Adler Group - Bewertungs-Abschlag zeigt: Börse vertraut den Zahlen nicht
Neuigkeiten kommen vom stark unter Druck und in der Kritik stehenden Immobilien-Unternehmen Adler Group. Zum einen hat die Gesellschaft Zahlen vorgelegt, zum anderen eine bemerkenswerte Personalie gemeldet: So legt Bernd Schade, Vorstand der Adler-Tochter Consus Real Estate AG, sein Amt mit Wirkung zum 7. Juni 2022 nieder. Schade war erst seit dem 1. November des vergangenen Jahres Vorstand bei der Adler-Tochter, deren Eigenkapital jüngst ins Negative gerutscht ist - wir berichteten.
Der schnelle Abgang des Managers nur wenige Monate nach seiner Berufung und nach der jüngsten Warnung der Gesellschaft vor dem Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals lässt aufhorchen. Schade sollte eigentlich Ordnung in die vielen Probleme bei den Immobilien-Projekten der Gesellschaft bringen. Zum Grund des Rückzugs nennt man keine Details.
Neuer Vorstand soll ab dem 7. Juni Sven-Christian Frank werden. Consus Real Estate gehört mehrheitlich zur Adler Group, die mehr als 90 Prozent der Aktien hält. „Nach seiner Bestellung wird sich der neue Vorstand der Gesellschaft umgehend mit der wirtschaftlichen Situation der Gesellschaft befassen, um eine Hauptversammlung zur Anzeige des hälftigen Verlusts des Grundkapitals einzuberufen”, heißt es von Consus Real Estate.
Die gestern Abend gemeldeten Quartalszahlen der Adler Group (WKN: A14U78, ISIN: LU1250154413, Chart, News) hatten kurz für einen Kursanstieg der Aktie gesorgt, aktuell aber findet sich das Immobilien-Papier wieder unter Druck. Die positive Reaktion hatte vor allem die Bestätigung der Prognose für das laufende Jahr ausgelöst. So erwartet die Adler Group Nettomieterträge zwischen 203 Millionen Euro und 212 Millionen Euro sowie Funds from Operations zwischen 73 Millionen Euro und 76 Millionen Euro.
Im ersten Quartal ist allerdings auch der Verschuldungsgrad der Gruppe wieder gestiegen und liegt bei 52 Prozent nach 50,9 Prozent per Ende 2021. „Bislang hat die Adler Group mehr als die Hälfte der im Jahr 2022 auslaufenden Fremdfinanzierungen planmäßig zurückgeführt oder verlängert”, so das Unternehmen, dem jüngst vom Wirtschaftsprüfer KPMG das Testat für die Bilanz 2021 verweigert wurde. Entsprechend hält sich das Vertrauen in das Zahlenwerk der Gesellschaft stark in Grenzen. Das zeigt auch die Differenz zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem inneren Wert, den die Adler Group nach ihren eigenen Berechnungen bei 35,75 Euro je Aktie sieht. An der Börse sieht man das deutlich anders.
Für das erste Quartal 2021 melden die Luxemburger Nettomieterträge von 71,1 Millionen Euro nach 84,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Allerdings hat man sich von diversen Immobilien getrennt, was die Zahlen nur bedingt vergleichbar macht. Flächenbereinigt sei ein Mietwachstum in Höhe von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal angefallen. Bei den Funds from Operations führt das verkleinerte Immobilien-Portfolio zu einem Rückgang von 32,3 Millionen Euro auf 29,7 Millionen Euro. Das EBITDA aus der Vermietung fällt von 54,2 Millionen Euro auf 48,6 Millionen Euro. Per Ende März liege die Liquiditätsausstattung der Adler Group bei 760 Millionen Euro, so das Unternehmen.