Am Morgen: Schaeffler, H&M und Bayer im Fokus - Nord LB Kolumne
Die Einzelhandelsumsätze in China sind im August überraschend um 0,5% (Juli: -1,1%) zum Vorjahr gestiegen. Dies war das erste Plus in diesem Jahr. Die Industrieproduktion im Reich der Mitte hat sich im August auf Jahressicht um 5,6% und damit ebenfalls stärker als erwartet (+5,1%) erhöht. Damit bleibt China auf Erholungskurs.
ZEW-Index klettert im September überraschend: Finanzmarktexperten sehen sowohl bei den Konjunkturerwartungen (+5,9 auf 77,4 Punkte) als auch bei der aktuellen Lage (+15,1 auf -66,2 Punkte) eine deutliche Verbesserung. Dies passt zu dem nach dem vorherigen Einbruch erwarteten Rückpralleffekt, der in einer Rekordwachstumsrate des BIP in Q3 von gut 6% münden dürfte. Gleichwohl wird sich die Erholung im Anschluss deutlich verlangsamen und Probleme wie Brexit und geopolitische Konflikte wieder mehr Beachtung finden. Wir haben unsere Konjunkturprognose für Deutschland dennoch leicht angepasst und rechnen „nur“ noch mit -5,8% (2020) und +4,3% in 2021.
Die Corona-Krise hat die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Industrie im Juli weiter sinken lassen. Ende Juli waren mit rund 5,5 Millionen Personen 2,9% weniger Menschen in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes beschäftigt als ein Jahr zuvor. "Dies ist der höchste prozentuale Rückgang der Beschäftigtenzahl zum Vorjahresmonat seit Mai 2010", hieß es vom Statistischen Bundesamt.
Die US-Industrieproduktion legte im August um nur 0,4% M/M zu. Der Aufholprozess setzt sich fort, was sicherlich besser ist als die Pessimisten zwischenzeitlich erwartet hatten. Dennoch notiert die Industrieproduktion aktuell knapp 8% unter dem Februarniveau, und der erste Schwung vom Frühsommer scheint langsam abzuflauen.
Rentenmarkt
Nachdem die Kurse der deutschen Bundesanleihen zwischenzeitlich unter den guten ZEW-Konjunkturerwartungen gelitten hatten, sorgten am Nachmittag Aussagen der Welthandelsorganisation zum Handelsstreit USA/China für Verunsicherung. Am Ende lagen die Notierungen leicht im Plus. US-Staatsanleihen tendierten bis auf die 30-jährige Anleihe, die nachgab, kaum verändert.
Aktienmarkt
Die überraschend guten deutschen Konjunkturdaten konnten den heimischen Aktienmarkt am Berichtstag nur temporär beflügeln. Am Ende war die Tendenz uneinheitlich. DAX +0,18%, MDAX -0,27%, TecDAX +0,08%. Die Hoffnung auf einen erneuten Kompromiss im Glyphosat-Streit hat die Aktien von Bayer an der DAX-Spitze um 2,73% steigen lassen. Gute chinesische Konjunkturdaten und die Hoffnung auf eine weitere Lockerung durch die Fed am Mittwoch haben an der Wall Street für Zuversicht gesorgt. Dow Jones +0,01%; S&P 500 +0,52%; Nasdaq Comp. +1,21%. Nikkei 225 aktuell +0,12% auf 23.483 Zähler.
Unternehmen
Die Familienholding von Schaeffler hat einem Kapitalrahmen für die Ausgabe von 200 Millionen Vorzugsaktien zugestimmt, der bei Bedarf bis zu 1 Mrd. EUR in die Kassen des Konzerns spülen könnte. Derzeit braucht der Automobilzulieferer aber kein frisches Geld, um durch die Corona-Krise zu kommen. Vorstandschef Rosenfeld sagte, Schaeffler gehe es mit dem Vorratsbeschluss nur darum, Chancen auf Übernahmen auch in der Corona-Krise nicht verstreichen lassen zu müssen. Konkret habe man aber kein Unternehmen im Visier, so Rosenfeld weiter. Die schwedische Modekette H&M konnte in Q3 bei einem um 19% auf 50,87 Mrd. SEK gesunkenen Umsatz sogar einen kleinen Gewinn erzielen. Das vorläufige Ergebnis vor Steuern lag bei rund 2 Mrd. SEK. Damit hat sich H&M nach eigener Einschätzung besser als erwartet von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. U.a. trug eine starke Kostenkontrolle zu dem positiven Ergebnis bei, hieß es.
Devisen
Die Entscheidung der WTO, dass von den USA gegen China verhängte Zölle gegen das Regelwerk verstoßen, hat Unsicherheit hervorgerufen und den Euro geschwächt.
Öl / Gold
Die Ölpreise sind -trotz eines verhalteneren Ausblicks der Internationalen Energieagentur- leicht gestiegen. U. a. stützten die robusten ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland im Sept. Der Goldpreis hat sich erneut kaum verändert.