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Mologen: „Wahrscheinlich, dass erst Kombinationsstudien den Durchbruch zeigen” - 4investors exklusiv

09.08.2017 15:11 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Mariola Söhngen, Vorstandsvorsitzende von Mologen, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Mologen.

Mologens Aktienkurs ist stark unter Druck gekommen, nachdem das Unternehmen Ergebnisse einer klinischen Studie mit Lefitolimod in der Behandlung von HIV-Patienten bekannt gegeben hat. Der Kursverlust sei „in diesem Ausmaß überraschend”, sagt Mologen-Vorstandsvorsitzende Mariola Söhngen gegenüber www.4investors.de. Wir haben nachgefragt, welche Konsequenzen sich aus den Studienergebnissen ziehen lassen und wie Mologen zusammen mit dem Kooperationspartner Aarhus University Hospital nun weiter vorgehen wird.


www.4investors.de: Wie realistisch war die Erwartungshaltung, dass das Primärziel der Studie tatsächlich erreicht werden kann und welchen Einfluss hatte Mologen auf die Formulierung der Ziele?

Söhngen:
Bei der TEACH Studie handelt es sich um eine frühe Phase Ib/IIa Studie, die vom Charakter her natürlich rein explorativ ist. Die Studie wurde verantwortlich von Aarhus University Hospital durchgeführt (investigator initiated trial) – das Design haben wir eng miteinander abgestimmt. TEACH ist die Erstanwendung von Lefitolimod in HIV. Eine solche frühe Studie definiert klassischerweise keinen „konfirmatorischen primären Endpunkt“, d.h. es wird keine Zielgröße definiert bei deren Erreichen oder Nicht-Erreichen die Studie als erfolgreich oder nicht erfolgreich bezeichnet wird. Man schaut sich vielmehr verschiedene Parameter an, die von besonderem Interesse sind, um an Hand derer zu entscheiden, ob es Sinn macht, weitere Studien auf der Basis dieser Ergebnisse durchzuführen, es geht also eher um die Erkennung von „Signalen“. Einen Teil der Ziele haben wir erreicht, da wir die bekannte Immunstimulierung (wie auch schon in den Krebsstudien) gesehen haben. Wichtige Immunzellen sind in ihrer Aktivität hochreguliert worden und zeigen damit, dass Lefitolimod das tut, was es bei HIV genauso wie bei Krebspatienten tun sollte, nämlich die körpereigene Immunabwehr zu reaktivieren. Diese beobachteten, positiven Effekte haben sich zumindest zunächst nicht in eine Reduktion der Viruslast übersetzt, was verschiedene Gründe haben kann. Weitere Tests laufen dazu, um das Phänomen zu verstehen. Es ist aber heute schon wahrscheinlich, dass erst Kombinationsstudien den Durchbruch zeigen werden. Dies ist unser Plan für die Fortführung der klinischen Entwicklung in HIV. Unser Kooperationspartner Aarhus sieht das genauso und dazu hat dieser ja auch einen Grant Anfang des Jahres von der Firma Gilead bekommen, um solche Studien durchzuführen. Wir planen die Studie voraussichtlich in 2018 zu beginnen.

www.4investors.de: Von den Studienärzten wurde als interessanter Befund herausgestellt, „dass das Immunsystem eines Patienten in der Lage war, die virale Replikation für 22 Wochen unter der Nachweisgrenze zu halten”. Ist dies ein neuer Ansatzpunkt für Lefitolimod in der Behandlung von HIV-infizierten Patienten und wie wichtig ist diese Erkenntnis?

Söhngen:
Die Evaluierung, wann es zum Wiederauftauchen des Virus nach Absetzen der ART Standardtherapie kommt, war in der TEACH Studie vorgesehen und würde auch in künftigen Studien gemessen werden. Es handelt sich um einen Standardtest zur Messung des Virusreservoirs. In der Tat war es erstaunlich, dass ein Patient ein so ausgeprägtes Ergebnis hinsichtlich dieses Parameters gezeigt hat, insbesondere da die medizinische Vorgeschichte des Patienten eine solche Entwicklung nicht hat erwarten lassen. Wir schauen uns diesen Patienten nun genau an, um für die Folgestudie zu lernen welche besonderen Charakteristika evtl. das positive Ansprechen auf Lefitolimod vorhersagen können.

www.4investors.de: Mologens Aktienkurs ist aufgrund der Meldung zu den Ergebnissen der Studie kräftig unter Druck gekommen. Hat die Börse ihrer Meinung nach mit dem Kurssturz überreagiert?

Söhngen:
Wenn man sich vor Augen führt, dass die Ergebnisse zu HIV, und hier sprechen wir von einer Phase Ib/II Studie, über 20 Prozent Kursrutsch ausgelöst haben, so war dies für uns doch in diesem Ausmaß überraschend. Das Entwicklungsprogramm mit unserem Hauptprodukt Lefitolimod, das drei klinische Studien in Krebs umfasst, darunter eine Zulassungsstudie (pivotal trial), wäre u.E. damit in der gesamten Marktbewertung deutlich untergewichtet.

www.4investors.de: Welche Erkenntnisse und Folgen haben die klinischen Untersuchungen in Dänemark für die anderen Studienreihen mit Lefitolimod, nachdem der Wirkstoff auch in Studien mit Lungenkrebspatienten das Primärziel nicht erreicht hatte?

Söhngen:
Wir sehen unabhängig von den Indikationen unter Lefitolimod Therapie eine starke Aktivierung des Immunsystems. Man muss im Hinterkopf behalten, dass die Lungenkrebsstudie wie auch die HIV Studie Erstanwendungen in den jeweiligen Indikationen waren. Beide Studien sind explorativ und wir lernen, welche Schlussfolgerungen wir aus diesen Studien für künftige Programme ziehen können. Beide Studien haben positive Effekte gezeigt, auf denen man aufsetzen kann. Kombinationstherapien, wie sie ja inzwischen auch für anderen Immuntherapien gang und gäbe sind, sind sicherlich ein Ziel unserer weiteren Aktivitäten.

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