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Mologen: Schlanker, flexibler und schlagkräftiger

28.09.2016 07:09 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Mariola Söhngen, Vorstandsvorsitzende von Mologen, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de zur Kapitalerhöhung. Bild und Copyright: Mologen.

Bei Mologen steht eine Kapitalerhöhung an. 11,315 Millionen Aktien sollen zu je 1,20 Euro ausgegeben werden. Altaktionäre können die neuen Papiere des Biotech-Unternehmens ab dem 4. Oktober zeichnen. Weitere 2,54 Millionen Euro kommen über eine Wandelschuldverschreibung in die Kasse des Unternehmens. Insgesamt sollen durch die Finanzierungsrunden etwa 16 Millionen Euro auf das Konto von Mologen gelangen.

Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Mariola Söhngen, Vorstandsvorsitzende von Mologen, wie das frische Geld genutzt werden soll. Söhngen spricht dabei auch über die neue strategische Ausrichtung und über deren Umsetzung.


www.4investors.de: MOLOGEN verfolgt unter dem Schlagwort „Next Level“ eine neue strategische Ausrichtung. Was hat zu der Entscheidung geführt, das Unternehmen neu auszurichten?

Söhngen:
Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres haben wir uns intensiv mit der Überprüfung der bestehenden Produktpipeline beschäftigt und anhand der Ergebnisse die neue Unternehmensstrategie „Next Level“ festgelegt: Künftig werden wir uns auf die Weiterentwicklung unseres am weitesten fortgeschrittenen Hauptprodukts, der Immuntherapie Lefitolimod (MGN1703), sowie dessen Nachfolgemoleküle EnanDIM konzentrieren.

Wir werden die geplante Auslizenzierung von Lefitolimod (MGN1703) noch gezielter vorantreiben. Die Weiterentwicklung des Wirkstoffkandidaten MGN1601, einer zellbasierten therapeutischen Impfung gegen Nierenkrebs, wird zunächst zurückgestellt und soll z.B. bei erfolgreicher Auslizenzierung von Lefitolimod (MGN1703) fortgesetzt werden. Die Plattformtechnologie MIDGE werden wir samt aller Wirkstoffkandidaten verkaufen oder auslagern. Insgesamt macht uns die Neuausrichtung schlanker, flexibler und schlagkräftiger.

www.4investors.de: Sie wollen sich auf wenige Wirkstoffe konzentrieren. Einerseits schont das Ressourcen, andererseits ist das risikobehaftet, wenn die Projekte scheitern. Warum hat sich MOLOGEN für diesen Weg entschieden?

Söhngen:
Durch „Next Level“ wollen wir uns vom primär forschenden hin zu einem in erster Linie produkt- und marktorientierten Unternehmen entwickeln. Die strategische Neuausrichtung sieht eine Anpassung der Organisationsstrukturen vor, die uns auf einen möglichen Markteintritt von Lefitolimod (MGN1703) vorbereiten soll. Dazu gehört unter anderem das Vorhalten ausreichender Produktionskapazitäten durch die Auslagerung der Produktion an externe Dienstleister, um den regulatorischen Vorgaben und Marktanforderungen gerecht zu werden.

www.4investors.de: Wie kommen Sie mit der Umsetzung der Strategie voran und ist ihr eigentlicher Zeitplan in Gefahr? Einige Maßnahmen waren ja schon bis zum Jahresende geplant.

Söhngen:
Die Anpassung der Organisationsstrukturen wollen wir planmäßig bis zum Jahresende weitgehend abschließen. Die Auslagerung von Teilbereichen wie der Basisforschung oder der Produktion dauert länger, liegt aber im Zeitplan.

www.4investors.de: Mit welchen Ergebnisbelastungen ist aus der Umsetzung des Strategieprogramms „Next Level“ noch zu rechnen?

