wegen der Hoffnung auf weitere US-Coronahilfen freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 1,2%. Auf Sektorenebene waren v.a. Pharmawerte gesucht (+1,7%), während Industrietitel als Tagesverlierer im Schnitt rd. 0,3% verloren. In Japan war der Handel aufgrund technischer Probleme lahmgelegt. Die Börsen in China, Hongkong, Taiwan und Südkorea hatten feiertagsbedingt geschlossen. Der indische Leitindex Sensex tendierte fester. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.