Börse am Morgen: Adler Real Estate, BMW, Hannover Rück und EZB - Nord LB

Positive Töne in der Zulieferung. Die Lieferengpässe und der Materialmangel in der dt. Industrie sind rückläufig. Laut Ifo-Institut berichteten im August nur noch 24,4% der befragten Unternehmen von Engpässen (ggü. 29,5% im Juli). Unglücklicherweise verschieben sich „die Probleme der Unternehmen nun aber von der Angebots- auf die Nachfrageseite.“ Die jüngste Entwicklung sieht der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) so: „Von der Weltkonjunktur geht aufgrund des hohen Zinsniveaus in wichtigen Absatzmärkten, den weiterhin hohen Inflationsraten und der schwächelnden chin. Wirtschaft keine Dynamik aus.“ Die deutsche Industrie spürt die globale Konjunkturschwäche massiv.

Die seit 2020 ausgesetzten europäischen Schuldenregeln sollen laut EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni nicht erneut verlängert werden. In 2020 wurde die Anwendung der Obergrenzen zum Haushaltsdefizit und zur Gesamtverschuldung coronabedingt ausgesetzt, später aufgrund des Ukrainekriegs. Ab 2024 sollen die Regeln wieder gelten. Die EU arbeitet an einer Reform. Am Freitag und Samstag treffen sich die europ. Finanzminister im spanischen Santiago. Dort wird dies sicherlich ein Thema.

Tagesausblick

Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten am Donnerstag anstehenden EZB-Sitzung ist der Fokus heute natürlich klar auf die Veröffentlichung der dt. ZEW-Umfrage gerichtet. Sie dürfte eine weitere Stimmungseintrübung unter den befragten Finanzmarktteilnehmern für Deutschland anzeigen. Darauf deutet die bereits vorliegende Sentix-Umfrage hin, bei der sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente nachgaben, so dass auch bei den ZEW-Zahlen mit ähnlichen Entwicklungen zu rechnen ist. Im Endeffekt dürften die ZEW-Lagekomponente auf den tiefsten Stand seit dem ersten Lockdown im Sommer 2020 und die ZEW-Erwartungen auf den tiefsten Stand in diesem Jahr fallen. Die Perspektiven für das größte Land der Eurozone sind also trübe, so dass von dieser Sicht her eine weitere Zinsanhebung wohl eigentlich nicht ratsam wäre – zudem die dt. Inflationsrate im September vermutlich deutlich von über 6% auf etwa 4,5% fallen sollte.

Renten- und Aktienmärkte

Börsianer zeigten sich am Montag vor der mit Spannung erwarteten Zinssitzung der EZB zuversichtlich. Marktteilnehmer spekulieren auf eine Zinspause in der Hoffnung, dass Frau Lagarde der schwächelnden europ. Wirtschaft nicht noch mehr Gegenwind zufügt. Dt. Bunds kamen vor der heute anstehenden Primärmarktauktion leicht unter Druck (10Y: 2,63% +3BP).

DAX +0,36%; MDAX +0,61%; TecDAX +0,18%, Dow Jones +0,25%; S&P 500 +0,67%; Nasdaq Comp. +1,14%.

Unternehmen

Adler Real Estate trennt sich von seinem Berliner „Wasserstadt“-Vermietungsportfolio (700 Wohnungen). Durch die Transaktion fließen der Adler Group Nettoerlöse i. H. v. EUR 130 Mio. zu. Der Verkaufspreis liegt damit 0,7% unterhalb der Bewertung vom 30.06.2023. Durch den Verkauf soll die Verschuldung der Gruppe im Jahr 2023 (und darüber hinaus) weiter abgebaut werden.

BMW plant die Investition von mehreren Millionen Pfund in seiner brit. Mini-Produktion. Es ist vorgesehen den Bau von elektr. Minis zu erweitern und damit 4.000 Arbeitsplätze zu sichern. Nach brit. Regierungsangaben geht die Investition auf ein umfangreiches Engagement des brit. Staates zurück. Zu den Fördermaßnahmen wurden keine Angaben gemacht, die Regierung in London gab aber an, dass sich die Gesamtinvestitionen im Automobilsektor in den vergangenen Jahren auf über EUR 7,0 Mrd. belaufen haben.

Der Versicherer Hannover Rück rechnet bei den Verhandlungen über Vertragserneuerungen zum Jahreswechsel mit weiter steigenden Versicherungsprämien. Ursächlich hierfür sind Inflation, höhere Schadenzahlungen für Naturkatastrophen oder Cyber-Angriffe. Eine ähnliche Einschätzung lieferten auch die Konkurrenten Swiss Re und Münchener Re auf dem Branchentreffen in Monte Carlo. Der Klimawandel wird für die Versicherer zu einem wachsenden Risiko. Gemäß Branchenverband GDV haben Unwetter in den vergangenen Monaten in Deutschland Gesamtschäden i. H. v. EUR 1,9 Mrd. verursacht.

Devisen & Rohstoffe

Die Ölpreise kämpfen derzeit mit ihrer eigenen Performance. 10% Preisanstieg innerhalb von zwei Wochen sind eine beachtliche Leistung. Öl handelt in Erwartung des heute zu publizierenden OPEC-Monatsberichts fester.

Der EUR/USD bewegte sich gestern impulslos in einer Bandbreite zwischen 1,071 und 1,075.

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