Am Morgen: Hugo Boss, Bank of America und Wirtschaftsdaten im Blickpunkt - Nord LB Kolumne
Die Inflation in Großbritannien ist im Juni im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft überraschend deutlich gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen um 2,5% (Mai: +2,1%) über dem Vorjahresniveau. Die Bank of England geht, ähnlich wie andere Zentralbanken, davon aus, dass der Preisauftrieb nur vorübergehend erhöht bleibt. Sie erwartet in der Spitze Teuerungswerte jenseits der 3%-Marke, rechnet aber damit, dass sich die Inflation im nächsten Jahr wieder zurückbilden werde.
Die Regierung sieht die deutsche Wirtschaft auf Erholungskurs. Trotz der Lieferengpässe in der Industrie sei die wirtschaftliche Erholung zum Ende des zweiten Quartals „in vollem Gange” gewesen, hieß es im Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums. In der bisher "sehr robusten Industrie" könne es allerdings in einzelnen Branchen zu einer schwächeren Entwicklung kommen, die auch über die kommenden Monate anhalten dürfte. Die seit längerem bekannte Materialknappheit, etwa bei Halbleitervorprodukten, zeige sich nun in entsprechenden Produktionsrückgängen - vor allem in der Automobilindustrie. Der Ausblick für die Industriekonjunktur bleibe insgesamt aber positiv.
Der deutsche Einzelhandel blickt zuversichtlicher, aber sehr differenziert auf das laufende Jahr und erwartet –vorausgesetzt es gibt keine weiteren Lockdowns– ein Umsatzwachstum von 1,5%. Einen starken Beitrag liefert nach den Aussagen des Verbandes HDE das Online-Geschäft, wo nun ein Wachstum von 20% (bisher: 17%) erwartet wird, während es im Einzelhandel in den Innenstädten „meist düster aussieht”.
Die Industriebetriebe in der Euro-Zone haben im Mai 1,0% (April: +0,6%) weniger hergestellt als im Vormonat und damit schwächer abgeschnitten als erwartet. Es machten sich v.a. die Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten negativ bemerkbar.
Rentenmarkt
Aussagen von Fed-Chef Powell, der noch keine konkreten Schritte zur geldpolitischen Straffung in den USA erwägt, haben die Kurse deutscher Bundesanleihen anziehen lassen. US-Treasuries profitierten von den Äußerungen von USNotenbankchef Powell, der zunächst noch keine Drosselung der Unterstützung durch die Fed sieht.
Aktienmarkt
Nach einem freundlichen Start mit einem neuen Rekordstand ist der DAX am Ende auf das Vortagesniveau gesunken. Auch der TecDAX bewegte sich per Saldo nicht, während es für die mittelgroßen Werte nach unten ging. DAX +/-0,00%, MDAX -0,42%, TecDAX -0,01%. Die Indizes an der Wall Street haben in engen Grenzen uneinheitlich geschlossen. Dow Jones +0,13%, S&P-500 +0,12%, Nasdaq-Comp. -0,22%. Der Nikkei-225 tendiert aktuell 1,17% schwächer bei 28.275 Punkten.
Unternehmen
Vor dem Hintergrund einer spürbaren Erholung im weltweiten Geschäft konnte Hugo Boss in Q2 eine deutliche Umsatz- und Ergebnissteigerung erzielen. Nach vorläufigen Zahlen legte der währungsbereinigte Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 133% auf 629 Mio. EUR zu. Der operative Gewinn (EBIT) des Modekonzerns lag bei 42 Mio. EUR, nach einem Minus von 250 Mio. EUR im Vorjahresquartal. Ungeachtet der Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie wagt der Konzern einen Ausblick für das Gesamtjahr. Die Firma rechnet damit, den Konzernumsatz um währungsbereinigt 30 bis 35% gegenüber dem Vorjahreswert (1,946 Mrd. EUR) steigern zu können. Beim EBIT geht Hugo Boss von einem Wert zwischen 125 und 175 Mio. EUR aus, nachdem im Vorjahr ein Minus von 236 Mio. EUR zu Buche stand.
U.a. die Auflösung hoher Beträge für die Risikovorsorge hat den Gewinn der Bank of America in Q2 sprunghaft steigen lassen. Der Überschuss kletterte um 173% auf 8,96 Mrd. US-$. Die Einnahmen sanken auf 21,5 (22,3) Mrd. US-$.
Devisen
Der Euro hat einen Teil der am Vortag erlittenen Verluste aufholen können und dabei am Nachmittag von den Aussagen von USNotenbankchef Powell profitiert.
Öl / Gold
Die Ölpreise haben nach einem verhaltenen Start an Boden verloren. Dabei konnten auch stärker als erwartet gesunkene USRohöllagerbestände die Abschwächung nicht verhindern. Gold konnte die leichte Aufwärtsbewegung auch zur Wochenmitte fortsetzen.