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Biofrontera Aktie: Kursrückgang hat „mit Substanz nichts zu tun“ - Interview

30.05.2016 07:33 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Hermann Lübbert, Vorstandsvorsitzender von Biofrontera, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: Biofrontera.

Ameluz soll Biofrontera in den kommenden Jahren mehrere Wachstumsschübe bringen. Im Interview mit der 4investors-Redaktion spricht Hermann Lübbert, Vorstandsvorsitzender von Biofrontera, über den jüngsten Kursrückgang der Biofrontera-Aktie und die weiteren Pläne des Unternehmens nach der jüngst erhaltenen US-Zulassung für Ameluz. In den USA treibt man den Vertriebsstart voran. Zudem macht man sich Gedanken um die weitere Finanzierung der Aktivitäten, ein Listing in den USA und arbeitet an zusätzlichen Zulassungen für das Hautmedikament.


www.4investors.de: Vor wenigen Tagen haben sie in den USA die erwartete Zulassung für Ameluz erhalten. Der Kurs ist dennoch seit Tagen im Abwärtstrend. War die FDA-Entscheidung bereits vorher eingepreist oder wie ist dieser Kursrückgang aus ihrer Sicht erklärbar?

Lübbert:
Wir haben als erstes kleines deutsches Pharmaunternehmen aus eigener Kraft eine Medikamentenzulassung für den US-Markt erhalten. Das haben viele nicht für möglich gehalten, und damit stoßen wir in eine neue Dimension für Biofrontera vor. Dass nach der Zulassung Verkaufsempfehlungen gegeben und auch befolgt wurden, ist aus kurzfristiger spekulativer Sicht nachvollziehbar, denn im vergangenen Jahr war unsere Aktie für unter zwei Euro zu haben. Die Aussicht bei Kursen von drei bis vier Euro Gewinne zu realisieren, war wohl für viele zu verlockend. Mit der Substanz von Biofrontera hat das nichts zu tun.

www.4investors.de: Wie werden sie den Vertrieb in den USA gestalten?

Lübbert:
Biofrontera bereitet den Markteintritt seit etwa einem Jahr vor. Wir konzentrieren uns zunächst auf drei regionale Zentren in den USA: Die nördliche Ostküste mit dem Standort Boston, die südliche Ostküste mit Florida und der Südwesten mit dem Fokus Kalifornien und Arizona. Dort wiederum sprechen wir zunächst große und innovative hautmedizinische Zentren an. Darüber hinaus sind wir bereits im Kontakt mit großen Krankenversicherungen. Durch dieses Vorgehen kommen wir mit einem sehr schlanken Vertriebsteam aus und erwarten dennoch von Beginn an eine große Wirkung.

www.4investors.de: Mit welchen Markteintrittskosten rechnen sie?

Lübbert:
Die Kosten für die Zulassung lassen sich nicht immer sauber trennen, aber in Summe sprechen wir über einen siebenstelligen Betrag.

www.4investors.de: Warum verzichten sie dort auf einen externen Partner?

Lübbert:
Wir haben sehr viele Ressourcen in die Entwicklung und Zulassung von Ameluz und der dazu gehörigen Lampe gesteckt – deswegen wäre es töricht, jetzt auf einen Großteil der zu erwartenden Erlöse zugunsten eines externen Vertriebspartners zu verzichten. Wir müssen nicht von Anfang an in der großen Fläche vertreten sein. Viel wichtiger ist die Konzentration auf Ballungszentren und innovative Hautärzte, um so einen Multiplikatoreffekt zu erzielen.

www.4investors.de: Gibt es schon Reaktionen von Fachärzten?

Lübbert:
Wir arbeiten bereits seit längerer Zeit mit einem Stab von medizinischen Beratern in den USA. Diese stellen unsere klinischen Daten der Fachwelt bereits seit einigen Monaten intensiv auf Kongressen und Fachtagungen vor. Dort haben wir ein sehr starkes positives Feedback bekommen.

www.4investors.de: Ihr Mitbewerber DUSA Pharmaceuticals erzielt in den USA mit einem Konkurrenzprodukt einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich. Ist das auch ihre Zielsetzung?

Lübbert:
Unser Medikament Ameluz hat in allen Vergleichsstudien bewiesen, dass die Wirksamkeit um fast 50 Prozent höher ist. Zudem erlaubt unsere Zulassung die Anwendung bei größeren Flächen, wodurch auch der starke Hautverjüngungseffekt der PDT die Therapiewahl positiv beeinflussen kann. In Deutschland sind wir im entsprechenden Markt bereits seit einigen Jahren mit großem Abstand Marktführer. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass wir in den USA einen sehr stattlichen Marktanteil erreichen können.

www.4investors.de: Welche Umsatzerwartungen haben sie in den USA im kommenden Jahr?

Lübbert:
Wir planen im September dieses Jahres mit der Vermarktung zu starten, was insbesondere durch die zur Herstellung benötigte Zeit bestimmt ist. Die Geschwindigkeit des Markteintritts wird dann von der Platzierung unserer PDT-Leuchte bestimmt, die in USA mit Ameluz zusammen zugelassen ist. Es gibt also einige Variablen, die einen konkreten Ausblick für den Rest des Jahres sehr schwer machen. Das starke Umsatzwachstum durch den amerikanischen Markt erwarten wir 2017.

www.4investors.de: Im Februar haben sie mittels Kapitalerhöhung 4,4 Millionen Euro netto hereingeholt. Bis wann reicht dieses Geld?

