Gazprom, BASF & Co: Bald Sanktionen gegen Bau der Pipeline Nord Stream 2? - Commerzbank Kolumne
US-Präsident Trump erwägt Sanktionen und will so die bereits im Bau befindliche neue Ostsee-Gaspipeline verhindern. Nord Stream 2 ist die zweite Export-Pipeline zwischen Russland und Deutschland zur Versorgung des EU-Marktes mit russischem Erdgas durch die Ostsee. Das rd. 10 Mrd. EUR teure Projekt unter Leitung des russischen Staatskonzerns Gazprom wird jeweils zur Hälfte von Gazprom sowie von fünf europäischen Energieunternehmen finanziert. Beteiligt sind die BASF-Tochter Wintershall, das in Wien beheimatete international tätige Öl- und Gasunternehmen OMV, die deutsche Uniper, der bedeutende Mineral- und Erdgas-Konzern Royal Dutch Shell sowie die französische Engie. Die Pipeline mit einer Gesamtlänge von rd. 1.230 km ist bereits in weiten Teilen gebaut und soll Ende 2019/Anfang 2020 in Betrieb gehen. Die Route verläuft weitestgehend parallel zum bereits bestehenden Nord Stream-System, das unter Umgehung Polens und der Ukraine durch die Ostsee führt. Nord Stream 2 brächte jährlich weitere 55 Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa, womit der Anteil Russlands an Europas Gasverbrauch auf etwa die Hälfte ansteigen dürfte. Genau darin sieht Trump ein Problem. Ein Großteil der Energie stamme aus Russland, wofür Russland Milliarden aus Deutschland bekäme, dabei habe die USA „etwas viel Besseres…riesige Mengen an Flüssiggas“ zu bieten und bringt sich damit selbst als Gaslieferant ins Spiel. Die US-Regierung hat wiederholt Kritik am Projekt Nord Stream 2 geübt. Nach ihrem Dafürhalten macht sich Europa zu sehr abhängig von russischen Energielieferungen. Im schlimmsten Fall könnte Deutschland durch die Abhängigkeit mit der Pipeline zur „Geisel Russlands“ werden. Trump lehnt die Pipeline ab, an der die Bundesregierung festhält. Gegen wen konkret die möglichen US-Sanktionen gerichtet sind, ließ der US-Präsident bislang offen. Er verwies darauf, dass eine entsprechende Gesetzesvorlage derzeit in Vorbereitung sei.
Anleihen
Heute keine relevanten Daten
Die Nominierung Christine Lagardes als zukünftige EZB-Präsidentin und Ursula von der Leyens als Präsidentin der EU-Kommission ließ die Renditen von Euro-Staatsanleihen gestern weiter sinken. Für die Märkte wurde damit das „Weidmann-Risiko“ nun endgültig abgewendet, denn Lagarde sollte nach Marktmeinung die lockere Geldpolitik Mario Draghis fortsetzen. Des Weiteren dürfte Frau von der Leyen nicht als die eiserne deutsche Austeritätsverfechterin wahrgenommen werden, welche den hochverschuldeten Staaten des Euroraums hart entgegen tritt. Auch wenn es bis zur endgültigen Bestätigung von der Leyens durch das EU-Parlament noch zwei Wochen dauern wird, profitierten gestern insbesondere Staatsanleihen aus Italien und Griechenland. Die zehnjährige Rendite italienischer Staatstitel sank um 26 Basispunkte auf 1,58%. Hier half auch die Meldung, dass die EU-Kommission auf ein Schulden-Strafverfahren gegen Italien aktuell verzichtet. Die laufende Verzinsung griechischer zehnjähriger Staatsanleihen lag zwischenzeitlich unter 2%, so niedrig wie noch nie. Auch Bundesanleihen brachten wieder einen neuen Negativrenditerekord mit minus 0,399% zu Stande. US-Präsident Trump wird sich über die aktuellen Daten zur US-Handelsbilanz nicht freuen: Im Mai stieg das Defizit in der Handelsbilanz auf 55,5 Mrd. USD (April 51,2 Mrd.). Damit wurde der Aufwärtstrend, also eine Verringerung des Defizits, der in den ersten vier Monaten zu beobachten war, beendet. Die Zahlen deuten darauf hin, dass der Außenhandel im zweiten Quartal das Wirtschaftswachstum der USA bremsen wird. Zudem könnte Trump auf einen schwächeren US-Dollar pochen, um das Defizit in der Handelsbilanz kräftig zu senken. Womöglich stellt er schon bald wieder die Unabhängigkeit der US-Notenbank in Frage. 2019 hat der US-Dollar bisher um knapp 2% gegenüber dem Euro zugelegt.
Aktien
Nomura, Ergebnis Q1
Die Rekordjagd an den Börsen geht munter weiter! Nachdem der S&P 500-Index am Montag (1. Juli 2019) mit 2.977 Punkten ein neues Allzeithoch markiert hatte, erzielten am gestrigen Handelstag auch der Dax und der Stoxx Europe 50-Index neue Jahreshochs bei 12.631 Punkten bzw. bei 3.241 Punkten. Das Börsensprichwort „Don´t fight the Fed“ erweist sich wieder einmal als wahr. Sowohl die Kehrtwende der US-Notenbank hin zu einer expansiveren Geldpolitik (die Futures preisen für dieses Jahr drei US-Leitzinssenkungen ein) als auch die nochmalige Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sowie die Nominierung von Frau Lagarde als Nachfolgerin für Herrn Draghi lassen die Börsianer trotz oftmals durchwachsener Makrodaten jubilieren. Der MSCI Developed-Market-Index wies im ersten Halbjahr 2019 mit einem Plus von 15,6% den stärksten Anstieg seit 1998 aus. Der Dax legte gestern in diesem Umfeld um weitere 0,7% zu. Gefragt waren u.a. Automobilwerte wie Volkswagen (+1,7%) und BMW (+2%). Henkel setzte seine jüngste Aufwärtsbewegung unterstützt von einer Votenheraufstufung durch einen Broker fort. Adidas (+1,8%; +52% seit Anfang 2019) erzielte ebenso ein neues Allzeithoch wie Beiersdorf (+0,5%) und SAP (+0,7%). Tagesverlierer im Dax war die Aktie von Continental mit einem Abschlag von 1,6%. Auf europäischer Sektorenebene waren gestern vor allem Reise- und Freizeitaktien (+2%) gefragt, wohingegen Aktien aus dem Bereich Öl & Gas im Schnitt 0,6% verloren. Die Börsen in den USA handelten vor dem heutigen Feiertag (Unabhängigkeitstag) nur einen halben Tag. Sowohl der Dow Jones-Index (+0,7%) als auch der S&P 500-Index (+0,8%) schlossen auf Allzeithochs. Auf Sektorenebene waren v.a. Immobilienaktien gesucht (+1,5%). Rohstoffaktien legten als Tagesverlierer im Schnitt immerhin noch um 0,5% zu. Die Börsen in Asien tendierten bei geringen Umsätzen uneinheitlich.