USU Software: „Mittelfristig werden wir stark vom wachsenden SaaS-Geschäft profitieren“

Mit einem Umsatzplus von 13 Prozent und einer Ergebnissteigerung um 267 Prozent hat sich die USU Software AG im zweiten Quartal im Corona-Umfeld gut behauptet. Dabei war die hohe Zahl von Neuabschlüssen im In- und Ausland eine tragende Säule des Wachstums. „Die Corona-Krise hat die Rückstände der Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung zutage gebracht“, erläutert USU-Vorstandsvorsitzender Bernhard Oberschmidt im Gespräch mit der Redaktion von 4investors.de. Der Rekord-Auftragsbestand von 59,5 Millionen Euro lässt Oberschmidt mit Zuversicht auf das zweite Halbjahr blicken, auch wenn eine höhere SaaS-Quote erst mittelfristig „Treiber des von uns avisierten Margenanstiegs“ sein wird.
4investors.de spricht mit CEO Bernhard Oberschmidt auch über den öffentlichen Sektor als „sehr verlässlichen Geschäftspartner“, das Risiko im Lizenzgeschäft und die Bestätigung der mittelfristigen Ziele.
www.4investors.de: USU Software verzeichnete im zweiten Quartal 2020 ein Umsatzplus von 13 Prozent auf 25,9 Millionen Euro. Wie immun sind Sie gegenüber Einflüssen von Corona oder sehen Sie USU durch den nun ersichtlichen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung sogar als Profiteur?
Oberschmidt: Die Corona-Krise hat in der Tat die Rückstände der Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung zutage gebracht. Davon profitieren wir zum einen, sind aber zugleich auch negativ betroffen, da Unternehmen, die durch Corona mit dem Rücken an der Wand stehen, gerade jetzt nicht investieren – obwohl sie dies müssten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Insofern sehen wir die aktuelle Wirtschaftskrise mit gemischten Gefühlen.
www.4investors.de: Vor allem das Wachstum bei den Beratungserlösen ist mit +23 Prozent angesichts von Kontaktbeschränkungen und Lockdown im zweiten Quartal überraschend gut. Woher kamen die wichtigsten Impulse?
Oberschmidt: Wir profitierten hierbei von zahlreichen Neuaufträgen sowie einem großen Auftragsbestand aus den Vorquartalen. Gerade im Bestandskundengeschäft zahlt sich unsere Nähe zum Kunden enorm aus und diese führt in Krisenzeiten zu einer guten und florierenden Auftragslage. Ein hoher Anteil der Beratungskunden kommt aus dem Bereich der öffentlichen Auftraggeber und von Versicherungen. Dies fördert zusätzlich die Stabilität dieser Umsätze.
www.4investors.de: Welche Rolle spielte das Neukundengeschäft im zweiten Quartal oder war das Umsatzwachstum vor allem auf weiteres Geschäft mit Bestandskunden zurückzuführen?
Oberschmidt: Auch im Neukundengeschäft konnten wir zulegen. Wir hatten ja auch mehrere Auftragsmeldungen von Neukunden veröffentlicht, wobei wir leider oftmals den Kundennamen nicht öffentlich preisgeben dürfen. Aber die hohe Zahl der Neuabschlüsse im In- und Ausland im ersten Halbjahr 2020 war neben dem Bestandskundengeschäft eine tragende Säule unseres Wachstums.
www.4investors.de: Besonders stark von der Corona-Pandemie betroffene Sektoren wie die Autoindustrie, Touristik und Maschinenbau machen für gewöhnlich schätzungsweise 15 Prozent bis 20 Prozent der USU-Umsätze aus. Merkt man die unterschiedlichen Auswirkungen von Covid-19 signifikant in Abhängigkeit von der Branchenzugehörigkeit der Kunden?
Oberschmidt: Ein klares Ja. Etwa 80 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir ja mit Unternehmen aus Branchen, die nicht so stark von Corona betroffen sind, wie öffentliche Unternehmen, Versicherungen oder Pharma- und Technologieunternehmen. Und diese haben im ersten Halbjahr 2020 gezielt in die Digitalisierung investiert, während Unternehmen aus der Tourismusindustrie oder der Automobil-Branche eher zurückhaltender bei ihren Investitionen waren. Gerade der öffentliche Sektor war für uns ein sehr verlässlicher Geschäftspartner.
www.4investors.de: Regional betrachtet war das erste Quartal von einem starken Auslandsgeschäft geprägt, während das zweite vor allem vom Inlandsgeschäft profitierte. Ist das Zufall oder haben Sie bewusst die Schwerpunkte im Vertrieb verlagert?
Oberschmidt: Ich denke, dass hier auch die Corona-Krise ihren Einfluss hatte. Im ersten Quartal waren die USA noch nicht so stark von der Pandemie betroffen, während diese ja bis heute gerade in den USA stark wütet. Und das Inlandsgeschäft in Deutschland profitiert sehr stark von unseren Bestandskunden, die wir in der über 40-jährigen USU-Historie von unserer Expertise und dem Mehrwert unserer Lösungen überzeugen konnten.