Söhngen:
Die bereits kurzfristig wirkenden Maßnahmen im Personalbereich werden zu Einsparungen führen. Mittelfristig werden diese jedoch durch den Kostenanstieg aufgrund der Produktionsausweitung und -auslagerung überkompensiert werden. Auf die Guidance 2016 hat die Umsetzung der Maßnahmen keinen wesentlichen Einfluss. Ein Ziel unserer „Next Level“-Strategie ist es, die Kosten flexibler zu gestalten und insbesondere die Fixkosten zu reduzieren.

www.4investors.de: Welchen Einfluss hat „Next Level“ auf die Finanzierungsstrategie von MOLOGEN?

Söhngen:
Unsere Finanzierungsstrategie wird weiterhin aus Refinanzierungen am Kapitalmarkt bestehen, die wir idealerweise mit Einnahmen aus Lizenz- und Partneringmaßnahmen kombinieren wollen. Die Studienfortschritte bei IMPALA und die erforderliche Produktionsausweitung erfordern einen höheren Finanzierungsbedarf. Gleichzeitig dürften wir aber von variableren Kosten und Einsparungen im Personalbereich profitieren. Die Neuausrichtung sorgt für mehr Transparenz und zeigt, wofür MOLOGEN in der nahen Zukunft steht und welches seine Wertetreiber sind.

www.4investors.de: Welche Summe benötigt MOLOGEN, um die geplanten strategischen Maßnahmen und nächsten Entwicklungsschritte bei den Medikamentenprojekten durchzuführen?

Söhngen:
Mit der kürzlich angekündigten Kapitalerhöhung und der zusätzlichen Begebung einer Wandelschuldverschreibung streben wir einen Mittelzufluss in Höhe von rund 16 Millionen Euro an. Diese Mittel sollen für die weitere Umsetzung des Strategieprogramms „Next Level“ verwendet werden. Das Strategieprogramm umfasst die Konzentration der Entwicklungstätigkeiten auf das Hauptprodukt, die Immuntherapie Lefitolimod (MGN1703), und die Nachfolgemoleküle EnanDIM. Wir wollen in die weitere Entwicklung der laufenden klinischen Studien von Lefitolimod (MGN 1703) investieren: Eine Phase-III-Zulassungsstudie für Darmkrebs, eine Phase-II-Studie für kleinzelligen Lungenkrebs, eine Phase-I-Frühphasenstudie für HIV und eine Phase-I-Frühphasenstudie für fortgeschrittene solide Tumore als Kombinationsstudie mit dem MD Andersen Cancer Center, USA. Für zwei der genannten Studien erwarten wir Daten in 2017, darüber hinaus können wir die Rekrutierung der Phase-III-Studie IMPALA in Darmkrebs abschließen.

www.4investors.de: Können Sie die angesprochenen Kapitalmaßnahmen erläutern?

Söhngen:
Die Kapitalerhöhung und die Ausgabe der Wandelschuldverschreibung sollen den Finanzbedarf für die Umsetzung der neuen Strategie und die Weiterentwicklung der Pipeline decken. Im Rahmen der Kapitalerhöhung gegen Bareinlage planen wir die Ausgabe von rund 11,3 Millionen neuer Aktien zu einem Bezugspreis von 1,20 Euro. Hinzu kommt die Begebung einer Wandelschuldverschreibung mit einem Gesamtnennwert von 2,54 Millionen Euro. Unser größter Aktionär hat bereits verbindlich zugesagt, seine Bezugsrechte proportional zur Gesamtzeichnung der Kapitalmaßnahme auszuüben. Zusätzlich hat er von MOLOGEN das Recht erhalten, bis zu 1 Million weitere neue Aktien im Rahmen eines „Überbezugs“ von nicht bezogenen neuen Aktien zu erhalten. Besonders freut uns zudem, dass wir einen neuen internationalen Großinvestor gewinnen konnten: Die chinesische Unternehmensgruppe TowerCrest wird bis zu 3,4 Millionen nicht bezogene neue Aktien im Rahmen der internationalen Privatplatzierung erwerben. Bei einer Vollplatzierung der Kapitalerhöhung würde TowerCrest circa 10 Prozent am Grundkapital der MOLOGEN AG halten.

www.4investors.de: Wie beurteilen sie die Finanzierungssituation für deutsche Biotech-Unternehmen auf dem heimischen Finanzmarkt generell?

