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Ergomed: Die „britische Evotec“ – 4investors Exklusivinterview

27.07.2015 07:39 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Ergomed-Gründer, CEO und Mehrheitsaktionär Miroslav Reljanovic im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Ergomed.

Die Ergomed plc notiert seit Juli 2014 an der AIM in London. Kerngeschäft des 1997 gegründeten Unternehmens sind Dienstleistungen für Pharmaunternehmen, insbesondere in der klinischen Phase der Wirkstoffentwicklung. Seit der Übernahme von PrimeVigilance im vergangenen Jahr werden auch Dienstleistungen rund um zugelassene und vermarktete Medikamente angeboten. Zudem beteiligt sich Ergomed im Geschäftsbereich Co-Development an der Entwicklung von Wirkstoffen. 4investors spricht mit Gründer, CEO und Mehrheitsaktionär Miroslav Reljanovic über das Unternehmen und die Zukunftsperspektiven.


www.4investors.de: Vielen deutschen Investoren dürfte Ergomed trotz der Notierung an der Londoner AIM (Alternative Investment Market) unbekannt sein. Ihr Geschäftsmodell lässt sich ein wenig mit Evotec vergleichen. Sehen sie Gemeinsamkeiten mit dem TecDAX-Konzern? Wo sehen Sie Unterschiede?

Reljanovic:
Beide Unternehmen begannen mit dem Angebot von Dienstleistungen zur Unterstützung der Medikamentenentwicklung für Dritte, in diesem Falle Pharma- oder Biotech-Unternehmen. Aus diesem profitablen Geschäft heraus, beteiligen wir uns im Rahmen von sorgfältig ausgewählten Partnerschaften an potenziellen neuen Wirkstoffen und setzen auch einen Teil unserer Marge ein, um das zu ermöglichen. Dabei fokussiert sich Ergomed auf Dienstleistungen und Wirkstoffkandidaten ab der klinischen Phase I, also Projekte, die fortgeschrittener und dadurch etwas weniger riskant sind. Unsere Co-Development-Partnerschaften setzen üblicherweise ab der Phase II an. An Projekten in der präklinischen Phase beteiligen wir uns nicht.

www.4investors.de: Das Jahr 2014 haben Sie mit einem Umsatzanstieg auf 23,7 Millionen Britische Pfund und einem stabilen EBITDA-Gewinn von knapp 2,8 Millionen Britischen Pfund abgeschlossen. Welche Finanzziele hat sich Ergomed für das laufende Jahr gesetzt?

Reljanovic:
Ergomed ist seit der Gründung im Jahr 1997 stets profitabel und unseren profitablen Wachstumskurs wollen wir auch in Zukunft fortsetzen. Wir haben das Jahr 2015 mit einem vertraglich bestätigten Auftragsbestand von 60 Millionen Pfund begonnen und im Mai das Unternehmen Sound Opinion übernommen. Dies ist ein gutes Fundament für ein erfolgreiches Jahr 2015 und darüber hinaus.

www.4investors.de: Für Outsourcing-Dienstleistungen im Bereich der Medikamentenentwicklungen erwarten Experten in den kommenden Jahren bis zu 10 Prozent Wachstum im Schnitt per annum. Ist das eine Wachstumsrate, die man auch für ihren Kerngeschäftsbereich erwarten kann oder wollen sie eine stärkere Wachstumsdynamik erreichen, zum Beispiel durch weitere Übernahmen?

Reljanovic:
Wir haben uns in den vergangenen Jahren einen hervorragenden Ruf und ein weltweites Netzwerk aufgebaut. Zudem sind wir mit PrimeVigilance und unserem sich stetig vergrößernden Post-Marketing-Dienstleistungsgeschäft in einem besonders wachstumsstarken Segment aktiv. Daher ist es unser Ziel, schneller zu wachsen als der Markt. Dazu werden auch Übernahmen beitragen.

Medikamentenpipeline verspricht spannende Jahre 2015/2016

www.4investors.de: Können Sie uns kurz Ihre Pipeline im Bereich Co-Development vorstellen?

Reljanovic:
Insgesamt umfasst unsere Pipeline derzeit fünf Wirkstoffe. Am weitesten fortgeschritten sind Ganetespib, AEZS 108 und Multikine, die sich alle in der Phase III in großen Krebsstudien befinden. Ganetespib ist als ein überlegener HSP90-Inhibitor mit dem Potenzial zur Behandlung verschiedener Tumorarten entwickelt worden und befindet sich zurzeit in einer zulassungsrelevanten Phase-III-Studie in nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC). AEZS 108 hat das Potenzial, die erste von der FDA zugelassene Therapie für fortgeschrittenes rezidivierendes Endometrialkarzinom zu werden. Aufgrund des hohen medizinischen Bedarfs ist mit einer raschen Akzeptanz zu rechnen. Für beide Wirkstoffe, AEZS 108 und Ganetespib, werden die Studienergebnisse 2016 vorliegen. Multikine ist eine Mischung humaner Zytokine zur Stärkung des Immunsystems vor der Standardkrebstherapie bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren.

www.4investors.de: Im Bereich Co-Development wollen Sie etwa zwei neue Deals pro Jahr erreichen. Auf welche Indikationsgebiete wollen Sie sich dabei fokussieren?

