Wirecard Aktie: Sechs Dinge, die für Anleger nun wichtig sind
Wohl kaum eine Aktie im DAX polarisiert derzeit ähnlich stark wie die Wirecard Aktie - nehmen wir mal die Deutsche Bank in Sachen Bankenfusion und Vergangenheitsbewältigung sowie die Bayer Aktie mit dem Monsanto-Desaster aus. Auch ohne Shortselling-Attacken, denen die BAFin einen Riegel vorgeschoben hat, ist der Aktienkurs hoch volatil und steht gewaltig unter Druck. Das Crash-Tief bei 86 Euro war gestern nach einem Absturz auf 93,12 Euro nicht mehr weit entfernt. Wir nennen die Punkte, die in den nächsten Wochen für Anleger und Wirecard Aktie wichtige Faktoren und Meilensteine sein werden.
- Ausblick auf 2019: Wirecard-typisch ist eine eher konservativer ausfallende Prognose für das Jahr, die man dann im Jahresverlauf anhebt - das sorgt meist für gute Laune an der Börse und hilft gegen allzu renitente Shortseller. Und so war hinter vorgehaltener Hand in der letzten Zeit immer wieder mal zu hören, dass das auch 2019 der Fall sein könnte. Wirecard-Chef Markus Braun betont regelmäßig, wie stark das operative Geschäft verläuft. Spätestens mit der Vorlage der Bilanz, derzeit für den 4. April geplant, wird sich Wirecard zu der Prognose neu äußern. Kommt hier eine Überraschung? Der süddeutsche Fintech-Konzern rechnet für 2019 bisher mit einem operativen Gewinnanstieg auf EBITDA-Basis auf eine Summe zwischen 740 Millionen Euro und 800 Millionen Euro
- Bilanz 2018: Eckdaten hat Wirecard zwar schon Ende Januar vorgelegt, doch die umfassten lediglich Umsatz und EBITDA, keine weitergehenden Ergebnisdaten. Das vergangene Jahr hat Wirecard mit einem operativen Gewinn von 568,3 Millionen Euro abgeschlossen - im Vorjahreszeitraum fielen 412,6 Millionen Euro EBITDA an. Mit dem Gewinnanstieg erreicht der DAX-notierte Konzern das obere Ende seiner operativen Gewinnprognose, die im November 2018 auf 550 Millionen Euro bis 570 Millionen Euro erhöht wurde. Zugleich konnte das Unternehmen seinen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro steigern. Angesichts der Berichte der „Financial Times” über Unregelmäßigkeiten im Asien-Geschäft stehen die Wirtschaftsprüfer unter enormen Druck. Daher wird spannend sein, ob die vorläufig gemeldeten Zahlen bestätigt werden und was sich unterhalb des EBITDA so tut.
- Chartanalyse: Wirecards Aktienkurs stand gestern wieder deutlich unter Druck, fiel bis auf 93,12 Euro, konnte aber erholt bei 99 Euro aus dem Handel gehen. In der technischen Analyse zeigt sich für die Wirecard Aktie (aktuelle Indikationen am Dienstagmorgen: 100,70/101,40 Euro) weiter eine höchst wackelige Lage, die auch einen erneuten Test des Crash-Tiefs bei 86 Euro nicht ausschließt. Alle derzeit wichtigen charttechnischen Details lesen Sie in unserem aktuellen 4investors-Chartcheck zur Wirecard Aktie - hier klicken.
- Ermittlungen der Behörden: Seit die „Financial Times” ihre Serie von Berichten über möglicherweise strafbare Unregelmäßigkeiten im Asien-Geschäft des Fintech-Konzerns gestartet hat, haben diverse Behörden Ermittlungen aufgenommen. Während sich die Behörden in Singapur auf die Aufklärung der Unregelmäßigkeiten konzentrieren, werden hierzulande mögliche Marktmanipulationen durch Shortseller genauer unter die Lupe genommen - nicht zum ersten Mal. Die Untersuchungen sind die einzigen Aufklärungsarbeiten, die komplett unabhängig vom Unternehmen laufen. Wann Ergebnisse vorliegen werden, ist unbekannt.
- Shortseller-Bann der BAFin: Die exorbitanten Kursturbulenzen haben die BAFin im Februar veranlasst, ein Verbot für den Aufbau neuer Nettoleerverkaufspositionen in der Wirecard Aktie zu verhängen. Ein einmaliger, viel kritisierter Vorgang. Dass vor allem Shortseller gegen die Entscheidung Sturm laufen, liegt in der Natur der Sache. Doch das Lager der Kritiker geht weit über diese Gruppe hinaus. Mitte April läuft der zweimonatige Bann aus - also weit nach der geplanten Bilanzvorlage durch Wirecard für das Jahr 2018.
- Untersuchungsbericht der Anwaltskanzlei Rajah & Tann: Der Bericht soll Licht ins Dunkel der Ereignisse im Asien-Geschäft von Wirecard bringen, die den Kurs haben heftig abstürzen lassen. Zumindest hofft man das an der Börse. Wirecard betont seit längerem, dass die großen Schritte für den Bericht absolviert seien. Zuletzt hieß es, dass dieser in Kürze vorgelegt werde. Malus: Rajah & Tann ist regelmäßig für Wirecard aktiv und der Bericht wird im Auftrag Wirecards erstellt - das könnte vor allem von Shortsellern im Kampf um die Deutungshoheit argumentativ gegen das Unternehmen verwendet werden.