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SBF AG: „Wir werden 2022 unseren Wachstumskurs fortsetzen“

22.06.2022 08:36 Uhr - Autor: GBC AG  auf twitter

Rudolf Witt, CEO der SBF AG aus Leipzig. Bild und Copyright: SBF AG.

Die SBF Gruppe liefert LED Beleuchtungssysteme an Eisenbahnen, den öffentlichen Sektor und die Industrie. Dabei gehören führende Waggonhersteller ebenso zu den Kunden wie Städte und Eisenbahngesellschaften. Von den aktuellen Megatrends Klimaschutz und Urbanisierung kann SBF entsprechend profitieren.

Im Interview mit GBC macht Rudolf Witt, Vorstand von SBF deutlich, dass die Auftragsbücher seiner Gesellschaft gut gefüllt sind. Er spricht über die Strategie der im m:access gelisteten Gesellschaft und denkt laut über weitere Zukäufe nach. Die Integration des Neuerwerbs Lunux Lighting ist ebenso Thema im Gespräch mit Witt wie die künftige Dividendenpolitik der Gesellschaft. Auch die weiteren Perspektiven von SBF werden von Witt ausführlich beleuchtet.


GBC: Der weltweite Bahntechniksektor gilt allgemein als nachhaltiger Wachstumsbereich, der zuletzt eine regelrechte „Renaissance“ erlebt hat. Neben den langfristig wirkenden Megatrends, wie bspw. Urbanisierung oder Bevölkerungs-/Wirtschaftswachstum, wurde dieser Sektor in der jüngsten Vergangenheit vor allem durch umwelt- und klimapolitische Bestrebungen von Staaten sowie öffentlichen Organisationen zusätzlich beflügelt. Wie schätzen Sie aktuell die Marktbedingungen und das Marktumfeld für Ihr Unternehmen ein? Gehen Sie davon aus, dass das Branchenwachstum auch langfristig anhalten wird?

Witt:
Wir sind ein führender Anbieter von modernen und energieeffizienten LED-Beleuchtungssystemen für Schienenfahrzeuge, den öffentlichen Sektor (Kommunen, Deutsche Bahn etc.) und die Industrie. Damit profitieren wir von den von Ihnen genannten Megatrends. Dies zeigt sich nicht zuletzt an unserem dynamischen und profitablen Wachstumskurs. Mit hochwertigen Produkten, einem umfassenden Dienstleistungsangebot und einem systematischen Verständnis des Marktumfelds haben wir uns eine starke Position erarbeitet. Moderne technologische Lösungen für die Mobilitätswende und Urbanisierung sind wesentliche Wachstumstreiber geworden. Gleichwohl müssen wir feststellen, dass unser Marktumfeld neben den spannenden Perspektiven gleichzeitig neue Herausforderungen bereithält. Nachdem bereits die Coronapandemie für Preissteigerungen an den Rohstoffmärkten sorgte, bringt der Ukraine-Krieg nun einen weiteren Wandel mit sich. Insbesondere die Energiekosten und Rohstoffpreise sind weiter gestiegen und die zukünftige Entwicklung ist nur schwer vorauszusehen. Andererseits ist der Schienenverkehr eines der zentralen Fortbewegungsmittel der Zukunft. Die politischen Rahmenbedingungen mit weitreichenden umwelt- und klimapolitischen Zielen werden international den Bahnsektor weiter stärken, sodass wir mit weiterem Marktwachstum rechnen. Das zeigt sich auch an unserer Prognose. Mit einem gut gefüllten Auftragsbestand blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.

GBC: Die Deutsche Bahn (DB) hat im vergangenen Jahr eine Investitionsoffensive („Neues Netz für Deutschland“) im Bereich der Bahninfrastruktur (Netz, Bahnhöfe etc.) gestartet. Nach dem Rekordwert (12,7 Milliarden Euro) des Vorjahres, plant die DB auch für das laufende Jahr mit Rekordinvestitionen von 13,60 Milliarden Euro in die Bahninfrastruktur. Auch die Investitionen in neue Züge bewegen sich auf hohem Niveau. So hat die DB im Februar dieses Jahres weitere 43 ICE3 neo-Züge für 1,50 Milliarden Euro bei SIEMENS bestellt. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die ICE-Flotte auf 450 Fahrzeuge (DB-Planung: ca. 360 Züge bis Ende 2022) weiter anwachsen. Inwieweit könnte die SBF-Gruppe von den ansteigenden inländischen Investitionen in die Bahninfrastruktur und Züge profitieren? Welche wirtschaftlichen Potenziale sehen Sie hieraus für Ihren Konzern?