Insofern ist geschäftlicher Erfolg in der Regel kein Zufall, sondern das Ergebnis langjähriger harter Arbeit. Im Ausland sind wir ja erst seit ein paar Jahren aktiv, obgleich wir in der Kürze der Zeit auch dort beachtliche Erfolge erzielt haben.
www.4investors.de: Bemerkenswert ist die Versechsfachung im EBITDA auf 3 Millionen Euro im zweiten Quartal. Sind darin abgesehen von Zukäufen Sondereffekte enthalten?
Oberschmidt: Nein, das ist im Wesentlichen auf unser organisches Geschäft zurückzuführen. Wir haben den Umsatz stärker ausgeweitet als die Kosten. Das zeigt sich auch im EBIT-Anstieg um 845 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies wurde komplett aus einer organischen Entwicklung realisiert. In 2020 sind keinerlei Akquisitionseffekte enthalten.
www.4investors.de: Bedeutet das auch, dass Sie die Talsohle bei der Marge durch den Schwenk vom Lizenz- zum SaaS-Modell inzwischen durchschritten haben?
Oberschmidt: Wir sind meines Erachtens noch im Prozess der Umstellung. Vor allem im zweiten Halbjahr wird eine höhere SaaS-Quote noch sichtbare Effekte haben. Mittelfristig werden wir stark vom wachsenden SaaS-Geschäft profitieren, was ja auch den Treiber des von uns avisierten Margenanstiegs der kommenden Jahre darstellt.
www.4investors.de: Der deutlich auf knapp 60 Millionen Euro angewachsene Auftragsbestand ist eine gute Basis, um trotz Pandemie optimistisch auf das Gesamtjahr zu blicken. Über welchen Zeitraum wird dieser abgearbeitet und damit umsatzrelevant?
Oberschmidt: Unser Auftragsbestand stellt gesicherte Aufträge mit Sicht auf zwölf Monate dar. Das bedeutet, dass dieser bis Mitte nächsten Jahres abgearbeitet sein wird. Allerdings kommen ja auch Neuaufträge dazu, die wir in den kommenden Wochen und Monaten erzielen werden.
www.4investors.de: Es werden „… die in den vergangenen Quartalen gewonnenen Serviceaufträge in Verbindung mit erwarteten Neuaufträgen auch im zweiten Halbjahr 2020 zu einer sehr hohen Auslastung der Beratermannschaft und einem entsprechend positiven Beratungsgeschäft in beiden Segmenten der USU-Gruppe führen“, heißt es im Halbjahresbericht. Können Sie insbesondere konkreter zum Thema „erwartete Neuaufträge“ werden? Inwiefern erschweren die andauernden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie die Neukundenansprache?
Oberschmidt: Gerade das Thema Messen und Events läuft aktuell Corona-bedingt noch nicht normal. Dadurch fehlen uns ganz klar einige Opportunitäten. Aber wir sind aufgrund unseres Auftragsbestandes und der Abschlusspotenziale dennoch optimistisch, auch in den kommenden Monaten eine Reihe von Neuaufträgen erzielen zu können.
www.4investors.de: Auch wenn Sie aus bekannten Gründen keinen konkreten Ausblick auf das Gesamtjahr gegeben haben und angesichts des guten ersten Halbjahres samt Auftragsbestand und Aussicht auf Neugeschäft: Das ursprünglich in Aussicht gestellte Umsatzvolumen von 102 Millionen Euro bis 105 Millionen Euro erscheint absolut realistisch oder sehen Sie hier noch größere Hindernisse bzw. Risiken?
Oberschmidt: Das zentrale Risiko sehen wir im Lizenzgeschäft. Wenn wir es nicht schaffen sollten, im zweiten Halbjahr 2020 ausreichend Lizenzdeals abzuschließen, dann steht der von Ihnen genannte Umsatzbereich durchaus auf der Kippe. Gleiches gilt entsprechend für das Ergebnis. Da dies aus heutiger Sicht noch nicht eindeutig abschätzbar ist, haben wir als Guidance herausgegeben, dass wir ein Umsatzwachstum und ein positives bereinigtes EBIT auch für das zweite Halbjahr 2020 erwarten. Und dazu stehen wir.
www.4investors.de: Inwiefern beeinflusst die COVID-19-Pandemie auch Ihre mittelfristigen Planungen?
Oberschmidt: Wir haben ja unsere Mittelfristplanung, die ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 10 Prozent und den Ausbau der operativen Marge auf Basis des bereinigten EBIT bis 2024 auf 13 Prozent bis 15 Prozent beinhaltet, im Halbjahresbericht bestätigt und sehen insofern keine wesentlichen Auswirkungen der Pandemie auf unsere mittelfristigen Planungen.
www.4investors.de: Ist im Falle eines glimpflichen Verlaufs der Pandemie, insbesondere eines Ausbleibens einer zweiten Welle samt erneutem Lockdown, eine Dividendenerhöhung eine Option?
Oberschmidt: Eine Dividendenerhöhung ist für uns immer eine Option, sofern das Unternehmensergebnis dies erlaubt. Unsere Dividendenstrategie haben wir ja sehr transparent und aktionärsfreundlich fixiert. Demnach wollen wir eine Dividende zahlen, die etwa der Hälfte des erzielten Gewinns entspricht, die zugleich aber nicht unter der Dividende des Vorjahres liegen soll.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: USU Software.