Laufende Berichtssaison wesentlich besser als befürchtet - Commerzbank Kolumne
Nachdem in den USA ca. 85% der Konzerne des S&P 500 ihre Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt haben, kann man ein sehr positives Fazit ziehen – allerdings wesentlich begründet durch die zuvor massiv nach unten revidierten Erwartungen. Die Prognosen waren in der Spitze um 47% gesenkt worden. Angesichts der Unwägbarkeiten der Pandemie ist diese sehr vorsichtige Vorgehensweise nachvollziehbar, allerdings ist der Konsensus hier etwas über das Ziel hinausgeschossen. Dementsprechend ist die positive Gewinnüberraschung von 20,8% auch von keiner allzu großen Aussagekraft. Zumindest wird aber deutlich, dass die schlimmsten Erwartungen nicht eingetreten sind. Gegenüber dem Vorjahr sind die Gewinne um 33% eingebrochen, was dann doch eindeutig aufzeigt, wie stark Corona die Unternehmen getroffen hat. Die schwächsten Zahlen berichteten Energie und Industrie, während sich Informationstechnologie und defensive Branchen in diesem Umfeld noch am besten präsentieren konnten. Beim Blick auf die Umsatzentwicklung ergibt sich ein etwas realitätsnäheres Bild. Hier lagen die Umsätze um 2% über den Erwartungen, gegenüber dem Vorjahr war die Umsatzentwicklung um 11% rückläufig. IT und Gesundheit konnten ihre Umsätze sogar um jeweils 7% steigern, während die Vertriebsleistung bei Energie um 54% und bei der Industrie um 27% einbrach. In Europa stellt sich, nachdem ca. drei Viertel der Konzerne des Stoxx 600 ihre Quartalszahlen präsentiert haben, die Berichtssaison ähnlich dar: Hier brachen die Gewinne um 26% ein und die Erwartungen wurden um 21% übertroffen. Mit Abstand stärkste Branche war IT mit einer Gewinnsteigerung um 11%. Die größten negativen Kursreaktionen gab es bei Konzernen, die einen schwachen Ausblick vorlegten.
Anleihen
Großbritannien: Arbeitslosenquote (Juni), 8:00 Uhr
Deutschland: ZEW-Umfrage (August), 11:00 Uhr
USA: Erzeugerpreise (Juli), 14:30 Uhr
Der Wochenauftakt hatte keine relevanten Wirtschaftsdaten zu bieten, an denen sich der Markt hätte orientieren können. Am Rentenmarkt lag das Augenmerk daher eher auf der Politik. Die sich über das Wochenende verschärfenden Spannungen zwischen den USA und China stützten insbesondere sichere Staatstitel wie deutsche Bundesanleihen. Hier gingen die Renditen leicht zurück. Anleihen der EuroPeripherie waren dagegen weniger gefragt. China reagierte auf die kürzlich verhängten US-Sanktionen gegen seine eigenen Politiker gestern mit Gegenmaßnahmen: So wurden Sanktionen gegen zahlreiche US-Senatoren sowie Mitgliedern von Menschenrechtsorganisationen angekündigt. Es gab jedoch keine Informationen dazu, wie die Sanktionen konkret aussehen sollen. Zu Handelsbeginn hatte noch die Entscheidung von US-Präsident Trump, bestehende Hilfsmaßnahmen in der Coronakrise per Erlass zu verlängern, für Kursrückgänge gesorgt. Trump ordnete am Wochenende Teile des CoronaHilfspakets einfach per Präsidialverfügung an, weil die Verhandlungen darüber im US-Kongress gescheitert waren. In Deutschland macht sich die Coronapandemie zumindest bei den Firmenpleiten noch nicht bemerkbar: Aus der aktuellen Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform geht hervor, dass im Mai weniger Firmen in die Pleite gerutscht sind als ein Jahr zuvor (-9,9% J/J). Allerdings könnte dies die Ruhe vor dem Sturm sein, denn Firmen zahlen immer häufiger offene Rechnungen nur noch mit Verspätung. Ein wichtiger Grund für die vergleichsweise positive Entwicklung der Insolvenzzahlen ist allerdings, dass die Insolvenzantragspflicht für Unternehmen seit dem 1. März 2020 ausgesetzt ist. Einige Politiker fordern hier nun eine Verlängerung.
Aktien
Aurubis, Ergebnis Q2
Prudential, Halbjahreszahlen
Angesichts der sich weiter verschärfenden Spannungen zwischen China und den USA sind die europäischen Aktienmärkte eher verhalten in die neue Handelswoche gestartet. Auch die Hoffnung auf neue US-Konjunkturhilfen konnten keine wesentlichen Impulse liefern. Im Dax 30 sorgten die Aktien der Deutschen Bank (+3,6%) und von MTU Aero Engines (+4,5%) für die positiven Highlights. Dagegen fanden sich die Papiere von SAP (-1,7%) und Infineon (-2,4%) am unteren Ende der Performanceliste wieder, nachdem am vergangenen Freitag an der Wall Street Gewinnmitnahmen bei den bisher überragenden IT-Titeln eingesetzt hatten. Auf europäischer Branchenebene konnten sich vor allem Banken (+2,0%) positiv in Szene setzen, während neben der Informationstechnologie (-1,6%) insbesondere der Handel (-1,1%) unter Druck geriet. In den USA setzten sich bereits zum Handelsauftakt die Verkäufe im IT-Segment weiter fort. Der Nasdaq 100, der am Donnerstag noch ein neues Rekordhoch erreicht hatte, startete mit weiteren Verlusten. Letztendlich hielt sich aber auch hier der Abgabedruck in Grenzen. Der Leitindex Dow Jones Industrial hingegen erreichte den höchsten Stand seit Ende Februar. Auf Einzelwertebene gab es kräftige Kursbewegungen. Dabei stiegen im Freizeitbereich MGM Resorts (+13,8%) und Royal Caribbean Cruises (+10,0%) trotz desaströser Quartalszahlen deutlich. FedEx (+9,0%) profitierte von einer Kaufempfehlung und die Aktien von Nike (+7,2%) sprangen an, nachdem die US-Handelskette Foot Locker mit Aussagen über einen Boom beim Verkauf neuer Sneaker überrascht hatte. Neben Öl & Gas (+3,1%) setzte auch der Industriesektor (+2,4%) seine zuletzt gute Performance weiter fort. Die asiatischen Börsen verzeichnen heute Morgen in der Breite kräftige Kursgewinne. Auch Europa wird mit diesen Vorgaben fester starten.