Gazprom & Co: MSCI Russland-Index legt 2019 um rd. 41% zu - Commerzbank Kolumne
Nach einem starken ersten Halbjahr 2019 (Gründe u.a.: steigender Ölpreis, stabiles Wachstum, Dividendenerhöhungen etc.) legte die russische Börse in Q3 2019 eine Korrekturphase ein. Verantwortlich für die schwächere Tendenz zeichneten v.a. der sinkende Ölpreis sowie die schwächere globale Konjunktur, die v.a. durch die Themen Handelskonflikte, Brexit, Italien etc. belastet wurde. In Q4 2019 legte die Börse wieder kräftig zu. Im Dezember gewann der MSCI Russland-Index 7,3%. Verantwortlich hierfür zeichnete v.a. der gestiegene Ölpreis (+5,7%) sowie eine weitere Leitzinssenkung der russischen Notenbank um 25 Basispunkte. Mit einem Plus von 41% zählte der MSCI Russland-Index zu den klaren Outperformern im Jahr 2019 und zweifellos zu den größten Überraschungen. Positiv ist auch, dass die Angst vor erneuten US-Sanktionen gegen Russland zuletzt weiter gesunken ist. Auch deswegen legte der Rubel 2019 ggü. dem Euro um rd. 14% an Wert zu. Nicht zuletzt trug die Kapitulation der US-Notenbank zum Aufschwung bei, was die Schwellenländerwährungen tendenziell stützt. Für Rückenwind sorgt auch die solide russische Zentralbankpolitik; die Währungshüter stellten zuletzt eine weitere Leitzinssenkung in Aussicht und senkten ihre Inflationsprognose. Die soliden Fiskalkennzahlen Russlands (u.a. niedrige Außenverschuldung und ein stattlicher Haushaltsüberschuss), das vergleichsweise hohe russische Realzinsniveau und die recht hohen Devisenreserven sorgen für einen Puffer gegen erneute Währungsattacken. Zudem hat der Staat zuletzt seine USD-Verbindlichkeiten reduziert. Auch viele Firmen haben ihre Verschuldung zurückgeführt. Überdies kauften sie Aktien zurück und erhöhten zum Teil die Dividendenausschüttungsquote, was am Aktienmarkt gut ankommt. Aufgrund der relativ günstigen Bewertung (KGV 2020e: 6,5), der stabilen Währung sowie wegen der sich verbessernden Dividendenpolitik bestätigen wir unser neutrales Votum für die Börse in Russland.
Anleihen
China: Industrieproduktion (Dez), 3:00 Uhr
USA: Baubeginne (Dez), 14:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Dez), 15:15 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen, Michigan (Jan), 16:00 Uhr
Das Wachstum in China erreichte 2019 magere 6,1%. Die übrigen heute Morgen veröffentlichten Daten (Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätze) überraschten jedoch positiv – und deuten auf eine Belebung zum Jahresende hin. In den USA bleibt der private Konsum neben dem Wohnungsbau eine wichtige Stütze für das Nachfragewachstum: Das Weihnachtsgeschäft erfüllte die Erwartungen der Analysten. Insgesamt stiegen die Einzelhandelsumsätze zum November um 0,3% an. Für die zweite Stütze – den Wohnungsbau – werden heute die wichtigsten Daten geliefert (Baubeginne, Baugenehmigungen). Die durch den NAHB-Wohnungsmarktindex abgebildete Stimmung ist weiterhin gut, der Index sackte nur um einen Punkt von dem im Dezember erreichten 20-Jahre-Hoch auf 75 Punkte ab. Die meisten Analysten zeigten sich enttäuscht von dem Handelsabkommen zwischen den USA und China. Die Versprechen der chinesischen Seite seien kaum erfüllbar, wichtige Themen wurden aufgeschoben und die zusätzlichen US-Zölle bleiben zu einem guten Teil bestehen. Dennoch geht das Abkommen in die richtige Richtung und allein die Ankündigung sorgte bereits in den letzten Wochen für deutlich mehr Zuversicht an den Finanzmärkten. Grundsätzlich zuversichtlich zeigt sich auch die EZB in dem Protokoll der jüngsten geldpolitischen Sitzung: Die konjunkturellen Risiken seien weiterhin gegeben aber etwas weniger ausgeprägt. Zudem hätte sich die Schwäche in der Industrie bislang nicht spürbar auf den Dienstleistungsbereich ausgewirkt. Dennoch neigt die EZB eher zu weiteren Zinssenkungen als zu Zinserhöhungen. Diese Einschätzung sei noch nicht bei allen Marktteilnehmern angekommen, so die EZB.
Aktien
Rio Tinto, Quartalszahlen
Schlumberger, Quartalszahlen
Der unterschriebene Handelsvertrag allein entfachte in Europa noch keine Begeisterung. Zum einen war das erwartet worden und zudem boten die Inhalte keine Überraschung. Dagegen verschreckte das plötzlich vom amerikanischen Präsidenten kolportierte Junktim von Autozöllen für die europäischen Hersteller mit einem „Wohlverhalten“ in der Iran-Politik, was in der Nacht aber wieder dementiert wurde. Die Nachricht prägte jedoch den Aktienhandel in Europa. Der DAX trat letztlich auf der Stelle, wobei vor allem die Automobiltitel den Index drückten. Die Kursgewinne insbesondere der Versorger (Stoxx 600-Sektorindex +1,1% als Tagesgewinner) über den Kohlekompromiss waren nicht groß genug oder deren Gewicht zu klein. Auch Wirecards gestern erneut positive Bilanz (+6,1%) reichte da nicht. Am DAX-Ende wo-gen VW Vz. (-1,5%), BMW (-1,4%) und Continental (-1,4%) negativ. Der Euro Stoxx 50 erreichte mit +0,1% immerhin die Gewinnzone. In den USA lief der Handel freundlicher. Erneut gab es neue Rekordniveaus: Der Dow Jones legte 0,9% zu, die Nasdaq kam um 1,1% voran, der S&P 500 um 0,8%. Neben den erhofften Fortschritten im Handelsstreit trug erneut die Berichtssaison (Morgan Stanley +6,6%) positiv bei. Der beste Sektor war IT +1,4% gefolgt von Industrie (+1%) und Finanzen (+0,8%). Mit der Google-Mutter Alphabet (+0,8%) übersprang nun das vierte Unternehmen die Grenze der Marktkapitalisierung von 1 Billion USD. Mit dem Rückenwind von der Wall Street schöpfen auch die anderen Märkte für heute wieder Zuversicht. In Asien legten die Börsen um etwa ein halbes Prozent zu. In dieser Größenordnung sind auch für Europa die ersten Taxen. Damit kann der DAX erneut einen Vorstoß auf seine Allzeithochs unternehmen.