DAX pendelt um 12.000 Punkte: Ist das schon chronischer Optimismus? - Nord LB Kolumne
Die globalen Aktienmärkte konnten sich zuletzt – trotz des weiterhin schwierigen ökonomischen Umfeldes – recht nachhaltig erholen. Dem DAX ist in diesem Umfeld heute am Vormittag sogar der Sprung über die Marke von 12.000 Zählern gelungen. Die Marktteilnehmer scheinen immer stärker auf weltweit erfolgreiche Lockerungen der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus zu setzen. Dieses Umfeld könnte in vielen Ländern durchaus Spielraum für ein starkes Wirtschaftswachstum im 2. Halbjahr schaffen.
Zunächst drohen aber vor allem in Europa und Nordamerika extrem schwache Konjunkturdaten im II. Quartal. Insofern herrscht am globalen Aktienmarkt aktuell ein fast schon chronischer Optimismus vor. Die Anleger setzen somit wohl vor allem auf eine wirklich glänzende Zukunft. Die in den Kursen der Dividendenpapiere momentan eingepreisten Szenarien sind sicherlich nicht völlig unrealistisch, an den Börsen ist nun aber fast schon eine Art Euphorie spürbar. Niedrige (oder sogar negative) Zinsen sprechen sicherlich grundsätzlich für die Asset-Klasse Aktien, jedoch steigt aufgrund des inzwischen hohen Bewertungsniveaus der Dividendenpapiere ohne jeden Zweifel die Gefahr von Rückschlägen. Auslöser könnten beispielsweise schon einfach nur Gewinnmitnahmen sein.
Der DAX bleibt im Schlepptau der US-Börsen. In New York konnte sich der S&P 500 gestern recht nachhaltig oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Punkten stabilisieren. Zwischenzeitlich hatten Sorgen um einen neuen Handelsstreit zwischen Washington und Peking die Kurse der Dividendenpapiere zwar weltweit belastet, relativ moderate Töne Donald Trumps haben am vergangenen Freitag aber zu deutlichen Entspannungstendenzen an den Börsen geführt. Das Verhältnis zwischen den USA und China dürfte jedoch angespannt bleiben. Politischer Zwist zwischen beiden Ländern könnte die internationalen Aktienmärkte also perspektivisch schon noch nachhaltiger belasten.
Fazit: Beim DAX ist heute die Marke von 12.000 Punkten in den Fokus gerückt. Der deutsche Leitindex pendelt aktuell um diesen Wert. Die Anleger blicken somit positiv in die Zukunft. Damit erhöht sich unserer Auffassung nach die Gefahr von Rückschlägen. Eine relevante Frage dürfte vor allem sein, ob die internationalen Aktienmärkte die schwachen Wirtschaftsdaten, die im II. Quartal drohen, wirklich angemessen einpreisen. Das schwierige ökonomische Umfeld wird nämlich ohne jeden Zweifel noch auf die Bilanzen der Unternehmen drücken. Zudem muss der sich abzeichnende Konflikt zwischen den USA und China im Auge behalten werden. Beide Länder haben zwar eigentlich kein ökonomisches Interesse, die Spannungen weiter zu verschärfen, vor allem die Eigendynamik des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA kann an dieser Stelle aber schnell zu negativen Nachrichten führen.