Söhngen:
Unsere Peer Group ist seit Jahren in der Lage, sich neu zu finanzieren, wobei jedes Unternehmen eine andere Ausgangssituation hat und unterschiedliche Wege wählt. Insbesondere wenn man offen für internationale Wege ist und Zugang zum US-Kapitalmarkt bekommen kann, lassen sich Biotech-Unternehmen i.d.R. etwas leichter refinanzieren. Das setzt natürlich voraus, dass die Märkte nicht allzu schlecht laufen. Das erste Halbjahr 2016 hat unserer Branche vom Marktsentiment her nicht gerade gut getan. Es bleibt also nicht nur im Hinblick auf das einzelne Unternehmen, sondern auch auf das Segment hin gesehen „spannend“ und anspruchsvoll.

www.4investors.de: Haben sie Alternativen zur Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital ins Auge gefasst und was gab letztlich den Ausschlag für die Entscheidung zur Kapitalerhöhung?

Söhngen:
Die Hauptversammlung hat der Gesellschaft die Genehmigungen für ein entsprechendes genehmigtes und bedingtes Kapital gegeben. Damit sind wir in der Lage, eben diese Kapitalia zu Refinanzierungszwecken auszunutzen. Auf diese Weise wird die Verwässerung der Aktionäre auch geringer gehalten.

www.4investors.de: Warum verfolgt MOLOGEN den Ansatz der kleinen Schritte bei der Finanzierung?

Söhngen:
Eine Verwässerung der Altaktionäre im Rahmen einer Refinanzierung ist immer ein großes Thema. Das Management muss viele „Stakeholderinteressen“ berücksichtigen. Im vorliegenden Fall hat sich die von uns gewählte Maßnahme unter Berücksichtigung aller Aspekte als die zielführendste herauskristallisiert, auch wenn wir als Management uns natürlich einen größeren Mittelzufluss im ersten Schritt gewünscht hätten.

www.4investors.de: Wie lange wird die Liquidität nach der Kapitalerhöhung reichen, wenn diese voll platziert werden kann?

Söhngen:
Bei vollständiger Platzierung der neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung sowie der Begebung der Wandelschuldverschreibung und ohne weitere Maßnahmen bzw. Zuflüsse aus Partnering/Lizensierung wäre MOLOGEN voraussichtlich bis ins vierte Quartal 2017 refinanziert.
 
www.4investors.de: Spielen mögliche Einnahmen zum Beispiel aus Upfront-Zahlungen derzeit eine Rolle bei ihren Finanzierungsplanungen?

Söhngen:
Selbstverständlich sind wir bestrebt, die Refinanzierung der Gesellschaft auch über Zuflüsse aus Zahlungen im Rahmen von Partner- und Lizenzverträgen zu realisieren. Allerdings sind Zeitpunkt und Höhe solcher Zuflüsse nicht exakt vorhersehbar.

www.4investors.de: Welche Veränderungen für den durchschnittlichen monatlichen Finanzmittelverbrauch sind im Vergleich zur ersten Jahreshälfte zu erwarten?

Söhngen:
Für das zweite Halbjahr 2016 gehen wir insbesondere aufgrund des Fortschritts bei der klinischen Studie IMPALA von einem tendenziell höheren Barmittelverbrauch aus, dies ist bereits in unserer Guidance für 2016 berücksichtigt.

www.4investors.de: MOLOGEN hat angekündigt, verstärkt mit möglichen Partnern sprechen zu wollen. Für welche Projekte werden vor allem Partner gesucht?

Söhngen:
Hier steht unser Hauptprodukt Lefitolimod im Fokus. Wir sind aber auch offen für Gespräche im Hinblick auf unsere anderen Produktkandidaten.

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