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Baumot: Ein neuer Abschnitt der Unternehmensgeschichte

14.08.2020 10:18 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Baumot-Vorstand Stefan Beinkämpen im Interview mit der 4investors-Redaktion. Bild und Copyright: Baumot Group.

Nach dem Lockdown in vielen Regionen fahren die Kunden von Baumot ihren Regelbetrieb wieder hoch. Der Auftragseingang bei Baumot hat dabei „sehr zügig wieder Fahrt aufgenommen“, wie Vorstand Stefan Beinkämpen im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert. Ausführlich geht Beinkämpen in dem Gespräch auf die verschiedenen Personalentscheidungen bei Baumot ein. Er spricht über die Entwicklungsarbeit in der Gesellschaft und macht klar, dass man eine Ausweitung des Produktportfolios anstrebt. So arbeitet man am Einsatz von Baumot-Produkten in neuen Antriebskonzepten.


www.4investors.de: Wie ist Baumot durch das zweite Quartal gekommen? Die Folgen der Corona-Pandemie haben in der Autobranche ja tiefe Spuren hinterlassen, wenn man auf die jüngsten Quartalszahlen aus der Branche schaut.

Beinkämpen:
Unser Geschäft ist ja hauptsächlich von gesetzlichen Rahmenbedingungen getrieben, sowie von den in praktisch allen Ländern gewährten staatlichen Förderungen zur Umrüstung. Von daher hat uns zwar der Lockdown getroffen, denn in vielen unserer Zielländer waren Werkstätten geschlossen und auch die Busflottenbetreiber zum Beispiel hatten vorübergehend die Arbeit eingestellt. Jedoch sind wir anders als die Fahrzeughersteller weniger von der Konjunktur abhängig, eher im Gegenteil: viele Flottenbetreiber stellen aktuell erst einmal Neuanschaffungen zurück und setzen stattdessen lieber auf die – staatlich geförderte – Nachrüstung.

www.4investors.de: Wie stark werden die operativen Aktivitäten der Baumot Group und ihrer Partner aktuell noch von den Pandemie-Folgen eingeschränkt - auch international, zum Beispiel in Italien oder Großbritannien?

Beinkämpen:
Natürlich spüren wir die Folgen immer noch. Nach mehreren Wochen Lockdown dauert das Wiederanfahren seine Zeit. Nicht nur bei uns, auch unsere Lieferanten müssen erst wieder „in die Gänge kommen“ und auch unsere Kunden fahren erst nach und nach wieder ihren Regelbetrieb nach oben. Positiv sehen wir aber, dass der Ordereingang nach dem Lockdown sehr zügig wieder Fahrt aufgenommen hat, so dass wir auch davon ausgehen, dass in Kürze auch der Umsatz wieder wie geplant laufen wird.

www.4investors.de: Im letzten Interview sprachen Sie davon, dass Halter von Euro-5-Dieselfahrzeugen die Zeit des Lockdowns genutzt haben sollen, „um sich intensiver mit dem Thema Nachrüstung zu beschäftigen”. Macht sich dies in Ihrem Auftragseingang bemerkbar?

Beinkämpen:
Auf jeden Fall: wir sehen ja ständig die Besuchszahlen auch unserer Website und registrieren natürlich auch alle Terminanfragen bzw. Bestellungen. Die Besuchszahlen waren zu jederzeit konstant hoch und auch bei den Terminanfragen konnten wir während des Lockdowns weiterhin großes Interesse sehen. Allerdings, und das ist ja ganz logisch, wollten die Kunden während der heißen Phase des Lockdowns keine Termine sofort, sondern waren an Umrüstungen im September oder Oktober interessiert. Die Termine, die bereits für jetzt und die kommenden Tage und Wochen vereinbart sind, arbeiten wir jetzt aber ganz planmäßig ab.

www.4investors.de: In der jüngsten Pressemeldung sprach Ihr Vorstandskollege Marcus Hausser davon, dass Baumot „strategisch und operativ bereit für den Schritt in einen neuen Abschnitt der Unternehmensgeschichte” sei. Was konkret ist damit - aus Sicht des operativen Geschäftes - gemeint?

