Commerzbank: US-Ölproduktion zieht wieder an
Nachdem die US-Ölproduktion seit der Spitze im letzten Jahr um rund 0,9 Mio. Fass/Tag gefallen ist, dürfte dieser Trend zunächst unterbrochen werden. Die Zahl der aktiven Bohranlagen beginnt wieder zu steigen. Die höheren Preise machen mehr Quellen wieder rentabel. Diese Entwicklung ist auch global zu beobachten. 2015 war das Bild nach der Preiserholung ähnlich. Die Ölproduktion ist offensichtlich noch sehr flexibel, um relativ rasch zu reagieren, da erschlossene, aber vorübergehend nicht in Betrieb genommene Quellen eine Produktionsreserve bilden. Nimmt zusätzlich wieder ein Teil der hohen, als außer-ordentlich einzustufenden Ausfälle wie in Kanada und Nigeria die Produktion auf, ist mit einer erneuten Ölschwemme zu rechnen.
Zinsen und Anleihen
Frankreich: Geschäftsstimmung (Mai) 8.30 Uhr
USA: Offene Stellen (April) 16.00 Uhr
China: Handelsbilanz (Mai), im Tagesverlauf
Die Märkte verarbeiten weiterhin die schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA und die möglichen Auswirkungen auf die Fed-Politik. 10-jährige US-Treasuries rentierten knappe 6 Basispunkte über ihrem Jahrestief, entsprechende Bundestitel loteten gar ein neues Allzeittief auf Schlusskursbasis aus. Die Rede der Fed-Chefin vom Vortag hatte den Markt in der Erwartung bestärkt, dass die Fed bei der FOMC-Sitzung am kommenden Mittwoch stillhalten wird. Doch bleibt für uns der FOMCTermin Ende Juli im Straffungssinne aktuell; denn die jüngsten Arbeitsmarktdaten könnten sich als „Ausreißer“ herausstellen – wofür manch andere Indikatoren sprechen. Wie stark sich die US-Leitzinserwartungen zurückgebildet haben, zeigt der Blick auf die Renditen der dafür besonders empfänglichen 2-jährigen Treasuries: Sie liegen niedriger als am 17. Mai – dem Tag, bevor das Fed-Protokoll bekanntgegeben wurde und kräftig Zinserhöhungserwartungen schürte. Die gestrigen Konjunkturdaten hatten nicht den Zuschnitt, an dieser Stimmungslage wesentliches zu ändern. Die US-Daten bestätigten, dass das Produktivitätswachstum mit +0,7% J/J im ersten Quartal auf sehr bescheidenem Niveau verharrt, was bei anziehenden Löhnen die Lohnstückkosten im ersten Quartal um 3% J/J steigen ließ. Das BIP-Wachstum im Euroraum fiel mit +0,6% Q/Q bzw. +1,7% J/J zwar etwas besser als laut Vorabschätzung aus, doch zeichnet sich ab, dass der Zuwachs im laufenden Quartal wieder deutlich mäßiger ausfallen wird. So stieg die Industrieproduktion in Deutschland zwar um 0,8% M/M, doch liegt sie damit knapp unter dem Durchschnittswert des ersten Quartals. Ähnlich ist die Konstellation in anderen Euro-Ländern; von der Industrieproduktion ist also in diesem Quartal wenig zu erwarten.
Aktien
Nach dem verhaltenen Start in die neue Handelswoche verhalfen die Aussagen von US-Notenbankchefin Yellen sowie weiter steigende Ölpreise den europäischen Aktienmärkten zu deutlichen Kursgewinnen. Einerseits erscheint nun eine Zinserhöhung bereits im Juni sehr unwahrscheinlich, andererseits vermittelte Frau Yellen auch die Überzeugung der Fed, dass das Wirtschaftswachstum zufriedenstellend sei und auch die Inflation wieder ansteige. In diesem Umfeld konnten alle Titel des deutschen Leitindex Dax 30 zulegen. Besonders stark entwickelten sich dabei die beiden Chemie- und Pharmagiganten Bayer (+3,1%) und BASF (+2,7%). Die Aktien von Infineon (+1,8%) profitierten von Übernahmefantasien. Im EUROSTOXX 50 konnten alle Branchen Gewinne verbuchen. Am stärksten präsentierten sich dabei die Sektoren Öl und Gas (+2,7%) sowie Automobile und Chemie (jeweils +2%). Beste Einzeltitel im Euroraum waren die Aktien der italienische Bank Unicredit (+3,3%), während einzig die Titel von Vivendi (-1,7%) schwächer tendierten, nachdem der Medienkonzern veröffentlicht hatte, dass er die Mehrheit an Gameloft, einem Produzenten von Videospielen, weiter ausbauen würde. An der Wall Street konnte die positive Stimmung vom Vortag nicht durchgehalten werden. Der Leitindex Dow Jones überstieg dabei nur zwischenzeitlich die Marke von 18.000 Punkten. Während vor allem die Aktien der Ölkonzerne Chevron (+2,1% und Exxon (+1,5%) zulegen konnten, sorgten vereinzelte schlechte Nachrichten im Pharma- und Biotech-Segment für stärkere Kursabschläge (Biogen -12,8%, Valeant -14,6%). Der Gesundheitssektor (-0,7%) war somit der schwächste Sektor, Energie (+2,1%) stieg als einzige Branche deutlicher an. Die asiatischen Börsen zeigen heute Morgen keine einheitliche Entwicklung auf. Die europäischen Börsen sollten nach den Vortagsgewinnen verhalten eröffnen.