Deutsches BIP im vierten Quartal: Das war verdammt knapp! - Nord LB Kolumne
Die deutsche Wirtschaft ist mit nur 0,0% Quartalswachstum ganz knapp an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt. Nach dem negativen Wachstum im III. Quartal mit -0,2% Q/Q ist das Nullwachstum aber auch nicht unbedingt das, was man sich zum Jahresausklang gewünscht hätte. Das kann schon als Enttäuschung bezeichnet werden. Für das Gesamtjahr 2018 reicht es immerhin noch für ein Wachstum von 1,5% dank dem starken ersten Halbjahr.
Die zuletzt veröffentlichten Produktionszahlen für den Dezember überraschten negativ und deuteten an, dass die BIP-Veröffentlichung kein rauschendes Fest sein würde. Immerhin blieb die Binnenwirtschaft der Gegenpol zum negativen Außenbeitrag. Es wurde im IV. Quartal mehr investiert als im III. Quartal, der private Konsum legte etwas und der Staatskonsum deutlich zu. Export- und Importwachstum blieben dem Bundesamt für Statistik zufolge in etwa auf demselben Level wie im Vorquartal.
Immerhin scheint sich der Autosektor, der einer der Faktoren war, die in der zweiten Jahreshälfte die deutsche Wirtschaftsleistung ausbremsten, aktuell von den Sonderfaktoren wie der holperigen Einführung des WLTP Messverfahrens wieder so langsam zu erholen – allerdings auch nicht in dem Maß, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Es ist offensichtlich, dass die globale Konjunktur eine Delle hat und sich die Nachfrage nach deutschen Gütern entsprechend verringert.
Die Vorgaben zum Jahresstart sind derzeit leider alles andere als berauschend. So gaben die Konjunkturindikatoren des Mannheimer ZEW und des Münchener ifo-Institutes im Januar jeweils nach. Die Sentiment-Umfrage der EU Kommission deutet ebenfalls fehlenden Rückenwind an, insbesondere die Exportaufträge fallen hier negativ auf. Das wundert wenig angesichts auch der im Ausland sich verschlechternden Rahmenbedingung, wie sie sich etwa in den einschlägigen Einkaufsmanagerindizes anderer Länder andeuten.
Wenig hilfreich ist auch die andauernde Unsicherheit hinsichtlich des Brexit und des Handelskriegs. Immerhin gab es bei den handelspolitischen Auseinandersetzungen ein paar Hoffnungsschimmer über eine mögliche Einigung. Das Chaos in Großbritannien hinterlässt hingegen schon einen negativen Eindruck. Das House of Commons tagt im Übrigen heute abermals zu dem Thema. Beide Ereignisse – Brexit und Handelskrieg – zusammen schweben freilich weiter wie ein Damoklesschwert nicht nur, aber vor allem, über der deutschen Wirtschaft. Der März wird ein schicksalhafter Monat.
Fazit: Deutschland ist nur ganz knapp an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt. Im letzten Quartal des Jahres 2018 reichte es gerade einmal für eine schwarze Null. Während das Inland robust bleibt – es wird investiert, der private und der öffentliche Sektor konsumieren fleißig – drückt die globale Konjunktur die Nachfrage nach deutschen Gütern. Der Jahresstart wird allerdings auch alles andere als ein Kinderspiel bei globalen Rahmenbedingungen und den beiden Damoklesschwertern Handelskrieg und Brexit, von denen insbesondere die deutsche Exportnation betroffen wäre.