Gazprom & Co.: Russische Börse erholt sich im Mai 2020 kräftig - Commerzbank Kolumne
Der Aktienmarkt in Russland ist durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie kräftig in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach einem schwachen Februar büßte der MSCI Russland-Index im März 2020 satte 23,3% ein. Damit akkumulierte sich der Verlust im ersten Quartal 2020 auf 36,5%. Gegenüber dem MSCI Welt-Index (-21,7% in Q1 2020) und dem MSCI EM-Index (-23,9%) wies der MSCI Russland-Index somit eine starke Underperformance auf. Verantwortlich hierfür zeichnete v.a. der Ölpreiskollaps (-55% im März), wodurch auch der Rubel auf Talfahrt geschickt wurde. Im März 2020 wertete er gegenüber dem US-Dollar um 14,7% ab. Im April und Mai 2020 gab es dann eine kräftige Gegenreaktion an den globalen Börsen. Im Mai 2020 kletterte der MSCI Russland-Index um 8% und wies damit sowohl gegenüber dem MSCI EM-Index (+0,6%) als auch gegenüber dem MSCI Welt-Index (+4,2%) eine klare Outperformance auf. Diese resultierte insbesondere aus einer kräftigen Erholung des zuvor schwer gebeutelten Ölpreises (+39,8% im Mai 2020). In der Folge kam es auch zu einer deutlichen Erholung des russischen Rubel, der gegenüber dem US-Dollar im Berichtsmonat um 6% aufwertete. Die russische Notenbank, die in den vergangenen Jahren einen sehr guten Job gemacht hat, senkte den Leitzins im April 2020 um 50 Basispunkte auf nunmehr 5,5% und signalisierte, dass im Juni 2020 ein weiterer Schritt erfolgen könnte. Der gesunkene Ölpreis dürfte die russische Wirtschaft zusammen mit einem spürbaren Exportrückgang belasten. Somit sollte die Wirtschaftsleistung im zweiten und dritten Quartal 2020 rückläufig sein (BIP-Prognose 2020: -2% J/J). Aufgrund der relativ günstigen Bewertung (KGV 2020e: 8,1) und wegen der sich verbessernden Dividendenpolitik (siehe u.a. Gazprom) bestätigen wir unser neutrales Votum für die Börse in Russland. Gegen eine Übergewichtung sprechen vor allem die globale Wirtschaftskrise sowie ein Mangel an Reformen in Russland.
Anleihen
Schweiz: Zinsentscheid der Zentralbank, 9:30 Uhr
Norwegen: Zinsentscheidung Norges Bank, 10:00 Uhr
Großbritannien: Zinsentscheidung der BoE 13:00 Uhr
USA: Philadelphia-Fed-Index (Juni), 14:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe, 14:30 Uhr
Um die wegen der Coronakrise gebeutelte Konjunktur wieder anzukurbeln, bringt die Bundesregierung weitere finanzielle Hilfen auf den Weg. Das Bundeskabinett billigte gestern einen Nachtragshaushalt mit einer Neuverschuldung von 218,5 Mrd. Euro. Damit steigen die Ausgaben in diesem Jahr von ursprünglich 362,0 Mrd. Euro auf 509,3 Mrd. Euro. Weil auch die Steuereinnehmen drastisch zurückgehen – von den ursprünglich kalkulierten 325,0 Mrd. Euro erwartet der Finanzminister nur noch 264,4 Mrd. Euro – wächst entsprechend die Neuverschuldung. Wie erfreulich, dass der deutsche Staat in diesen Zeiten mit dem Verschulden sogar Geld verdient: Die am Mittwoch neubegebene zehnjährige Bundesanleihe weist einen Kupon von 0% auf und kam zu einem Preis von 103,89 auf den Markt, was einer Rendite von minus 0,38% entsprach. Die Negativrendite trug der Nachfrage keinen Abbruch: Sie war fast doppelt so hoch wie das Angebot von 5 Mrd. Euro. An den Märkten setzte sich die positive Stimmung fort. So belebt sich der US-Immobilienmarkt zusehends: Die Baubeginne und Baugenehmigungen erhöhten sich im Mai gegenüber dem Vormonat kräftig, nachdem im April noch deutliche Rückgänge zu verzeichnen waren. Das am Montag verkündete Kaufprogramm für Unternehmensanleihen der US-Notenbank Fed führt nicht nur bei USamerikanischen Unternehmensanleihen zu steigenden Kursen. Auch im Euroraum sorgt dies für Unterstützung der Kurse. Die Risikoaufschläge von Seniorpapieren haben sich im Wochenverlauf schon um gut zehn Basispunkte eingeengt, diejenigen von Nachrangpapieren entsprechend mehr.
Aktien
Wirecard, Bilanzvorlage 2019 und Quartalszahlen
In Europa dominierte gestern trotz der weiter mit Sorge zu registrierenden Meldungen zum Infektionsgeschehen in Peking und auch Lateinamerika die Hoffnung auf die positiven ökonomischen Aspekte der Konjunkturprogramme. Die europäischen Aktienmärkte knüpften so an den Aufwärtstrend des Vortags an und verbuchten leichte Gewinne. Der DAX schloss um 0,5% höher, noch etwas besser lief es beim EuroStoxx 50 mit +0,8%. Die stärksten Sektoren waren Technologie (+1,7%) und Gesundheit (+1,6%), während der Energiebereich (-0,8%) mit dem etwas schwächeren Ölpreis am Ende lag. Bei Wirecard (+5,1%) spekulierten manche auf die heutige Zahlenvorlage. Mit Continental (-2%) und VW (-1,9%) gab es im DAX die größten Verlierer aus dem Automobilbereich. Auffällig waren in der 2. Reihe Drägerwerk (+7,9%) und HelloFresh (+5,6%). Auch in den USA setzte sich die freundliche Stimmung am Anfang durch, am Ende gab es aber bei Dow Jones (-0,7%), S&P 500 (-0,4%) ein Minus. Lediglich die Nasdaq schloss mit einem kleinen Plus von 0,3%. Mit Sorge wurden dabei die hohen Neuinfektionszahlen in einigen US-Bundesstaaten beobachtet. Dies hatte zur Folge, dass neben den Ölwerten Titel in Zusammenhang mit Mobilität wie Boeing (-2,6%) im Dow oder die Kreuzfahrtschiffbetreiber Norwegian (-8,4%), Royal Caribbean (-7,1%) oder Carnival (-6,5%) im S&P am Ende lagen. Schwächster Sektor war auch in USA Energie mit -3,1%, während Technologie (-0,1%) und Gesundheit (-0,2%) stabilisierten. In Asien sind die Entwicklungen heute heterogen. Während die Indizes in Japan 0,3% abgeben, zeigen die Märkte in China leichte Gewinne. Für Europa sind die Indikationen zur Eröffnung etwas niedriger. Im Zentrum in Deutschland steht heute Wirecard mit seiner lange verschobenen Bilanz 2019.