Witt:
Wir sind Tier-1-Lieferat für die weltweit führenden Schienenfahrzeughersteller. Ausschreibungen werden für eine ganze Generation von Zügen gemacht, sodass wir über viele Jahre mit weiteren Bestellungen rechnen können. Unsere Decken- und Beleuchtungssysteme werden nicht nur im ICE sondern auch in IC- und Regionalzügen sowie diversen U-Bahnen und Straßenbahnen verbaut. Wir profitieren daher direkt von neuen Zugbestellungen der Deutschen Bahn. Zudem beliefern wir aber auch internationale Hersteller und Bahnunternehmen. Züge mit unseren Beleuchtungssystemen sind weltweit auf der Schiene unterwegs, so zum Beispiel im Transrapid in Shanghai und im Schweizer Glacier Express.

GBC: Die SBF-Gruppe hat am 13.05.2022 die Geschäftszahlen für das vergangene Geschäftsjahr 2021 bekannt gegeben. Hiernach hat Ihre Gesellschaft sowohl beim Umsatz (Umsatzanstieg um +45,7 Prozent auf 31,20 Millionen Euro) als auch beim Betriebsergebnis (EBITDA; EBITDA-Anstieg um +57,6 Prozent auf 5,20 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr deutliche Zuwächse erzielt und damit den eingeschlagenen Wachstumskurs dynamisch fortgesetzt. Wie fällt Ihr Fazit für das abgelaufene Geschäftsjahr aus und was waren besonders wichtige Ziele, die erreicht wurden? Was können Anleger bzw. Investoren im aktuellen Geschäftsjahr von SBF erwarten?

Witt:
Insgesamt war 2021 für uns sehr erfolgreich, wie Sie an den Umsatz- und Ergebniszahlen bereits sehen können. Trotz aller Herausforderungen im Markt haben wir unsere Profitabilität steigern können. Zudem haben wir die Integration von Lunux Lighting in unserem neuen Geschäftsfeld „Öffentliche Beleuchtung und Industrie“ abschließen können und sind auch hier stark gewachsen. Mit einem hohen Auftragsbestand sind wir gut für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus aufgestellt. Wir werden 2022 unseren Wachstumskurs fortsetzen und rechnen mit einem Umsatzplus von über 30,0 Prozent bei Margen, die über dem Branchendurchschnitt liegen. Besonders optimistisch stimmt mich dabei, dass sich unsere beiden Geschäftsfelder vielversprechend entwickeln. In den Segmenten „Schienenfahrzeuge“ und „Öffentliche Beleuchtung und Industrie“ werden sich die Preissteigerungen der Materialien im Ergebnis niederschlagen. Das Geschäftsfeld „Öffentliche Beleuchtung und Industrie“ wird sich auf die Marktdurchdringung, den Ausbau des Auslandsgeschäfts und die Aufnahme der Fertigung mit den kürzlich erworbenen Produktionsanlagen konzentrieren. Darüber hinaus sind weitere Akquisitionen möglich, die unsere Wertschöpfungskette vertiefen oder unsere Produktsortiment ergänzen.

GBC: Im Geschäftsjahr 2020 haben Sie mit der Übernahme der Lunux Ihr Geschäftsmodell um LED-basierte Kundenlösungen für u.a. kommunale Kunden erweitert und damit ihren Zielkundenkreis deutlich diversifiziert. Dieses neue synergetische Geschäftsfeld „Öffentliche Beleuchtung und Industrie“ haben Sie zuletzt ebenfalls durch eine weitere Übernahme gestärkt. Über welche allgemeine Marktposition verfügt Lunux Lighting nun nach der Integration in die SBF-Gruppe und welches Umsatzpotenzial sehen Sie in diesem Geschäftsbereich? Welche konkreten Vorteile ergeben sich für die “neue“ Lunux Lighting durch die umfangreichen Synergien innerhalb des SBF-Konzerns?

Witt:
Die Geschäftsentwicklung von Lunux Lighting hat im zweiten Halbjahr 2021 deutlich an Dynamik gewonnen. 2022 werden wir den Umsatz weiter steigern auf über 20 Millionen Euro, also nahezu verdoppeln. Mit strategischen Zukäufen und organischem Wachstum werden wir den Wachstumskurs auch mittelfristig fortsetzen. Mit Lunux Lighting haben wir unser Portfolio erweitert und unsere Kompetenzen im Bereich energieeffizienter LED-Beleuchtung weiter ausgebaut. Davon profitieren die Geschäftsbereiche gegenseitig. Zudem haben wir mit der Akquisition unserem Wachstum einen weiteren Schub verliehen.