Beinkämpen:
Die Bundeskanzlerin hat sowohl zur EU-Ratspräsidentschaft, als auch zum Petersberger Klimadialog deutlich gemacht, dass Klima auf der Agenda bleibt. Klima- und Gesundheitsschutz ist das Thema für die kommenden Jahre und wird Wirtschaft und Politik stark beeinflussen.

Damit ergeben sich heute wie auch zukünftig Chancen, den Fahrzeugbestand mit technischen Upgrades auf den Stand der Technik zu bringen. Der aktuelle Fahrzeugbestand (PKW) beläuft sich nach Angaben des KBA auf 47 Millionen Fahrzeuge. Selbst bei dem von der Bundesregierung prognostizierten Anteil von 7 bis 10 Millionen Elektrofahrzeugen in 2030 verbleiben etwa 40 Millionen PKW im Fahrzeugbestand mit konventionellen Antrieben.

Jedes Fahrzeug, welches heute verkauft wird, ist ein Kunde von Morgen, dies gilt natürlich auch für hybride Antriebskonzepte. Strategisch ist es demzufolge notwendig, dass wir uns technisch noch breiter aufstellen und zukünftig für jedes Anwendungsgebiet schnell eine Nachrüstlösung bereitstellen können.

Demnach schauen wir neben den Lösungen für Dieselfahrzeuge auch auf Lösungen für Benzinfahrzeuge, wie zum Beispiel den Otto-Partikelfilter, und können hier auch, sobald die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind, entsprechende Produkte zulassen und anbieten.

www.4investors.de: Ein zweiter Faktor, den Hausser damit angesprochen hat, ist der angekündigte Wechsel auf dem Chefposten von Hausser zu Ihnen. Warum dieser Schritt? Was sind die Hintergründe?

Beinkämpen:
Marcus Hausser hat das Unternehmen viele Jahre erfolgreich geleitet und nach dem Einstieg der neuen Investoren Mitte 2012 entschuldet und internationalisiert. Diese Arbeit war mit dem Abschluss des Turnarounds Ende 2019 abgeschlossen. Für die Zukunft setzen wir nun verstärkt auf neue technische Entwicklungen und neben den Nachrüstprodukten auch auf Lösungen für die Fahrzeugindustrie. Hierzu, und dies haben wir schon vor einigen Jahren beschlossen, ist auch im Management eine neue Ausrichtung sinnvoll.

www.4investors.de: In den Vorstand soll zudem im weiteren Jahresverlauf noch eine zusätzliche Person berufen werden. Bis wann soll die Personalie abgeschlossen werden und wen sucht Baumot?

Beinkämpen:
Wir haben aktuell einige sehr geeignete Kandidaten im Auge, werden jedoch mit der Berufung warten, bis auch der neue Aufsichtsrat konstituiert ist. Geplant ist, dass wir noch in diesem Jahr einen weiteren Vorstand benennen werden.

www.4investors.de: Wie wird sich die Arbeit im Vorstand zukünftig verteilen?

Beinkämpen:
Wir werden die Aufgaben im Vorstand ähnlich der heutigen Aufteilung gestalten. Dabei werden die operativen Aufgaben zu den Geschäftsbereichen PKW und NKW und die strategischen Aufgaben zu Produktportfolio und strategischer Ausrichtung eine wichtige Rolle spielen.

www.4investors.de: Auch im Aufsichtsrat wird es Wechsel geben. Was ist der Grund hierfür?

Beinkämpen:
Mit Herrn Dr. Zemke und Herrn Spittler hatten wir zwei ausgewiesene Experten für die Sanierung an Bord. Mit Abschluss des Turnarounds ist auch hier, ähnlich wie beim Vorstand, die Zeit für einen Wechsel gekommen. Herr Dr. Schwaderlapp, der mit dem Fokus auf Technologie und Entwicklung weiterhin dem Aufsichtsrat angehören wird und dort auch zukünftig eine noch stärkere Rolle spielen wird, soll nach der Hauptversammlung durch zwei erfahrene Aufsichtsräte mit den Schwerpunkten M&A und Kooperationen sowie ausgewiesene Kompetenz im Bereich Transaktion und der Nähe zur universitären Forschung unterstützt werden.

www.4investors.de: Die zahlreichen personellen Veränderungen, die anstehen, könnte man als Fingerzeig für eine anstehende neue Ausrichtung bei Baumot werten, zumal das Diesel-Nachrüstgeschäft zwar seit dem Diesel-Skandal populär ist, aber ein Geschäft mit einem überschaubaren Zeithorizont sein wird. Trifft das zu?

