Nord LB – EZB hält bis Dezember still – Rat diskutierte weder QE-Ausweitung noch Tapering
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer heutigen turnusmäßigen Ratssitzung in Frankfurt wie erwartet keine Änderungen ihrer Geldpolitik beschlossen. Sowohl die Leitzinsen als auch die Höhe des monatlichen Volumens der Anleihekäufe im Rahmen des Ankaufprogramms (EAPP) blieben unverändert. Dies entspricht der einhelligen Meinung der zuvor von Bloomberg befragten Volkswirte und Analysten. Zum Jahresende erwarten wir wie die meisten übrigen Analysten allerdings eine weitere Lockerung der Geldpolitik und technische Anpassungen des EAPP.
Die Notenbanker bestätigten heute auch die Forward Guidance, wonach vom EZB-Rat für einen längeren Zeitraum und weit über die Laufzeit des Ankaufprogramms hinaus die Leitzinsen auf dem aktuellen oder einem noch tieferen Niveau erwartet werden. Vor dem Hintergrund unserer Prognose einer Fortsetzung der (Netto-)Ankäufe bis weit ins Jahr 2018 hinein wird es somit allein aus zeitlichen Gründen zunehmend fraglich, ob in der Amtszeit Mario Draghis überhaupt noch nennenswerte Zinserhöhungen stattfinden werden. Wir rechnen derzeit am ehesten mit einer Einleitung der Zinswende beim Einlagesatz und dies voraussichtlich erst ab dem Jahr 2019.
Hinsichtlich der Dauer des EAPP blieb die EZB auch heute bei ihrer Formulierung, dass das Ankaufprogramm bis März 2017 oder ggf. darüber hinaus fortgesetzt werde, auf jeden Fall aber bis zu einer nachhaltigen Inflationsanpassung. Zu den aufgekommenen Spekulationen über eine möglicherweise schon bald bevorstehende Reduktion der monatlichen Ankaufsumme („Tapering“) äußerte sich Mario Draghi auf der Pressekonferenz ausweichend. Weder ein Tapering noch eine Ausweitung seien diskutiert worden. Allerdings sei ein abruptes Ende der Ankäufe unwahrscheinlich. Insgesamt schien Draghi der Dezembersitzung des Rates nicht vorgreifen zu wollen.
Die Diskussion über ein Tapering kommt zu früh. Trotz der zu erwartenden Rückkehr der Inflationsrate über die Marke von 1,0% im nächsten Jahr – was kaum die vom Rat geforderte nachhaltige Verbesserung darstellen dürfte – bleibt vor allem der binnenwirtschaftliche Preisdruck mäßig. Dies hat Gründe: Die Konjunkturerholung ist zwar solide, das Tempo ist aber nur moderat, so dass sich die Outputlücke nur langsam schließt. Die Lohnentwicklung ist angesichts hoher Arbeitslosigkeit sehr gedämpft und auch die Kreditvergabe kommt trotz der monetären Impulse nur schleppend in Gang. Zudem betonte Mario Draghi erneut die Abwärtsrisiken der Prognose. Der Patient Eurozone befindet sich in einer stabilen Seitenlage, nicht mehr und nicht weniger.
Die Marktreaktionen hielten sich in Grenzen. In den letzten Tagen hatte sich am Markt die Erwartung durchgesetzt, dass die Tapering-Spekulationen – losgetreten durch einen offensichtlich über- und fehlinterpretierten Bericht Anfang Oktober – nicht viel mehr als ein Sturm im Wasserglas war. Von einer Senkung des Einlagesatzes dürfte die EZB – bei Ausbleiben eines Konjunkturunfalls – Abstand nehmen wollen. Technische Änderungen des EAPP und eine Verlängerung über März 2017 hinaus scheinen für Dezember aber sicher. Da beides miteinander verknüpft ist, wollte Draghi aber heute partout noch keine Hinweise zu Details geben.
Fazit: Die EZB hat wie erwartet im Oktober (noch) keine Änderung ihrer Geldpolitik vorgenommen. Sowohl die Leitzinsen als auch die Parameter des Ankaufprogramms blieben unverändert. Weder Tapering noch eine QE-Ausweitung wurden heute diskutiert. Für den Dezember sind technische Anpassungen des Ankaufprogramms sehr und eine Verlängerung der Ankäufe so gut wie sicher. Zu den Details blieb Draghi erwartungsgemäß vage bis nichtssagend: Sowohl eine unendliche Dauer als auch ein abruptes Ende seien unwahrscheinlich. Der Blick richtet sich nun auf die Dezembersitzung!