GBC: Der SBF-Konzern verfolgt allgemein eine wachstumsorientierte Unternehmensstrategie. Wie ist der aktuelle strategische Fokus Ihres Unternehmens? Sieht Ihre aktuelle Strategie auch eine Erweiterung des Auslandsgeschäfts und weitere M&A-Maßnahmen vor?

Witt:
Das anorganische Wachstum über Übernahmen ist ein wichtiger Teil unserer Wachstumsstrategie. Einen ebenso großen Wert legen wir auf die langfristige Weiterentwicklung unserer bestehenden Geschäftsfelder im europäischen Markt. Die Attraktivität des europäischen Marktes ergibt sich durch den offenen Marktzugang und die hohe Dichte an Verkehrsbetrieben sowie Schienenfahrzeugherstellern. Gestützt wird unsere positive Entwicklung durch die regionale Nähe der Zughersteller. In einem Umkreis von etwa 250 Kilometern um unseren Hauptsitz in Leipzig befinden sich Produktionsstätten von vier führenden europäischen Zugherstellern, die zu unserem Kundenkreis zählen.

GBC: Das Thema ESG/Nachhaltigkeit wird auch bei Investoren und Anlegern immer wichtiger. Inwieweit berücksichtigen Sie diese Aspekte innerhalb Ihrer Geschäftspolitik?

Witt:
Mit unserem Fokus auf das klimafreundliche Verkehrsmittel Bahn und energieeffiziente öffentliche Beleuchtung sind wir hier bereits gut aufgestellt und tragen damit zur Senkung der CO2-Emissionen bei. Neben unserem nachhaltigen Produkt- und Leistungsangebot steht die SBF-Gruppe für ein wertorientiertes sowie umweltbewusstes und energieeffizientes Handeln. Die SBF Spezialleuchten GmbH lässt sich seit vielen Jahren nach ISO/TS 22163 und ISO 9001 zertifizieren. Die weiteren Unternehmen der Gruppe streben im Rahmen der Integration ebenfalls die Zertifizierung nach ISO 9001 an, bzw. sind bereits zertifiziert. Wir werden unserer Verantwortung für unsere Mitwelt gerecht, indem wir unser Handeln an den Normen für Umweltmanagement (ISO 14001), Energiemanagement (ISO 50001), Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (ISO 45001) und Compliance-Management (ISO 37301) ausrichten. In unseren Lieferketten richten wir uns nach den Empfehlungen der Industrie-Initiative „Railsponsible“. Die Anforderungen nach RoHS-Richtlinie 2011/65/EU (Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten) und die REACH-Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) halten wir ebenso ein.

GBC: Der SBF-Konzern verfügt über ein besonders rentables Geschäftsmodell und ist daher prädestiniert für Ausschüttungen an die Anteilseigner. Planen Sie zukünftig Dividenden an Ihre Aktionäre auszuschütten?

Witt:
Für uns hat es Priorität, das Unternehmen langfristig erfolgreich zu positionieren. Das ist uns seit dem erfolgreichen Turnaround im Jahr 2016 gut gelungen. SBF ist heute ein gesundes Unternehmen, das sich aktuell in einer Phase des schnellen aber vorausschauenden Wachstums befindet. Dieses wollen wir in den nächsten Jahren weiter fortsetzen und planen daher mit signifikanten Investitionen. In Abhängigkeit vom derzeitigen Geschäftsverlauf und unter Berücksichtigung möglicher Akquisitionen sowie steuerlicher Verlustvorträge werden wir die Möglichkeit von Dividendenausschüttungen prüfen. Primär werden wir unsere Gewinne in das weitere Wachstum reinvestieren.

GBC: Wo sehen Sie den SBF-Konzern in drei bis fünf Jahren, vor allem in punkto Unternehmensgröße, Produktangebot oder regionaler Geschäftstätigkeit? Welche Vision verfolgen Sie allgemein mit der SBF-Gruppe?

Witt:
Wir positionieren uns als spezialisierter Anbieter von LED-Beleuchtungssystemen für Schienenfahrzeuge, den öffentlichen Sektor und die Industrie. Dabei vergrößern wir kontinuierlich unsere Produktpalette – sowohl in die Breite als auch in die Tiefe der Wertschöpfungskette. Damit werden wir noch stärker zum Komplettanbieter modernster Beleuchtungssysteme für die Kommunen, die öffentliche Hand, die Deutsche Bahn, Energieversorger, Architekten, Einzelhändler, Immobiliengesellschaften und die Industrie – und das weltweit. Mittelfristig soll der Umsatz auf über 100,0 Millionen Euro ansteigen bei einer EBITDA-Marge von mindestens 15,0 Prozent.

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