Deutsche Wirtschaft gewinnt zum Jahresende wieder an Dynamik - Nord LB Kolumne
Das Statistische Bundesamt hat heute Morgen eine erste Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im IV. Quartal 2016 veröffentlicht. Demnach hat sich die Dynamik zum Jahresende erwartungsgemäß wieder beschleunigt. Die Wirtschaftsleistung legte saisonbereinigt im vierten Quartal um 0,4% Q/Q zu. Gegenüber der Vorjahresperiode ergibt sich ein Anstieg um 1,7% bzw. ohne Arbeitstagebereinigung um 1,2%. Der Unterschied resultiert daraus, dass im Herbst 2016 rechnerisch knapp ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand als im vierten Quartal 2015.
Zwar veröffentlichten die Statistiker im Rahmen der ersten Vorausschätzung wie üblich noch keine Details zur Entwicklung der Komponenten, gaben aber gleichwohl einige grobe Hinweise. Demnach kamen positive Impulse erneut vor allem vom öffentlichen Konsum, zudem wurde der private Verbrauch abermals – wenngleich nur leicht – gesteigert. Auch bei den Investitionen war das Bild zum Jahresende positiv, vor allem in Bauten wurde deutlich mehr investiert. Gebremst hat hingegen einmal mehr der Außenhandel, da die preisbereinigten Importe nach Angaben der Statistiker deutlich stärker zugelegt haben als die Exporte.
Die zuvor von Bloomberg und Reuters befragten Analysten waren mehrheitlich von einem etwas höheren Wachstum (+0,5% Q/Q) ausgegangen, analog zu der Erstmeldung der Statistiker Mitte Januar. Dass das Wachstum nun doch etwas niedriger als erwartet ausfiel, ist vor allem auf statistische Sondereffekte zurückzuführen. So brach die Produktion im Dezember kalender- und saisonbereinigt um -3,0% M/M ein, was den stärksten Monatsrückgang seit Januar 2009 darstellt. Das statistische Kalenderbereinigungsverfahren macht keinen Unterschied zwischen normalen Werktagen und solchen, an denen eine Vielzahl von Beschäftigten Urlaub haben. Insofern wurde wegen der im letzten Jahr vielen formellen Werktage zwischen Weihnachten und Silvester schlicht die Produktion des Dezembers übermäßig nach unten korrigiert.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Produktion zum Jahresauftakt wieder deutlich anzieht. Hierfür sprechen neben dem Ausgleich der erwähnten statistischen Verzerrungen auch die in den vergangenen Monaten erheblich gesteigerten Auftragseingänge und die bis zuletzt guten Werte von den Stimmungsindikatoren. Für das Gesamtjahr 2017 bleiben wir daher bei unserer Wachstumsprognose von 1,5%, auch wenn sich der sogenannte statistische Überhang nun mit 0,5 Prozent etwas niedriger als erwartet darstellt. Große Unsicherheiten (Brexit; Wahlen in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland) begrenzen jedoch auch die Möglichkeiten für das deutsche Wachstum in diesem Jahr. Zudem bedroht vor allem die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump die Grundlagen der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Seine Angriffe auf den Freihandel könnten vor allem das deutsche exportorientierte Wachstumsmodell in Gefahr bringen.
Fazit: Die deutsche Wirtschaft hat zum Jahresende 2016 wieder an Dynamik gewonnen. Das reale Bruttoinlandsprodukt legte im vierten Quartal um 0,4% im Vergleich zur Vorperiode zu. Wachstumstreiber waren erneut der private und vor allem der öffentliche Konsum, während die Nettoexporte leicht dämpften. Auch in Bauten wurde deutlich mehr investiert. Dass das Wachstum etwas niedriger als erwartet ausfiel, ist vor allem auf einen statistischen Effekt zurückzuführen. Die Produktion dürfte nach den (optisch) schwachen Zahlen im Dezember jedoch bereits zum Jahresauftakt wieder kräftig anziehen. Daher bleiben wir für das Jahr 2017 bei unserer Wachstumsprognose von 1,5%. Neben den Unsicherheiten im Vorfeld der Wahlen in Europa bleiben vor allem Trump und der Brexit die größten Risikofaktoren für die deutsche Wirtschaft.