Börse am Morgen: Puma, ifo-Zahlen, Kreditnachfrage und Sparquote - Nord LB
Die europ. Wirtschaft hat im Oktober überraschend ihre Talfahrt beschleunigt. Laut einer Umfrage des Finanzdienstleisters S&P Global sank der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Service-Sektor zusammen auf den tiefsten Stand seit rd. drei Jahren (um 0,7 auf 46,5 Zähler).
Mit einer Sparquote von über 11% legen die dt. Verbraucher in Angesicht einer sich abschwächenden Wirtschaft und einem steigendem Rezessionsrisiko im Verhältnis aber immer noch (oder gerade deshalb) viel Geld auf die hohe Kante. Auf Monatssicht korrespondiert die Quote von 11,3% mit einem durchschn. Sparbetrag i. H. v. EUR 260 je Einwohner. In Italien liegt die Quote bspw. nur bei 2,1%, in den USA bei 3,7%. Japan (5,4%) und Österreich (8,8%) weisen ebenfalls niedrigere Sparquoten als Deutschland aus. Die Schweizer Eidgenossen (18,4%) und Niederländer (12,7%) sparen im OECD-Vergleich am Meisten.
Die Nachfrage nach Firmenkrediten im Euroraum schwächt sich weiter deutlich ab. Banken berichteten in der gestern von der EZB pubizierten Erhebung über einen kräftigen Rückgang bei Unternehmensdarlehen in Q3. Die Abschwächung sei stärker als erwartet ausgefallen. Neben den Rückgang bei Unternehmenskredsiten sank auch die Nachfrage nach Immobilien- und Konsumentenkrediten. Für Q4 wird keine Trendumkehr antizipiert. Hohe Zinsen, geringere Anlageninvestitionen der Unternehmen, ein niedriges Verbrauchervertrauen und schlechtere Aussichten für den Immobilienmarkt werden als Haupttreiber genannt. Zusätzlich zu der nachlassenden Nachfrage verschärften die europ. Banken ihre Vergabestandards für Firmenkredite. Standards für kleinere und mittelgroße Unternehmen sind dabei stärker verschärft worden als diejenigen für Large Corporates. Auch für private Wohnungsbaukredite sowie für Konsumentendarlehen wurden die Kreditrichtlinien laut EZB-Umfrage verschärft.
Tagesausblick
Heute steht eindeutig die Veröffentlichung der Zahlen zum ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus der Finanzmärkte – zumindest in Europa! Wir gehen angesichts der bereits vorliegenden Vorgaben vom deutschen Sentix und der ZEW-Umfrage davon aus, dass sich der ifo-Gesamtindex im Oktober auf 88,2 Punkte weiter abschwächen wird. Während sich die ifo-Geschäftserwartungen immerhin minimal auf 83,0 Punkte verbessern können, dürfte sich die ifo-Geschäftsbeurteilung etwas deutlicher auf 88,2 Punkte verschlechtern. Insgesamt hält also der gefühlte (und erlebte) Abschwung weiter an und ein Weg in die (wie auch immer definierte) erneute Rezession ist höchst wahrscheinlich. Denn: Sollte im III. Quartal erneut ein Minuswachstum beim deutschen BIP herauskommen, würde die deutsche Volkswirtschaft von den vergangenen sechs Quartalen nur ein Quartal mit einem Plus aufweisen. Dann nennt man dann wohl schleichend auf der Abschleppspur!
Renten- und Aktienmärkte
Am europ. Rentenmarkt waren gestern Staatsanleihen weiter gesucht. Der Renditeabstand von ital. zu dt. Bundesanleihen verringerte sich im Tagesverlauf auf unter 200 Basispunkte. In Summe atmete der Markt etwas auf und präsentierte sich freundlicher, nachdem die weltweit anerkannten Bondexperten Bill Ackman und Bill Gross sagten, der Absturz der US-Treasuries sei zu weit gegangen. Zu Beginn der Woche war die 10-jährige Treasury-Rendite nämlich erstmals seit 2007 auf über 5% gestiegen und erreichte damit ein 16-Jahreshoch. Gestern rentierten USTreasuries bei 4,84% (+1 Basispunkt).
Raus aus Anleihen, rein in Aktien. Die fallenden Kapitalmarktrenditen wirkten für die Aktienmärkte preisunterstützend. DAX +0,54%; MDAX +1,43%; TecDAX +1,06%, Dow +0,62%; S&P 500 +0,73%; Nasdaq Comp. +0,93%.
Unternehmen
Der weltweit drittgrößte Sportartikelkonzern Puma mußte in Q3 Gewinneinbußen hinnehmen und wächst langsamer. Zwar liegt der Umsatz mit EUR 6,62 Mrd. rd. 10% über dem Vorjahr, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) notiert aber 12% niedriger. Im laufenden Jahr rechnet Puma nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum um bis zu 9% sowie einem EBIT auf Vorjahresniveau (EUR 590 Mio. bis Eur 670 Mio. (2022: EUR 641 Mio.). Für das trationell schwächste Quartal im Jahr (Q4) gibt sich Puma vorsichtig optimistisch.
Devisen und Rohstoffe
Die europäische Gemeinschaftswährung litt gestern unter den negativen Wirtschaftssignalen der S&P Einkaufsmanagerumfrage. Nach den Rückgängen der letzten Tage konsolidierten die Ölpreise am Dienstag weiter.
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