Beinkämpen:
Nur auf den Diesel bezogen mag das stimmen. Jedoch sehen wir die Chancen zunehmend beim Einsatz unserer Produkte in immer neuen Antriebskonzepten. Wir filtern Partikel und reduzieren Stickoxide und dies nicht nur auf Grund des Diesel-Skandals, sondern auch wegen der hohen und stetig steigenden Anforderungen an unsere Atemluft. Dies galt bisher vor allem für den Diesel und wird aber schon seit einiger Zeit auch immer wichtiger für den Benziner und natürlich für die neuen Antriebskonzepte.

Und wir müssen verstehen, dass technische Upgrades Teil des Produktlebenszyklus werden: etwas heute schon ganz Normales in anderen Mobilitätskonzepten wie Bahn, Schiff oder Flieger. Der Fahrzeugkunde erwartet, dass er seine Fahrzeuginvestition auch über die durchschnittliche Haltedauer von knapp 10 Jahren nutzen kann. Dies ist heute noch keine Normalität – aber wir sehen an der Nachrüstförderung von 3.000 Euro je Fahrzeug, dass die Hersteller, allen voran Daimler und Volkswagen, dies verstanden haben und aktiv unterstützen.

www.4investors.de: Neue Produkte hat Baumot bereits angekündigt und entwickelt diese ja auch schon, unter anderem im Bereich der E-Fuel-Fahrzeuge. Was ist der Stand der laufenden Entwicklungs-Projekte und wann können solche neuen Produkte auf den Markt kommen?

Beinkämpen:
Synthetische Kraftstoffe sind ein ganz wichtiger Baustein für die Fahrzeugindustrie. Unsere Entwicklungsarbeit geht in eine Kombination aus Stickoxidminderungssystem und synthetischen Kraftstoffen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Fahrzeugemissionen bis zu 85 Prozent reduziert werden können und dies ist noch nicht das letzte Wort. Bereits Anfang des Jahres haben wir die Vorstellung eines seriennahen Upgrades in einem Passat angekündigt, mussten die Veranstaltung mit größerem Publikum dann aber leider Corona-bedingt absagen. Wir planen nun, dieses Fahrzeug sowie weitere moderne und jederzeit einsatzfähige Lösungen noch im Oktober zu präsentieren.

www.4investors.de: In welche Richtung wollen Sie bei der Entwicklung neuer Produkte zukünftig noch Ihre Fühler ausstrecken?

Beinkämpen:
Wie bereits angedeutet, bedient unser Produktportfolio heute überwiegend Dieselfahrzeuge. Durch den steigenden Anteil der Benzinfahrzeuge denken wir auch hier über klimafreundliche und emissionsarme Angebote nach. Auch haben wir Lösungen in der Schublade, neben den erwähnten Otto-Partikelfiltern auch Gas- oder Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge nachzurüsten und damit noch sauberer zu machen.

www.4investors.de: Wären Übernahmen von Tech-Anbietern in diesem Bereich ein Thema, oder setzen Sie ausschließlich auf eigene Entwicklungen, evtl. in Zusammenarbeit mit Partnern wie der HWT Saar im Bereich der E-Fuel-Fahrzeuge?

Beinkämpen:
Wir sind hier in alle Richtungen offen. Die Institute der Hochschulen bieten hier viele Möglichkeiten, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen ist bereits Gegenstand vieler Gespräche. Sicherlich hat Corona unser aktuelles Geschäft ab dem zweiten Quartal dieses Jahrs in Mitleidenschaft gezogen. Was wir jedoch auch gesehen haben, ist, dass sich durch diesen „Corona-Schock“ viele Türen schneller für neue Technologien, neue Ansätze und nicht zuletzt neue Wege bei Kooperationen und Vermarktung geöffnet haben, als wir dies ohne die Krise erlebt hätten. Denn gerade jetzt müssen sich alle Unternehmen noch stärker für innovative Technologien öffnen. Und genau hierfür sind wir heute gut aufgestellt.

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