EZB: Aussagen bleiben nicht ohne Wirkung auf die Rentenmärkte - National-Bank Kolumne

Der Jahresauftakt an den Rentenmärkten fiel bei geringen Umsätzen wenig erfreulich aus. Die Renditen stiegen in Europa und den USA an, die Zinsdifferenzen von Staatsanleihen aus Italien, Portugal und Spanien gegen Bunds weiteten sich aus. Die Ursache dafür ist relativ schnell ausgemacht: Die Aussagen von Benoir Coeure haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Mit dem österreichischen Notenbankchef, dessen Äußerungen gestern in eine ähnliche Richtung gingen, wird die denkbare Einstellung der Anleihekäufe durch die EZB nach September tatsächlich hoffähig. Aus heutiger Sicht könnte die wirtschaftliche Entwicklung das durchaus hergeben. So haben die teils endgültigen Markit Einkaufsmanagerindizes das bekannte, positive Bild für die kommenden Monate bestätigt. Da die EZB-Spitze vor allem mit der geringen Preisdynamik für ein Beibehalten der ultra-lockeren Geldpolitik plädiert hat, werden die weiteren Preisdaten kritisch beäugt und hinterfragt werden. Für Spekulationen über die Terminierung eines ersten Leitzinsschrittes ist es jedoch viel zu früh. Immerhin werden die positiven Konjunkturnachrichten nicht so schnell abreißen. Der deutsche Arbeitsmarktbericht dürfte zeigen, dass, wie bereits vorab mehrfach gemeldet, die Beschäftigung in Deutschland auf einem Rekordniveau ist und dass man trotz etwa 2,6 Mio. Arbeitslosen Arbeitskräfteknappheit spürt. Obwohl der Arbeitsmarkt auch in anderen Euroländern angesprungen ist, sollte man die hohe Jugendarbeitslosigkeit nicht außer Acht lassen. Die wirtschaftliche Entwicklung überdeckt die strukturellen Probleme und Herausforderungen.
Am Nachmittag ist der ISM für das verarbeitende Gewerbe für eine positive Überraschung gut. Schließlich dürfte sich die Stimmung der Unternehmen durch die Steuerreform, die im Erhebungszeitraum für den Indikator bereits vor dem Abschluss stand, noch einmal verbessert haben. Am meisten Aufmerksamkeit sollte jedoch dem Protokoll der letzten Tagung des FOMC zu Teil werden. Zum einen dürfte es zusätzliche Erläuterungen für die Leitzinsanhebung geben. Vielleicht gibt es zusätzliche Erläuterungen, wie es zu den beiden Stimmen kann, die gegen die Leitzinsanhebung votiert haben. Es dürfte außerdem nähere Informationen zum Ausblick auf das laufende Jahr geben, wobei aus Notenbanksicht drei Leitzinsanhebungen im laufenden Jahr als gesetzt gelten, die Investoren das aber noch nicht so recht glauben mögen. Zugleich dürften sich die US-Notenbanker vergleichsweise zuversichtlich zeigen, dass das Inflationsziel nunmehr in Reichweite kommt. Nichts Neues wird es dagegen zur Einschätzung der Auswirkungen der US-Steuerreform geben, obwohl die Grundzüge um den Tagungstermin bereits festgezurrt waren. Die Bewertung durch die US-Notenbank darf man auf der ersten Tagung des FOMC Ende Januar erwarten.
Erwartungsgemäß trugen die Aussagen aus EZB-Kreisen dazu bei, dass der Bund Future bereits nach dem ersten Handelstag dieses Jahres an-geschlagen ist. Die Vorgaben sprechen allenfalls für eine behauptete Eröffnung. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 160,50 und 161,90 bewegen. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries dürfte zwischen 2,39 und 2,52% schwanken.