Am Morgen: Deutsche Bank und Knorr-Bremse im Fokus - Nord LB Kolumne

Die Zahl der Unternehmens-Insolvenzen in Deutschland ist im 1. Halbjahr um 6,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 9.006 zurückgegangen. Das Minus ist allerdings auf die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht (seit 01.03.) für Unternehmen als Hilfsmaßnahme gegen die Folgen der Virus-Pandemie zurückzuführen, teilte das Stat. Bundesamt mit. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger erhöhten sich in der ersten Jahreshälfte dagegen deutlich auf 16,7 (10,2) Mrd. EUR. Das deute darauf hin, "dass im 1. Halbjahr 2020 mehr wirtschaftlich bedeutende Unternehmen Insolvenz beantragt hatten", hieß es. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schrumpft die dt. Wirtschaft 2020 mit -6,0% deutlich weniger als noch im Juni (-9,4%) befürchtet. Für 2021 wird nun ein Wachstum von 4,1% (bisher: 3,0%), für 2022 von 3,0% erwartet. Der weltgrößte Automobilmarkt hat den fünften Monat in Folge zugelegt. Wie der chinesische Automobilverband mitteilte, stiegen die Fahrzeugverkäufe im Reich der Mitte im Vergleich zum Vorjahr um 11,6% auf 2,19 Mio. Fahrzeuge. Insbesondere Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (+25,8% auf 109.000) waren gefragt. Die EZB hat gestern auf ihrer Sitzung wie erwartet keine Veränderungen an den wichtigsten geldpolitischen Rahmenbedingungen vorgenommen. Die Leitzinsen bleiben demnach ebenso unverändert wie die Parameter zu den Ankaufprogrammen. Die EZB setzt nach dem massiven Absturz im ersten Halbjahr auf die aktuell laufende Erholung, die im dritten Quartal zu einer Rekordwachstumsrate beim BIP von gut 7,0% Q/Q führen dürfte. Allerdings verläuft die Erholung uneinheitlich und bleibt unvollständig. Die Politik der ruhigen Hand ist aktuell angemessen, zu viel betonte Gelassenheit könnte der EZB allerdings schnell auf ihre Füße fallen.
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher Staatsanleihen zeigten nach der Sitzung der EZB eine leichtere Tendenz. Dass die EZB ihre Geldpolitik nicht weiter lockert und dies auch zunächst nicht in Aussicht stellt, ließ die Kurse nachgeben. Ein anderes Bild zeigte sich bei den US-Staatsanleihen. Die Kurse von US-Anleihen haben etwas zugelegt. Grund war eine sinkende Risikobereitschaft der Anleger. Richtungsweisende zehnjährige Papiere legten 6/32 auf 99 15/32 Punkte zu.
Aktienmarkt
Anleger am deutschen Aktienmarkt positionierten sich nach dem freundlichen Vortag eher an der Seitenlinie. DAX -0,21%, MDAX -0,19%, TecDAX -0,57%. Nach einem Wechsel der Vorzeichen schloss die Wall Street im Minus. Händler sprachen von einem Tauziehen zwischen Optimisten und Pessimisten. Als Stimmungsdämpfer entpuppten sich die gemischt ausgefallenen Arbeitsmarktdaten sowie erneute Gewinnmitnahmen im Tech-Sektor. Dow Jones -1,5%; S&P 500 1,8%; Nasdaq Comp. -2,0%. Nikkei 225 aktuell fester bei 23.410,53 Punkten.
Unternehmen
Die Deutsche Bank hat in den USA zwei weitere Ermittlungen wegen Sanktionsverstößen beigelegt. Insgesamt zahlt die Tochter Deutsche Bank Trust Company Americas 583.100 US-$, wie die Abteilung des US-Finanzministeriums zur Kontrolle ausländischen Vermögens mitteilte. Bei den Untersuchungen ging es um Verstöße gegen US-Sanktionen in der Ukraine.
Pandemie-bedingt ging der Umsatz von Knorr-Bremse im 1. Halbjahr um 15,2% auf 3,056 Mrd. EUR zurück. Das EBITDA lag bei 535,5 (669,0) Mio. EUR. Unter der Voraussetzung stabiler Märkte und keiner weiteren Lockdowns bestätigte der Konzern den Ausblick eines Umsatzes von 5,9 bis 6,2 (6,94) Mrd. EUR Der Verwaltungsrat des französischen Abfall- und Wasserkonzerns Suez wehrt sich weiter gegen eine Beteiligung von Veolia. Die Offerte von Veolia sei feindlich und gegen die Interessen von Suez und der Anteilseigner gerichtet.
Devisen
Der Euro hat sich am Donnerstag freundlich entwickelt und u.a. von zwar verlangsamten, aber dennoch positiven Produktionsdaten aus Frankreich und Italien profitiert. Die Marke über 1,19 USD konnte im weiteren Handelsverlauf jedoch nicht gehalten werden.
Öl / Gold
Belastende Aussagen der US-Energiebehörde EIA zur Weltrohölnachfrage haben die Ölpreise am Berichtstag unter Druck gebracht. Gold war etwas freundlicher.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Deutsche Bank.