Lübbert:
Wir sind durch diese und eine weitere kleine Kapitalmaßnahme für das operative Geschäft in diesem Jahr gut durchfinanziert.

www.4investors.de: Eine weitere Kapitalerhöhung im Jahresverlauf ist somit wahrscheinlich?

Lübbert:
Wir prüfen immer mehrere Optionen für die Unternehmensfinanzierung, dazu gehört auch die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung noch in diesem Jahr.

www.4investors.de: Die USA sind zwar von besonderer Bedeutung für Biofrontera aber nicht ihr einziger Markt. Wie geht es mit Ameluz weiter, welches Potenzial gibt es außerhalb der USA?

Lübbert:
Unser nächster großer Wachstumsschritt wird wieder in Europa stattfinden. Bislang ist Ameluz nur für die Behandlung aktinischer Keratosen zugelassen. Derzeit läuft das Zulassungsverfahren für die Behandlung der Feldkanzerisierung, die wir in den kommenden Wochen erwarten. Der nächste Schritt wird die Ausweitung auf eine andere Hautkrebsart, nämlich das Basalzellkarzinom sein, die wir im Juni beantragen werden. Die Bearbeitung des Antrags wird etwa 6 Monate in Anspruch nehmen. Damit erschließen wir ein komplett neues Krankheitsbild mit einem in Europa sehr viel größeren Marktpotential für die Photodynamische Therapie.

www.4investors.de: In Deutschland wird Ameluz nur von Privatkassen übernommen. Bleibt es dabei oder setzen sie auf ein Einlenken der gesetzlichen Krankenkassen?

Lübbert:
Mit der Anerkennung von Aktinischer Keratose als Berufskrankheit durch die Berufsgenossenschaften und der damit einhergehenden Kostenübernahme ist ein erster Schritt in Richtung weiter gehender Kostenerstattung gemacht. Aber die Mühlen mahlen langsam. Deswegen haben wir für 2017 einen nächsten Schritt geplant, der Ameluz auch für gesetzlich Versicherte leichter zugänglich macht.

www.4investors.de: Diskutiert wird über eine Erweiterung der Zulassung von Ameluz für andere Behandlungen. Wie sieht hier der Zeitplan aus?

Lübbert:
Die europäische Zulassung für die Behandlung des Basalzellkarzinoms könnte noch in diesem Jahr kommen. Und Anfang 2017 erwarten wir die Zulassung für eine Tageslicht-Behandlung mit Ameluz. Dann könnte der Arzt in bestimmten Fällen auf die derzeit noch notwendige Lampe verzichten – und damit wäre Ameluz wahrscheinlich auch für gesetzlich Versicherte in Reichweite.

www.4investors.de: Wie sieht die Prognose für 2016 aus?

Lübbert:
2016 rechnen wir mit einem Umsatz von etwa 6 bis 7 Millionen Euro. Gleichzeitig werden wir 4 bis 5 Millionen Euro in Entwicklungs- und Zulassungskosten investieren, sowie 10 bis 11 Millionen Euro Vertriebskosten haben. Hiervon hat die Erschließung des US-Marktes natürlich den Löwenanteil. Unterm Strich rechnen wir mit einem Netto-Ergebnis von -11 bis -12 Millionen Euro, wobei uns natürlich jeder zusätzliche Euro Umsatz zugutekommt.

www.4investors.de: Es gibt nicht sonderlich viele europäische Gesellschaften in ihrer Größe mit einer Medikamenten-Zulassung in den USA. Wann steht ihre Übernahme an? Oder streben sie ein US-Listing an?

Lübbert:
Wir haben bei den vergangenen Kapitalmaßnahmen viel Interesse in den USA erfahren, sodass wir uns über ein Listing dort Gedanken machen. Die Zulassung für den US-Markt steigert die Aufmerksamkeit natürlich noch einmal. Eine Übernahme steht nicht in der Entscheidungsmacht des Vorstands – das werden die Aktionäre entscheiden, wenn ein Angebot kommen sollte. Wir sind jedoch der Meinung, dass der Markteintritt in den USA in den kommenden Jahren eine große Wertsteigerung bringen sollte und eine Übernahme zum derzeitigen Zeitpunkt nicht im Interesse der Aktionäre ist. Deshalb arbeiten wir auch nicht aktiv darauf hin.

www.4investors.de: Am 1. Januar 2017 wird eine Optionsanleihe fällig. Welche Pläne haben sie in dieser Hinsicht?

Lübbert:
Der Rückzahlungsbetrag beläuft sich auf etwa 8,7 Millionen Euro. Die Rückzahlung gehört zu dem Finanzierungspaket, über das wir uns derzeit Gedanken machen. Mit dem nun deutlich gestiegenen Marktpotenzial im operativen Geschäft ist natürlich auch hier unsere Position besser geworden.

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