Reljanovic:
Unser Screening umfasst über 100 Wirkstoffe pro Jahr. Davon schafft es etwa die Hälfte in die Due Diligence. Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf onkologische und neurologische Indikationen, wobei die Indikation kein wesentliches Auswahlkriterium ist. Wir halten allerdings den Bereich der seltenen Krankheiten für eine sehr interessante Nische, womit sich auch unsere aktuellste Co-Development-Vereinbarung beschäftigt. Insgesamt ist entscheidend, dass wir von dem wissenschaftlichen und kommerziellen Potenzial des Wirkstoffs überzeugt sind und unsere Expertise in der klinischen Entwicklung einbringen können.

www.4investors.de: Wie strukturieren Sie solche Partnerschaften? Was sind die wirtschaftlichen Vorteile für das Unternehmen und welche Investitionen muss Ergomed dafür übernehmen?

Reljanovic:
In der Praxis unterscheidet sich die Zusammenarbeit nicht wesentlich von dem, was wir bereits seit 1997 tun. Ergomed übernimmt die klinische Entwicklung und den regulatorischen Prozess. Jedoch spart unser Partner 30 bis 50 Prozent der dafür üblichen Kosten. Im Gegenzug erhalten wir Royalties und Meilensteine oder einen Eigenkapitalanteil an unserem Partnerunternehmen.

2015 kommen Zwischenergebnisse für zwei Phase-III-Programme

www.4investors.de: Unter den bisherigen Projekten im Bereich Co-Development gehören AEZ 108 und Ganetespib zu den am weitesten fortgeschrittenen Projekten in der dritten und abschließenden klinischen Testphase. Welche Neuigkeiten können Investoren 2015 und 2016 hiervon erwarten?

Reljanovic:
Die kommenden zwölf bis achtzehn Monate werden sehr spannend. Aus zwei unserer Phase-III-Programme erwarten wir erste Zwischenergebnisse noch in diesem Jahr. Zudem wird Sevuparin noch in diesem Jahr die Phase II beginnen, und wir wollen unsere Pipeline mit einer neuen Partnerschaft erweitern. 2016 wird es dann richtig interessant. Herausragende Ereignisse werden die Beendigung der Phase II von Lorediplon und der Phase III von Ganetespib sowie AEZ 108 sein. Darüber hinaus arbeiten wir weiterhin an neuen Co-Development-Partnerschaften und Übernahmen von spezialisierten und profitablen Dienstleistungsunternehmen.

www.4investors.de: Kurz gesagt: 2016 wird also ein erstes entscheidendes Jahr für den Erfolg der Co-Development-Sparte?

Reljanovic:
Wir freuen uns auf 2016. Wichtig ist jedoch auch, dass Rückschläge, wie sie bei der Wirkstoffentwicklung vorkommen können, uns nicht aus der Bahn werfen würden. Ergomed würde trotzdem profitabel wachsen. Darüber hinaus planen wir jedes Jahr neue Partnerschaften einzugehen und hoffen, dass diese neuen Produkte dann weitere positive Ergebnisse, auch für die Zeit nach 2016 erzielen werden.

„Nachhaltige Wirkstoffentwicklungsstrategie“

www.4investors.de: Ergomed ist seit langem profitabel, basierend vor allem auf der Dienstleistungssparte. Würden sie diese Profitabilität für einen gewissen Zeitraum aufgeben, um sich stärker im Bereich der Co-Developments zu engagieren und hier höhere Risiken einzugehen und damit auch Chancen zu nutzen? Oder ist ein solcher strategischer Schritt für sie nicht lohnenswert?

Reljanovic:
Mit unserem Geschäftsmodell bieten wir Anlegern die Möglichkeit, bei überschaubaren Risiken an den großen Chancen der Wirkstoffentwicklungen zu partizipieren. Ich nenne das eine nachhaltige Wirkstoffentwicklungsstrategie, die sich sehr vom klassischen und hoch riskanten Biotech-Ansatz unterscheidet. Dies unterscheidet uns von vielen anderen Unternehmen in unserer Branche und daran werden wir festhalten. Unsere aktuelle Strategie ist der Garant dafür, dass wir insgesamt profitabel bleiben und Liquidität generieren.

www.4investors.de: Bisher ist die Ergomed-Aktie nur am AIM in London notiert. Soll sich dies in nächster Zeit ändern, werden weitere Börsen hinzukommen?

Reljanovic:
Wir haben in diesem Frühjahr begonnen, verstärkt Anleger in Kontinentaleuropa anzusprechen. Das Feedback auf unser Geschäftsmodell mit einem Mix aus profitablem Kerngeschäft und einer spannenden Co-Development-Pipeline ist positiv. Daher wurde auch ein großer Teil der in der vergangenen Woche umplatzierten Aktien von Investoren in Deutschland, Österreich und Italien gezeichnet. Mit dem höheren Freefloat und dem vergrößerten Investorenkreis nehmen wir nun den Handel der Aktie auf Xetra auf. Mit unserer starken Präsenz in Europa und unserem hohen Anteil an europäischen Kunden, ist diese Initiative eine logische Konsequenz.

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